Gedenkbuch

Sostheim, Erna

geb. Sostheim

Am 16. Juli 1894 kam Erna Sostheim in Lingen als Tochter von Samuel und Helene Sostheim, geborene Rosengarten, zur Welt. Sie hatte noch einen Bruder, Erich Louis Sostheim, der am 15. Dezember 1896 in Lingen geboren wurde. Ihr Vater Salomon Sostheim stammte aus Peckelsheim, wo er am 13. März 1868 zur Welt gekommen war. Ihre Mutter Helene war am 25. Dezember 1869 in Ostherbede bei Witten geboren worden.

Ihr Vater Salomon Sostheim arbeitete als Kaufmann und Handelsagent. Bis 1900 lebte die Familie in Lingen dann zogen sie nach Münster. Dort lebten sie zunächst in der Ludgeristraße 6, später in der Hammer Straße 15. Seit 1911 wohnte die Familie dann in der Industriestraße 38. Das Haus gehörte der Familie.

Ende des Jahres 1918 verlobte sich Erna Sostheim mit Ernst Sostheim. Ihr Verlobter wohnte zu dieser Zeit bereits in Düsseldorf in der Fischerstraße 32. Er war am 14. Januar 1890 in Neuss am Rhein zur Welt gekommen.

Am 3. Januar 1922 heiratete Erna Sostheim in Münster ihren Verlobten und zog zu ihm nach Düsseldorf. Hier lebten auch die Eltern und Geschwister ihres Mannes, und die Familie traf sich oft zum gemeinsamen Essen oder Freizeitaktivitäten. Ihr Sohn Gert Sali wurde am 23. Juli 1923 in Düsseldorf geboren. Am 26. März 1926 kam dann in Düsseldorf ihr Sohn Heinz zur Welt. Die Familie wohnte im Haus Fischerstraße 32. Erna Sostheim führte mit ihrer Familie ein gutbürgerliches Leben, ein Auto war vorhanden, und am Wochenende unternahm man Ausflüge in die nähere Umgebung oder traf sich mit der Familie. 

In der Pogromnacht 1938 wurde ihr Ehemann Ernst Sostheim verhaftet. Vom 10. bis zum 16. November 1938 wurde er im Polizeigefängnis von Düsseldorf festgehalten. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Dachau gebracht und am 17. November mit der Häftlingsnummer 27988 inhaftiert. Nach seiner Entlassung am 6. Dezember 1938 kehrte er zu ihnen nach Düsseldorf zurück. 

Das ganze Geschehen war ein Schock für die Familie. Man beschloss die Chance zu nutzen, einen der Söhne ins sichere Ausland zu geben. Am 14. Februar 1939 konnte der 16 Jahre alte Sohn Gert mit einem Kindertransport nach England ausreisen. Ihr jüngerer Sohn Heinz blieb bei ihnen in Düsseldorf. Ihr Ehemann Ernst Sostheim musste zuletzt im Rahmen des „Jüdischen Arbeitseinsatzes“ Zwangsarbeit in Düsseldorf verrichten. Ihr Sohn Heinz Sostheim konnte bis 1940 die jüdische Schule in Düsseldorf besuchen.

Ihre Eltern und ihr Bruder Erich, der als Vertreter gearbeitet hatte, lebten weiterhin in Münster. Sie mussten im Februar 1940 in das „Judenhaus“ Salzstraße 3 umziehen.

Erna Sostheim wurde am 27. Oktober 1941 zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn Heinz von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie mit anderen Personen in das Zimmer 10 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Nach der Deportation wurde ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmt und zwangsversteigert. In der von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögenserklärung wurde daraufhin der Vermerk eingetragen: „Nur ein Versteigerungserlös von RM 1.451,55 vorhanden“.

Im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź wurde sie zusammen mit ihrem Mann Ernst Sostheim und ihrem Sohn Heinz am 10. Mai 1942 mit dem VII. Transport in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und ermordet. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf