Gedenkbuch

Blech, Salli

Salli Blech kam am 7. August 1889 als zweites Kind des Metzgers Joseph Blech (geboren 1860) und seiner Frau Juliane Blech (geboren 1851), geborene Harf, in Hochneukirch zur Welt. Er hatte mit Sabine (geboren 1888) eine ältere Schwester. Der Familiename Blech wurde er später angenommen. Zunächst schrieb sich seine Familie Bleeck.

Am 12. November 1918 heiratete Salli Blech die in Recklinghausen geborene Helene Frankenberg (geboren 1893). Seine jüngere Schwester Sabine Blech heiratete den älteren Bruder seiner Frau Friedrich Frankenberg. Am 3. September 1919 kam Sallis und Helenes einziges Kind Helmut in Düsseldorf zur Welt. Fünf Jahre nach der Geburt seines Sohnes verstarb Sallis Vater Joseph Blech im April 1924 im Alter von 64 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Jüchen-Hochneukirch begraben.

Salli und Helene Blech wohnten in Düsseldorf, wo Salli Blech bis zu seiner Pensionierung im Oktober 1937 beim Bankhaus Siegfried Falk auf der Steinstraße 20 als Prokurist arbeitete. Sein Sohn Helmut feierte am 10. September 1932 seine Barmizwa, worüber in der Gemeindezeitung berichtet wurde. Zu dieser Zeit wohnte die Familie in der zweiten Etage auf der Steinstraße 20, wo sie bereits seit mindestens 1924 lebten. Hier befand sich auch Sallis Arbeitsstelle. In der Nacht zum 16. Oktober 1935 verstarb seine Mutter Juliane Blech im 85. Lebensjahr. Salli Blech veröffentliche eine Traueranzeige in der Gemeindezeitung für den Synagogenbezirk Düsseldorf, Nr. 3, 5 Jg.am 20. Oktober 1934. Seine Mutter wurde im Grab der Familie Blech auf dem Jüdischen Friedhof Jüchen-Hochneukirch begraben.

Mitte des Jahres 1937 leitete die Gestapo Ermittlungen gegen Salli Blech ein, der angeblich „genaue Kenntnis über die Zusammenhänge der Auflösung der UOBB“ gehabt haben soll. Die UOBB, auch Unabhängiger Orden Bne Briss, war eine jüdische Organisation, die 1843 zunächst in New York und 1883 als Ableger in Berlin gegründet wurde. Im April 1937 mussten alle Logen aufgelöst werden und es kam in Düsseldorf zu zahlreichen Verhaftungen. Am 13. September 1937 vermerkte die Gestapo: „Die Ermittlungen über den Juden Salli Blech konnten bisher nicht zum Abschluss gebracht werden, da ein V-Mann, der angeblich ein guter Kenner der persönlichen Verhältnisse des Blech ist, sich zur Zeit in Berlin aufhält und daher nicht gehört werden konnte.“ Die Ermittlungen gegen Sally Blech wurden jedoch letztlich von der Gestapo als ergebnislos eingestellt.

1940 wohnten die Familie auf der Ellerstraße 155. Von hier aus zogen sie im November 1941 zur Untermiete in ein sogenanntes Judenhaus auf der Graf-Recke-Straße 21. Ende Juli 1941 hatte Salli Blech für sich und seine Familie noch Reisepässe beantragt, um aus dem Deutschen Reich auswandern zu können. Der Familie gelang eine rechtzeitige Emigration jedoch nicht.

Nur wenige Monate später wurden Salli Blech und seine Familie am 11. Dezember 1941 von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert, wo Salli am 20. September 1942 im Zentrallazarett starb. In der Sterbeurkunde wurden ein Herz- und Blasenleiden als Todesursachen verzeichnet. Am 26. März 1942 schrieb die Commerzbank in Düsseldorf an die Gestapo Düsseldorf: „Wir erhalten von dem Oberfinanzpräsidenten Düsseldorf (…) die Mitteilung, dass das Vermögen des Juden Sali Israel Blech (…) auf Grund des § 3 der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.41 dem Reich verfallen ist. Gleichzeitig werden wir aufgefordert, die bei uns bestehenden Werte: Guthaben (…) RM 2.056, Wertpapierdepot RM 4.000 (…) an die Oberfinanzkasse zu überweisen. (…) Wir bemerken noch, dass Bl. uns unter dem 11.12.41 mitgeteilt hat, dass er nach Riga evakuiert werden würde.“

Für Sallis Frau Helene und seinen Sohn Helmut sind aus dem Ghetto Riga keine Dokumente und Informationen überliefert. Sie haben nicht überlebt.

Sallis jüngere Schwester Sabine Frankenberg, geborene Blech, wurde mit ihrer Familie mit demselben Transport am 11. Dezember 1941 in das Ghetto in Riga deportiert. Sallis Schwager Friedrich Frankenberg starb 1944 im Konzentrationslager Buchenwald. Sallis Schwester Sabine wurde aus dem Konzentrationslager befreit und überlebte den Holocaust.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf