Gedenkbuch

Sostheim, Aenne

Am 26. April 1896 kam Aenne (Anna) Sostheim in Lippstadt als Tochter von Max und Johanna Sostheim, geborene Ries, zur Welt. Ihre Eltern hatten 1894 geheiratet. Ihre Mutter Johanna (1864-1927) stammte aus Düsseldorf, ihr Vater Max Sostheim (1862-1932) aus Lippstadt. Die Familie wohnte in Lippstadt Klusetor 31. Aenne hatte drei Geschwister: Tony Sostheim (1897 Lippstadt – 1973 London), Meta (1989-1974) und Else Sostheim (1899–1973).

Ihr Vater Max Sostheim (1862-1932) führte zusammen mit seinem Bruder Samuel Sostheim (1858-1920) den elterlichen Betrieb „E. Sostheim“ in Lippstadt. Sie stellten Bürsten her. Als am 27. November 1920 ihr Onkel Samuel Sostheim in Lippstadt verstarb, übernahm dessen Sohn Walter Sostheim den Posten im Unternehmen. 1928 feierte die Firma ihr 60-jähriges Bestehen. Am 14. September 1932 verstarb ihr Vater Max Sostheim in Lippstadt. Ihr Cousin Walter Sostheim führte die Firma zunächst in Eigenregie weiter. 

Anfang der 1930er Jahre wohnte Aenne Sostheim mit ihrer Schwester Tony in der Langestraße 43. Ihr Cousin Walter wohnte mit seinen Schwestern in der Wiedenbrücker Landstraße 14.

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde das berufliche Auskommen und der Alltag der jüdischen Familie Sostheim immer schwieriger. Bereits im Juli 1933 wurde ihr Cousin Walter Sostheim durch den Landrat genötigt, die weiblichen Mitarbeiterinnen in der Bürstenfabrik durch Männer ersetzen zu lassen. 

Ab dem 12. März 1935 wurde anstelle ihres verstorbenen Vaters Max Sostheim Aenne und ihre Schwestern Toni Sostheim, Meta Sostheim und Else Sostheim Mitgesellschafterinnen der Firma. Aenne Sostheim hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert.

Am 28. September 1937 zog Aenne Sostheim nach Düsseldorf. Hier wohnten viele Verwandte. Sie bezog eine Wohnung in der Mauerstraße 25. Die Straße wurde von den Nationalsozialisten in Litzmannstraße umbenannt.

Im Zuge der Verhaftungen der Pogromnacht 1938 wurde ihr Cousin Walter Sostheim verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. m 15. Dezember 1938 wurde Walter Sostheim aus der Haft entlassen. Am 7. Januar 1939 musste die Bürstenfabrik „E. Sostheim“ zwangsverkauft werden. Die Firma wurde am 11. Februar 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Walter Sostheim verließ daraufhin mit seiner Familie seine Heimatstadt Lippstadt und zog auch nach Düsseldorf. Er wohnte in der Gartenstraße 112. Das Haus gehörte dem Onkel Simon Sostheim (1868-1942). 

Ihre Schwester Tony Sostheim emigrierte 1939 nach Großbritannien. Ihre jüngste Schwester Else Sostheim befand sich schon seit 1934 in Barcelona in Spanien. Ob auch Aenne Sostheim eine Flucht aus Nazi-Deutschland plante ist nicht bekannt, ist aber durchaus möglich. Letztlich blieb sie doch in Düsseldorf. 

Am 10. November 1941 wurde Aenne Sostheim vom Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf in das Ghetto von Minsk deportiert. Sie hat nicht überlebt. Ihre Geschwister ließen auf dem Grabstein der Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Lippstadt eine Gedenkinschrift für Aenne Sostheim anbringen.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf