Gedenkbuch

Moser, Jenny

geb. Heidt

Jenny Moser kam am 17. Juni 1892 in Warburg als Tochter des Ehepaars Simon und Eva Heidt, geborene Strauss, zur Welt. Ihr Vater war 1863 in Gymnich bei Euskirchen zur Welt gekommen. Ihre Eltern hatten am 17. August 1891 in Millingen bei Rees, dem Geburtsort ihrer Mutter, geheiratet. Jennys Schwester Claire kam am 29. Juni 1893 zur Welt. Ein Jahr später folgte am 10. Oktober 1894 ihre Schwester Helene. Ihre jüngste Schwester Elfriede wurde 1898 geboren. Sie hatte auch einen Bruder namens Ernst Heidt (geboren 1901), der Soldat in der französischen Fremdenlegion geworden sein soll.

Ihr Vater betrieb in Warburg Am Markt 15 eine Metzgerei und Speisewirtschaft. Ihre Schwester Klara heiratete vor dem Ersten Weltkrieg Richard Bloch und zog mit ihm nach Krefeld. Ihre Schwester Helene heiratete 1920 in Warburg den Metzger Wilhelm Voos aus Frechen.

Jenny heiratete Sally (Salomon) Moser (eigentlich Moses). Ihr Mann stammte aus Kaldenkirchen, wo er am 24. Mai 1884 zur Welt gekommen war. Ihr erstes Kind, der Sohn Hans, wurde am 10. Juni 1918 in Paderborn geboren. Danach zog Jenny mit Mann und Kind nach Wuppertal-Elberfeld. Dort wurde am 3. Juni 1920 der Sohn Kurt Erich geboren. Im Familienalltag wurde er nur Erich genannt. Die Tochter Eva kam schließlich als letztes Kind am 2. Juli 1923 in Wuppertal-Elberfeld zur Welt.

Ihr Mann Sally Moser arbeitete als Handelsvertreter in Wuppertal. Am 27. Dezember 1935 verstarb ihre Mutter Eva Heidt in Wuppertal-Elberfeld im Alter von 72 Jahren. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Warburg begraben. Aus Wuppertal-Elberfeld zog die Familie Moser am 18. März 1938 nach Düsseldorf. So wohnte Jenny Moser nun mit ihrem Mann und den beiden jüngeren Kindern in der Zietenstraße 16. Ihr Vater Simon Heidt zog kurze Zeit später aus Warburg zu ihnen in die Zietenstraße 16. Am 10. Oktober 1938 meldete sich ihr Sohn Erich Moser in Düsseldorf mit Ziel „Werkdorp Niewesluis“ Niederlande ab. Dort befand sich auch schon ihr Sohn Hans. Jenny Moser blieb mit ihrem Mann, der Tochter Eva und ihrem Vater Simon Heidt in Düsseldorf.
In der Wohnung in der Zietenstraße erlitten sie die Pogromnacht 1938. Am 1. Dezember 1938 zogen sie in die Konkordiastraße 66. Ihre Tochter Eva konnte mit einem Kindertransport am 30. Juni 1939 nach London emigrieren. Ihre Schwester Helene emigrierte im September 1939 mit ihrem Ehemann Willi Voos nach Amerika. 

Am 13. Juni 1940 verfasste ihre Tochter Eva in Großbritannien einen Rot-Kreuz-Brief für sie. Sie schrieb: „Geliebte Mutti. Allerherrlichste Wünsche zum Geburtstag und alles Gute wünsche von ganzem Herzen Dir Deine Eva. Kuß für alle.“ Jenny Moser antworte am 25. August 1940: „Geliebtes Kind! Dank für heutigen Glückwunsch. Erwidere denselben herzlichst. Jungens und uns gehts gut. Alle gesund. Du auch? Antworte baldmöglichst. Innige Küsse Mutti, Vati, Opa“. Am 13. April 1941 verstarb ihr Vater Simon Heidt im Altenheim der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf im Haus Grafenberger Allee 78. Er erhielt einen Grabstein neben dem seiner Frau auf dem jüdischen Friedhof in Warburg.

Am 10. November 1941 wurde Jenny Moser zusammen mit ihrem Ehemann Sally vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Minsk deportiert. Es gelang ihnen in der Folgezeit mehrfach Nachrichten an ihre Söhne in den Niederlanden zu schicken. Ihr Sohn Hans schrieb am 5. Dezember 1942 an seine Schwester Eva in England: „(…) Die Eltern schreiben ganz gut“. Am 28. August 1943 verfasste Hans eine Nachricht an Eva: „Erich and I are well, from parents no news.“ Das letzte Lebenszeichen von Jenny und Sally Moser war im September 1942 bei ihm eingegangen. Sie haben nicht überlebt. Auch ihr Sohn Erich wurde 1943 aus den Niederlanden deportiert und im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Ihr Sohn Hans Moser überlebte die Deportation.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf