Gedenkbuch

Berger, Maximilian Max

Max Berger wohnte vom 26. Februar 1934 bis zum 4. Juli 1936 im Lehrlingsheim der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf in der Bilker Straße 25. Dort wurde 2023 für ihn ein „Stolperstein“ verlegt.

Geboren wurde Max Berger am 12. Mai 1918 in Burgbrohl als Sohn von Leopold und Johanna Berger, geborene Friesem. Max hatte noch drei ältere Geschwister: Hermann (geboren 1904), Herta (geboren 1906) und Josef (geboren 1908).
Sein Vater Leopold Berger (1874-1942) war gelernter Schneidermeister und unterhielt eine Schneiderei mit Textilgeschäft in Burgbrohl. Das Haus mit der Adresse Brohltalstraße 68 steht noch heute. Sein Vater inserierte in der Zeitschrift „Der Israelit“ am 12. April 1907: „Suche für sofort einen jungen Schneidergesellen. Leopold Berger, Burgbrohl, Rheinland.“

Die jüdische Gemeinde in Burgbrohl war sehr klein. 1925 lebten 21 jüdische Bürgerinnen und Bürger im Ort. Die meisten gehörten zur Familie Berger oder zur Familie Friesem. Im Ort gab es nur eine kleine Betstube. Die Synagoge wurde in Niederzissen besucht. In dem Ort war auch Max Vater zur Welt gekommen.

Am 12. November 1919 verstarb Max Mutter Johanna in Burgbrohl. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen beerdigt. Sein Vater heiratete in zweiter Ehe Emma Marx (1889-1942). Sie wurde Max eine zweite und gute, geliebte Mutter. 1932 lebten nur noch 16 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Burgbrohl, darunter waren die Bergers. Ingesamt lebten im Ort etwas über 1000 Menschen.

Max Bruder Hermann wurde wie der Vater Schneider. Auch Max absolvierte in Düsseldorf eine Schneiderlehre, vermutlich beim jüdischen Schneider Simon Feiler im Haus Königsallee 80. In Düsseldorf war Max Berger in der Jüdischen Jugendbewegung sehr aktiv. So war er mit Rolf Feiler (geboren 1921) und Kurt Lilienfeld (geboren 1916) eng befreundet. Der Kontakt blieb erhalten auch als Max später nach Belgien emigrierte.

Im Jahr 1936 wohnte Max Schwester Herta Berger einige Monate in Düsseldorf. Ihre Adresse war Luisenstraße 60. Am 4. Januar 1937 meldete sie sich wieder nach Burgbrohl ab. Sein Bruder Hermann Berger war bereits im März 1938 mit seiner Frau Frieda nach Amerika emigriert.

Max Berger wohnte 1938 in Düsseldorf zur Untermiete bei der ostjüdischen Familie Kramer. Im November 1938 schrieb Max aus Düsseldorf an seinen Freund Rolf Feiler nach Palästina: „Es hat sich in letzter Zeit soviel ereignet, dass ich das Bedürfnis habe, Dir einmal ausführlicher zu schreiben. Ich bin noch immer im Rheinland! Zwar nicht in Düsseldorf, sondern in Köln. (Heute bin ich gerade hier, da ich etwas erledigen muss). Nachdem die Polenaktion hier war, wollte ich nicht mehr allein hier in Kramers Wohnung bleiben. Durch Zufälle bin ich nicht mitverschickt worden, und bin zu Seev nach Köln gezogen. Dort habe ich mit Edith zusammen ein paar Wochen genäht. Und man rechnete noch damit nach Winkel zu fahren und es hieß „abwarten“. Bis nun jetzt die Vergeltungsmaßnahmen gekommen sind. Wie es war, ich will es nicht schreiben, aber nicht umsonst öffnen Belgien, Holland u.s.w. für deutsche Kinder ihre Grenzen!! Alles versucht zu flüchten, wohin ist egal. (…) Ich bin froh, dass ich alleine hier bin und nicht die Sorge um meine Mutter habe. Allein komme ich schon durch. (…)

Auch aus Belgien schrieb Max Berger regelmässig an Rolf Feiler. Obwohl sich Belgien zunächst als relativ sicherer Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge erwies, gab es in der belgischen Gesellschaft und Politik heftige Diskussionen über den Zustrom von Flüchtlingen. Eine Maßnahme der belgischen Regierung bestand darin, mehrere Lager für deren Unterbringung einzurichten. Ab Endes des Jahres 1938 wurden jüdische Flüchtlinge in Brüssel und Antwerpen gezielt in verschiedenen Zentren untergebracht. So erging es auch Max Berger. Er war vom 27. Dezember 1938 bis zum 12. Juli 1939 im Flüchtlingslager Merksplas. Max Berger schrieb Anfang des Jahres 1939 an seinen Freund Rolf Feiler nach Palästina: „Ich bin nun schon über 5 Wochen hier in Merksplas im Flüchtlingslager, wo fast 500 Menschen, meistens Wiener, sind. Vorher war ich 3 1/2 Wochen in Brüssel. Mein Bruder, der in Dachau war, ist inzwischen auch in Brüssel eingetroffen (…) Meine Situation ist nun so: Ich habe mein Affidavit, werde aber bestimmt noch ein Jahr warten können, bis ich weg kann, leider, denn es ist kein Paradies hier. Aber ein Trost besser als Dachau.“ 

Am 18. Juli 1939 schrieb Max Berger aus Brüssel an das Ehepaar Feiler: „Vergangene Woche bin ich nach 6 1/2 monatlichem Aufenthalt im Lager Merksplas wieder nach hier entlassen worden und zwar konnten alle mit ausgelernten Berufen hinaus (…). Ich wohne jetzt mit meinem Bruder zusammen auf seiner Mansarde. (…) Doch auch etwas Freudiges hat sich ereignet, denn meine Schwester war von Dienstag bis Donnerstag hier, ist dann weiter gefahren nach London um ihre Stelle anzutreten. (…) Jetzt sind die Eltern ganz allein zu Hause und ist auch gar keine Aussicht, daß sie weg können.(…) Ich muss jetzt mit Englisch aufhören und etwas Französisch lernen, um mich wenigstens zur Not verständigen zu können, das ist nämlich das unangenehmste, wenn man die Sprache nicht beherrscht.

Die letzte Adresse, die Max Berger in Brüssel hatte, war die Rue Verte 114. Als die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 in das neutrale Belgien einfiel, verhaftete die belgische Polizei Tausende von männlichen deutsch-jüdischen Flüchtlingen, und schob sie nach Südfrankreich ab, wo die meisten von ihnen in das Internierungslager Saint-Cyprien bei Perpignan eingewiesen wurden. Unter den Deportierten waren auch Max Berger und sein Bruder Josef. Ende des Jahres 1940 wurde das Lager geschlossen und fast 4000 meist jüdische Menschen in die Lager Gurs oder Les Milles transportiert.

Max Berger und sein Bruder Josef wurden am 11. August 1942 aus Les Milles über Chalons sur Saone in das Durchgangslager Drancy bei Paris gebracht. Max Berger war zusammen mit seinem Bruder in dem Transport, der Drancy am 14. August 1942 mit Ziel Auschwitz verliess. Der Zug mit 991 Menschen traf am 16. August im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein. Nach der Selektion wurden 115 Männer, die die Nummern 59229 bis 59343 erhielten, als Häftlinge in das Lager aufgenommen. Unter ihnen war Max Berger. Die übrigen 876 Menschen, unter ihnen Max Bruder, wurden direkt nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. Max Bergers Tod wurde im Lager Auschwitz am 23. Januar 1943 verzeichnet. 

Auch sein Vater Leopold Berger und seine Stiefmutter Emma Berger überlebten nicht. Sie wurden aus Burgbrohl vom Dorfpolizisten in die damalige Kreisstadt Mayen gebracht. Von dort wurden sie deportiert und ermordet. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf