Gedenkbuch

Hornstein, Hulda

geb. Cohn

Hulda Hornstein, geborene Cohn, wurde am 7. April 1872 in Bromberg (Posen) geboren. Sie heiratete den Kaufmann Leo Hornstein (geboren 1860) und lebte mit ihm zunächst in Berlin. 1899 wurde ihre Tochter Lucie geboren. Am 8. Dezember 1900 kam ihr Sohn Georg in Berlin zur Welt. Am 21. April 1902 zog die Familie nach Düsseldorf. Am 9. Februar 1903 wurde die Tochter Margarethe (Grete) geboren und am 19. Oktober 1905 der Sohn Hans Nathan Hornstein.

Ihr Mann Leo Hornstein führte im Haus Königsallee 86 in Düsseldorf ein Geschäft für feine Lederwaren und modernen Schmuck. Als er am 12. Februar 1923 starb, begrub man ihn auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße. Einer Annonce aus der Gemeindezeitung für den Synagogenbezirk Düsseldorf (Jg. 1932/33 Nr. 17) zufolge, führte Hulda Hornstein das Geschäft „Tasche und Schmuck“ alleine weiter. Ihr Sohn Hans Nathan Hornstein verstarb ebenfalls in den 1920er Jahren.

Der Sohn Georg Hornstein lebte bereits seit 1930 in Amsterdam. Die Tochter Lucie emigrierte 1937 mit ihrem Ehemann nach Amerika. Am 7. Juli 1938 ging die jüngere Tochter Grete mit ihrem Ehemann Dr. Otto Blüh in dessen Heimatstadt Prag.

Nach der Pogromnacht vom 10. November 1938 musste Hulda Hornstein das Geschäft aufgeben, das, ebenso wie ihre Wohnung im 3. Stock des Hauses Königsallee 86, völlig zerstört worden war. Am 21. Juli 1942 wurde Hulda Hornstein in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort war sie zuletzt unter der Adresse Seestraße 4 einquartiert. Am 10. Februar 1944 schrieb sie noch eine Postkarte an Alma Kremser in Düsseldorf, zwei Monate später – am 15. Mai 1944 – wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Georg Hornstein war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr am Leben: Von 1936 bis 1938 hatte er sich in Spanien aufgehalten, war nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Oktober 1940 in Den Haag verhaftet und am 23. Januar 1942 nach Düsseldorf überführt worden. Aus dem Untersuchungsgefängnis an der Ulmenstraße, Ulmer Höh’ genannt, hatte er am 17. Februar 1942 einen Brief an seine Mutter geschrieben, in dem es heißt: „Überglücklich wäre ich, wenn Du mich besuchen könntest. Vielleicht besteht Aussicht, dass ein entsprechendes Gesuch Erfolg hat.“ Knapp einen Monat später wurde Georg Hornstein in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Von dort bat der „Schutzhäftling Georg Israel Hornstein, Nr. 454“ am 21. Juni 1942 seine Mutter: „Wie ist es mit den Arbeitsschuhen oder Schaftstiefeln No 43/43 ½? Es wird schwer sein, an so etwas zu kommen. Auch die Fußlappen oder 2 bis 3 paar dicke Socken sind ja heute schwer erhältlich.“ Über den Gruß: „Viele Grüsse & K.[üsse] Dein Georg“ prangt der Stempel: „Postzensur Block“. Georg Hornstein starb im KZ Buchenwald am 3. September 1942.