Gedenkbuch

Oppenheim, Flora

geb. Ullmann

Flora Oppenheim wurde als Flora Ullmann am 7. Dezember 1886 in Zell am Main geboren. Ihr Vater war der Weinhändler Simon Ullmann (1856 Ichenhausen – 1910 Würzburg). Ihre Mutter hieß Jenta Ullmann, geborene Rosenbaum. Flora hatte noch zwei jüngere Schwestern: Gita, geboren am 24. Januar 1888, und Rebekka (Beka), geboren am 3. März 1893. Ihre Mutter verstarb 1893. Vielleicht hatte es auch Komplikationen bei Bekas Geburt gegeben. Für die siebenjährige Flora war der frühe Verlust der Mutter sicherlich eine schlimme Erfahrung. Ihr Vater heiratete am 27. Mai 1896 erneut. Mit Peggi Sänger (1871-1946) hatte er nach zwei Totgeburten weitere fünf Kinder – Floras Halbgeschwister: Julius (1899-1971), die Zwillinge Joni und Henny (geboren 1906), Theodor David (1908-1975) und Martha (1909-1998).

Flora Ullmann absolvierte eine Ausbildung zur Buchhalterin und wohnte seit 1898 in Würzburg. Dort lebte auch von 1905 bis 1907 ihr späterer Ehemann Gustav Oppenheim. Ob sie ihn zu dieser Zeit schon kennenlernte, ist nicht zu klären. Im Jahr 1919 lebten beide in Hamburg. Gustav Oppenheimer war gebürtiger Hamburger und arbeitete als Prokurist. Am 11. Oktober 1919 heirateten die beiden in Marburg. Auf der Hochzeitsurkunde haben beide eine Hamburger Adresse (nicht die gleiche) und als Beruf ist bei Flora Ullmann „Buchhalterin“ verzeichnet.

Um 1923 zog das Paar nach Düsseldorf. Am 22. Juli 1925 wurde der Sohn Ernst Simon Oppenheim geboren. Sein zweiter Vorname war ihm in Erinnerung an Floras Vater Simon Ullmann gegeben worden. Am 26. November 1927 kam in Düsseldorf der Sohn Hans zur Welt. Die Familie wohnte in der Ehrenstraße 56. In Düsseldorf arbeitete ihr Mann als Prokurist für die Firma „Auto Frachtverkehr Arnold & Co.“ in der Worringer Straße 4. Die letzte Düsseldorfer Adresse der Familie war 1933 Lorettostraße 16. 

Im Juli 1933 meldete sich Flora Oppenheim mit ihrem Ehemann und den Söhnen in die Niederlande ab. Zunächst wohnte die Familie in Arnhem. Dort wohnten sie in der Burgemeester Weertstraat 66. Am 2. Oktober 1935 verstarb ihr Mann Gustav Oppenheim in Arnhem im Alter von 49 Jahren. Nach dem Tod ihres Mann zog Flora Oppenheim mit ihren beiden Söhnen Ernst Simon und Hans nach Den Haag. Dort wohnten sie seit dem 10. März 1936 in der Wilhelminastraat 141. Ihren jüngeren Sohn Hans gab sie dort in das Israelitische Waisenhaus des „Ezer Jatom“ in der Pletterijstraat 66. Der Direktor des Waisenhauses, Heinrich Chaim Ullmann, war weitläufig mit ihr verwandt. Das Waisenhaus war 1932 gegründet worden.

Flora Oppenheim und ihr älterer Sohn Ernst mussten aufgrund einer neuen Verordnung der deutschen Besatzer Den Haag im September 1940 verlassen. Sie zogen nach Gouda und wohnten dort in der Burgvlietkade 11. Flora Oppenheim wurde dort Chefköchin des „Centraal Tehus“, eine Einrichtung der Jüdischen Gemeinde. Auf der Karte des Joodse Raad wurde vermerkt, dass sie eine sehr gute Köchin sei. Durch ihre Arbeitsstelle galt sie als „gesperrt“, wurde also von den ersten Verhaftungen und Deportationen ausgenommen.

Ihr Sohn Ernst, der seiner Mutter zunächst in der Großküche geholfen hatte, besuchte seit September 1941 die „Joodse Jeugdfarm – dt. Jüdische Jugendfarm“ in Gouda im Ridder van Catsweg 61. Diese Hachschara-Einrichtung war im Oktober 1937 gegründet worden. Die Absolventen mussten mindestens 14 und durften höchstens 17 Jahre alt sein. In der Einrichtung erlernten die Jugendlichen praktische Berufe, die ihnen später in Palästina nützlich sein sollten. Die Ausbildung dauerte in der Regel zwei Jahre, dann sollte die Einreise nach Palästina erfolgen.

Flora Oppenheim wohnte weiterhin in der Burgvlietkade 11 in Gouda. Vermutlich kurz vor der Auflösung des Waisenhauses in Den Haag am 6. März 1943 kam ihr jüngster Sohn Hans wieder zu ihr nach Gouda. Am 22. April 1943 wurde Flora Oppenheim zusammen mit ihrem Sohn Hans in das Lager Vught zwangsweise eingewiesen. Von dort wurden sie am 8. Mai 1943 in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork deportiert. Dort kam sie in die Baracke 55, ihr Sohn in die Baracke 60. Auf ihren Karteikarten, die der Judenrat Amsterdam über sie anlegte, sind Informationen vermerkt, die belegen, dass Flora Oppenheim und ihre Söhne kurz vor einer Emigration nach Palästina gestanden hatten.

Ihr Sohn Ernst Oppenheim war noch im Hachschara Lager im Ridder van Catsweg 61 in Gouda als sie dort ebenfalls am 22. April 1943 die Aufforderung erhielten, sich am nächsten Tag im Lager Vught zu melden. Viele der Jugendlichen meldeten sich nicht, sondern versuchten unterzutauchen. Dies versuchte vermutlich auch ihr Sohn Ernst. Er wurde knapp einen Monat später aufgegriffen und erst am 25. Mai 1943 ins Durchgangslager Westerbork gebracht. Dort kam er in die Strafbaracke 69, wie alle Personen, die versucht hatten unterzutauchen.

Am 16. November 1943 wurde ihr Sohn Ernst im gleichen Transport wie Flora Oppenheim und ihr jüngerer Sohn Hans in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Flora Oppenheim und Hans wurden unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. Ihr Sohn Ernst wurde nach der Selektion in das Lager aufgenommen und musste als KZ-Häftling Zwangsarbeit leisten. Ernst Oppenheim wurde am 31. März 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf