Gedenkbuch

Frank, Albert

Albert Frank kam am 17. Juni 1869 in Gleidingen bei Niedermarsberg als Sohn von Moses und Elisabeth Frank, geborene Weinberg, zur Welt. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete später als Kaufmann. Am 7. November 1893 heiratete er in Niedermarsberg Emilie Reis. Seine Frau war am 27. September 1865 als Kind der Eheleute Bernhard und Jenny Reis, geborene Sternberg, in Leitmar im Kreis Brilon zur Welt gekommen. Im Jahr 1893 zogen sie von Mettmann nach Düsseldorf. Zunächst wohnten sie in der Immermannstraße 6. Am 18. März 1895 kam in Düsseldorf ihre Tochter Elisabeth, genannt Elsbeth, zur Welt. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Vermutlich wurde sie im Ersten Weltkrieg zum Einsatz herangezogen, da sie in einem Ghetto-Dokument in einer Liste von Militär-Angehörigen geführt wurde. Nach dem Krieg heiratete ihre Tochter am 18. Februar 1919 den Arzt Dr. Max Rosenberg. Albert Franks Enkelin Anneliese wurde am 22. Januar 1920 in Düsseldorf geboren. Die Familie Rosenberg lebte seit dem 20. Februar 1920 im eigenen Haus in der Derendorfer Straße 47. Sein Schwiegersohn Max Rosenberg verstarb am 10. Dezember 1934, woraufhin ihre Tochter als Witwe Elsbeth Rosenberg ihren Lebensunterhalt von einer Rente der Reichs-Ärztekammer Düsseldorf in Höhe von 31,20 RM bestreiten musste. Sicher halfen ihr auch die Mieteinnahmen. Ihr Haus wurde später zu einem sogenannten Judenhaus. 

Am 26. Januar 1937 zog Albert Frank mit seiner Frau zu seiner Tochter in die Derendorfer Straße 47. Am 25. Mai 1938 zogen sie dann gemeinsam in die Tiergartenstraße 8 ins Zooviertel. Am 9. November 1938 wurde ihre Tochter Elsbeth Rosenberg von Freunden vor den Überfällen der Nationalsozialisten gewarnt. Als sie später in die Tiergartenstraße zurückkehrten, fanden sie die Wohnung völlig verwüstet vor. Nur das Kinderzimmer war nicht angerührt worden. Dies war sicherlich ein Schock für den damals 69-Jährigen. Die nächste große Aufregung in der Familie betraf seine Enkeltochter Anneliese: sie wurde im Mai 1941 von der Gestapo verhaftet. Sie kam als Häftling ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie am 5. Mai 1942 verstarb.

Für Albert Frank und seine Ehefrau war die Deportation ihrer Tochter Elsbeth Rosenberg der nächste schwere Schlag. Sie wurde am 27. Oktober 1941 mit der ersten großen Deportation von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Albert Frank blieb mit seiner Ehefrau in Düsseldorf zurück. Am 4. Dezember 1941 verstarb der 72-jährige Albert Frank in Düsseldorf. Seine Frau Emilie Frank zog am 6. Januar 1942 in das Haus Graf-Recke-Straße 21. Am 21. Juli 1942 wurde die 77-jährige Emilie Frank vom Düsseldorfer Güterbahnhof Derendorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 26. September 1942 verstarb sie im Ghetto Thersienstadt.
Seiner Tocher Elsbeth gelang es im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź bis Mitte des Jahres 1944 zu überleben. Elsbeth Rosenberg wurde am 28. Juni 1944 mit einem Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź gebracht und im Vernichtungslager Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf