Gedenkbuch

Grünewald (Gruenewald), Hans Günther

Am 28. Dezember 1919 kam Hans Günther Grünewald in Düsseldorf zur Welt. Sein Vater, der Kaufmann Heinrich Grünewald, stammte aus Belecke im Kreis Arnsberg. Seine Mutter war als Erna Frank am 6. März 1886 in Düsseldorf geboren worden. Seine Eltern hatten am 5. März 1919 geheiratet. Hans Günther blieb Einzelkind. Er wohnte mit seinen Eltern in der Grafenberger Allee 249. Sein Vater arbeitete als Kaufmann und war Mitglied der Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf.

Seine Großmutter Frieda Frank, geborene Rosenthal, wohnte in Düsseldorf im eigenem Haus in der Karl-Anton-Straße 11. Dort wohnten auch seine Onkel mütterlicherseits: Siegismund Frank (1884-1941) und Kurt Frank (1888-1945).
Am 26. Februar 1931 verstarb sein Vater Heinrich Grünewald im Alter von 43 Jahren.

Ab dem 28. April 1931 wohnte Hans Günther mit seiner Mutter in der Karl-Anton-Straße 11. Das Haus gehörte mittlerweile seinem Onkel, dem Rechtsanwalt Dr. Kurt Frank (1888-1945). Dieser war 1931 in die Rembrandtstraße 4 verzogen. Seit dem 25. März 1935 wohnte er dann zusammen mit seiner nichtjüdischen Ehefrau, auch wieder in seinem Elternhaus in der Karl-Anton-Straße 11.

Am 29. April 1935 wurde Hans Günther im Hausbuch Karl-Anton-Straße 11 mit der neuen Adresse „Herrlingen bei Ulm, Landschulheim“ eingetragen. Das „Jüdische Landschulheim Herrlingen“ wurde ab 1933 von dem Pädagogen Hugo Rosenthal geführt. Das Heim hatte eine zionistische Ausprägung und sollte die Kinder und Jugendlichen auf eine eventuelle Auswanderung vorbereiten. Am 1. Oktober 1935 kehrte Hans Günther Grünewald wieder nach Düsseldorf zurück.

Im August 1938 begann Hans Günther Grünewald seine Hachschara Ausbildung im Gut Winkel bei Spreenhagen in der Mark Brandenburg. Die Ausbildung dort sollte ihn eine Auswanderung nach Palästina ermöglichen. Das Wort „Hachschara“ bedeutet im hebräischen „Vorbereitung“. Doch auch die Hachschara Stätten im Deutschen Reich wurden am 9. November 1938 von Nationalsozialisten überfallen.

Einige Gruppen aus den Ausbildungsstätten verlegten in der Konsequenz der Überfälle die Vorbereitung in die Niederlande, größtenteils ins Werkdorf Wieringen. Auch Hans Günther Grünewald befand sich seit Sommer 1939 in diesem Werkdorp in den Niederlanden. Auf seiner Meldekarte wurde seine Ankunft in Wieringermeer am 14. Juli 1939 verzeichnet. Als vorherige Adresse wurde „Gut Winkel“ eingetragen.

Nach der erzwungenen Auflösung des Werkdorps im März 1941 ging Hans Günther Grünewald  nach Amsterdam. Ab dem 13. Mai 1941 war er bei bei dem Kölner Ehepaar Alfred und Sophie Isay in der Schubertstraat 65 in Amsterdam gemeldet. Möglicherweise kam dies auch dadurch zustande, dass sich die Familien Frank und Isay kannten. Im Haus seiner Mutter in Düsseldorf sollte ab Anfang 1942 die Witwe Frieda Isay, geborene Steinfeld (1868) einziehen.

Am 11. Juni 1941 wurde Hans Günther Grünewald festgenommen. Er wurde mit anderen jungen Männern bei einer der ersten Razzien in der Stadt Amsterdam, die später zum sogenannten „Februarstreik“ führte, aufgegriffen.

Über das polizeiliche Durchgangslager Schoorl kam er am 25. Juni 1941 in das Konzentrationslager Mauthausen. Bei seiner dortigen Aufnahme wurde als Beruf „Gärtner“ vermerkt. Er erhielt die Häftlingsnummer 2089. Am 17. September 1941 wurde Hans Günther Grünewald im KZ Mauthausen ermordet. Auf dem Totenschein wurde „auf der Flucht erschossen“ eingetragen.

Seine Mutter Erna Grünewald, die immer noch in Düsseldorf lebte, wurde am 10. November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert. Auch sie hat nicht überlebt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf