Gedenkbuch

Oppenheim, Ernst Simon

Am 22. Juli 1925 wurde Ernst Simon Oppenheim in Düsseldorf geboren. Sein Vater, der Prokurist Gustav Oppenheim, stammte aus Hamburg, wo er am 23. Juli 1886 zur Welt gekommen war. Seine Mutter Flora wurde als Flora Ullmann am 7. Dezember 1886 in Zell am Main geboren.

Ernst zweiter Vorname „Simon“ war ihm in Erinnerung an seinen Großvater Simon Ullmann (1856 Ichenhausen – 1910 Würzburg) gegeben worden. Am 26. November 1927 kam in Düsseldorf sein Bruder Hans zur Welt. Die Familie wohnte in der Ehrenstraße 56. In Düsseldorf arbeitete sein Vater als Prokurist für die Firma „Auto Frachtverkehr Arnold & Co.“ in der Worringer Straße 4. Die letzte Düsseldorfer Adresse der Familie war 1933 Lorettostraße 16. 

Im Juli 1933 meldete sich die Familie Oppenheim in die Niederlande ab. Zunächst wohnten sie in Arnhem. Dort wohnten sie in der Burgemeester Weertstraat 66. Am 2. Oktober 1935 verstarb sein Vater Gustav Oppenheim in Arnhem im Alter von 49 Jahren. Nach seinem Tod zog seine Mutter Flora Oppenheim mit Ernst Simon und Hans nach Den Haag. Dort wohnten sie seit dem 10. März 1936 in der Wilhelminastraat 141.

Sein jüngerer Bruder Hans kam dort in das Israelitische Waisenhaus des „Ezer Jatom“ in der Pletterijstraat 66. Der Direktor des Waisenhauses, Heinrich Chaim Ullmann, war weitläufig mit der Familie seiner Mutter verwandt. Das Waisenhaus war 1932 gegründet worden.

Ernst und seine Mutter mussten Den Haag im September 1940 verlassen. Sie zogen nach Gouda und wohnten dort in der Burgvlietkade 11. Seine Mutter wurde dort Chefköchin von „Centraal Tehus“, eine Einrichtung der Jüdischen Gemeinde. Auf der Karte des Joodse Raad wurde vermerkt, dass sie eine sehr gute Köchin sei. Durch ihre Arbeitsstelle galt sie als „gesperrt“, wurde also von den ersten Verhaftungen und Deportationen ausgenommen.

Ernst, der seiner Mutter zunächst in der Großküche geholfen hatte, besuchte seit September 1941 die „Joodse Jeugdfarm“ (dt. Jüdische Jugendfarm) in Gouda im Ridder van Catsweg 61. Diese Hachschara-Einrichtung war im Oktober 1937 gegründet worden. Die Absolventen mussten mindestens 14 und durften höchstens 17 Jahre alt sein. In der Einrichtung erlernten die Jugendlichen praktische Berufe, die ihnen später in Palästina nützlich sein sollten. Die Ausbildung dauerte in der Regel zwei Jahre. Dann sollte normalerweise die Einreise nach Palästina erfolgen.

Seine Mutter Flora Oppenheim wohnte weiterhin in der Burgvlietkade 11 in Gouda. Vermutlich kurz vor der Auflösung des Waisenhauses in Den Haag am 6. März 1943 war sein Bruder Hans wieder zu ihr nach Gouda gekommen. Am 22. April 1943 wurde seine Mutter Flora Oppenheim gezwungen, sich zusammen mit Hans im Lager Vught zu melden. Von dort wurden sie am 8. Mai 1943 in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork deportiert. Dort kam seine Mutter in die Baracke 55, sein Bruder in die Baracke 60. Auf ihren Karteikarten, die der Judenrat Amsterdam über sie anlegte, sind Informationen vermerkt, die belegen, dass Flora Oppenheim und ihre Söhne kurz vor einer Emigration nach Palästina gestanden hatten.

Ernst Oppenheim war im Hachschara Lager im Ridder van Catsweg 61 in Gouda als sie dort ebenfalls am 22. April 1943 die Aufforderung erhielten, sich am nächsten Tag im Lager Vught zu melden. Viele der Jugendlichen meldeten sich nicht, sondern versuchten unterzutauchen. Dies versuchte vermutlich auch Ernst Oppenheim. Er wurde knapp einen Monat später aufgegriffen und wurde erst am 25. Mai 1943 ins Durchgangslager Westerbork gebracht. Dort kam er in die Strafbaracke 69, wie alle Personen, die versucht hatten unterzutauchen.

Am 16. November 1943 war Ernst Oppenheim im gleichen Transport wie seine Mutter und sein Bruder in das Vernichtungslager Auschwitz. Sein Bruder Hans und seine Mutter wurden direkt nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. Ernst Simon Oppenheim wurde er nach der Selektion in das Lager aufgenommen und musste als KZ-Häftling Zwangsarbeit leisten. Ernst Oppenheim wurde am 31. März 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf