Gedenkbuch

Liebergall, Osias Oswald

Osias Oswald Liebergall wurde am 11. Mai 1887 in Tarnopol geboren. Seine Eltern waren Leib und Rachela Liebergall, geborene Spiegelglas.

Er arbeitete als Kaufmann und war Mitinhaber der Firma „Liebergall & Boehm“ in Düsseldorf. Die Firma führte er mit Alfred Boehm. 1914 war die Geschäftsadresse Bismarckstraße 65. Später war die Firma in der Steinstraße 83. Die Firma handelte mit Speisekartoffeln und Landesprodukten.

1921 wohnte Osias Oswald Liebergall in Düsseldorf in der Alexanderstraße 25a. Am 12. April 1921 heiratete er in Berlin Charlottenburg Laura Schrubski. Seine Frau war am 29. Januar 1894 in Landsberg an der Warthe zur Welt gekommen und wurde in der Familie Lotte genannt. Die beiden Eheleute beantragten Gütertrennung, wie die 5. Ausgabe des Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1924 vermeldete.

Am 16. Juni 1923 kam in Düsseldorf seine Tochter Ilse zur Welt. 1925 wollte sich Osias Oswald Liebergall einbürgern lassen, dies wurde jedoch abgewiesen. Er wohnte mit seiner Familie in Düsseldorf mittlerweile in der Augustastraße 37. Im Mai 1934 mussten er und sein Mitinhaber Alfred Boehm Konkurs anmelden.

Am 3. März 1938 erhielt er von den deutschen Behörden die Anweisung, Deutschland zu verlassen. Zwei Tage später emigrierte er zunächst in die Niederlande. Später befand er sich in Belgien. Dorthin hatte sich seine Frau am 8. Mai 1939 offiziell abgemeldet. Das Ehepaar wohnte nun in Brüssel. Nach dem Überfall der Deutschen auf Belgien 1940 war Osias Oswald Liebergall als jüdischer Flüchtling wieder in Gefahr.

Am 29. August 1941 verhängten die deutschen Besatzer eine Ausgangssperre für Juden. Außerdem wurden alle jüdischen Bewohner gezwungen in Brüssel, Antwerpen, Lüttich oder Charleroi zu leben. Ein legales Verlassen des Landes war nun nicht mehr möglich. Am 27. Mai 1942 wurde der sogenannte Judenstern auch im besetzten Belgien eingeführt. 

Zuletzt wohnte Osias Oswald Liebergall im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek in der Rue Vandeweyer 44. 1944 wurde er verhaftet und kam in das Internierungslager Mechelen (Malines).

Vom Internierungslager Mechelen (Malines) wurde Osias Oswald Liebergall am 31. Juli 1944 mit dem XXVI. Transport ins Vernichtungslager  Auschwitz deportiert. Der Zug erreichte das Vernichtungslager Auschwitz am 21. Mai 1944. Nach der „Selektion“ an der Rampe im Lager Auschwitz-Birkenau wurden 300 Männer als Häftlinge aufgenommen. Weitere 300 Menschen wurden direkt in den Gaskammern ermordet. In welcher Gruppe Osias Oswald Liebergall war läßt sich nicht feststellen. Er hat nicht überlebt.

Seine Frau und seine Tochter überlebten die Verfolgungszeit und lebten nach dem Krieg in den Vereinigten Staaten. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf