Gedenkbuch

Lipper, Trude (Gertrud)

Trude (Gertrud) Lipper kam am 21. Oktober 1923 in Hausberge an der Porta zur Welt. Über ihre leiblichen Eltern liegen keine Informationen vor. Trude Lipper wuchs in Düsseldorf bei ihren Pflegeeltern Johanna Schlessinger, geborene Sievering, und Denny Schlessinger auf. Trude Lipper hatte mit Ferdinand Schlessinger (geboren 1912 in Düsseldorf) einen Pflegebruder. Ihr Pflegevater Denny Schlessinger war Inhaber einer Zigarrenfabrik und arbeitete später als Vertreter. Die Familie wohnte in einer Sechs-Zimmer Wohnung in Düsseldorf auf der Hüttenstraße 10.

Während des Nationalsozialismus galt die Ehe zwischen dem jüdischen Kaufmann Denny und seiner Frau Johanna Schlessinger als sogenannte „Mischehe“. Die Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten bekamen sie früh zu spüren. Trude Lippers Pflegebruder Ferdinand war kaufmännischer Angestellter und versuchte die Familie finanziell zu unterstützen. Trude Lipper verdiente sich durch kleine Näh- und Kunstgewerbearbeiten ebenfalls ein wenig Geld dazu. Dennoch konnte sich die Familie die Wohnung auf der Hüttenstraße aufgrund zunehmender Verfolgungsmaßnahmen nicht länger leisten und zog für kurze Zeit in eine kleinere Wohnung auf der Kruppstraße. Trude Lippers Pflegemutter Johanna Schlessinger berichtete in einer späteren Aussage: „Wir zogen von der Hüttenstraße zur Kruppstraße … Dort fing die eigentliche Verfolgung an … Die Hausbewohner drängten auf unsere Räumung, denn mit einem Juden wollten sie nicht unter einem Dache wohnen.“

Im März 1939 folgte ein Umzug nach Hausberge an der Porta, wo Trude Lipper geboren wurde. Dort lebte die Familie für wenige Monate, bevor laut eigener Angaben zurück nach Düsseldorf ziehen konnte. Doch auch hier waren sie erneut von Anfeindungen betroffen: „Nach einigen Monaten war uns aber doch die Möglichkeit wieder gegeben, in Düsseldorf-Richrath, Hildener Straße, eine Wohnung zu bekommen. Der Hauseigentümer war ein ehemaliger Kunde meines Mannes, Klinkenberg. Er machte meinem Mann den Vorschlag, doch in sein Haus einzuziehen, damit wir etwas Ruhe haben sollten. Mein Mann sollte ihm zwei Zimmer freihalten, mit unseren Möbeln versehen, damit, wenn Familie Klinkenberg, die im Zentrum der Stadt Düsseldorf wohnten, einmal ausspannen wollten, sich dort niederlassen könnten. Mein Mann war auch mit allem einverstanden und richtete der Familie Klinkenberg eine Zwei-Zimmerwohnung ein. Er glaubte an die Ehrlichkeit des Herrn K., der sich aber später, als er merkte, daß mein Sohn ein wenig verdiente … in ganz bestialischer Weise benahm. Er beschimpfte uns als Judenvolk, denunzierte meinen Sohn in gräßlichster Art, meinen Mann beschuldigte er, Diebstähle verübt zu haben. Mich selbst hat K. verschiedentlich in gröbster Weise beleidigt.“
Entgegen der Aussagen von Johanna Schlessinger befand sich die Wohnung auf der Hildener Straße nicht in Düsseldorf, sondern in Langenfeld-Richrath an der Grenze zu Hilden.

Auch Trude Lipper wurde Opfer von Anfeindungen der Hausgemeinschaft und in Folge dieser bei der Gestapo denunziert. Die Gestapo, die bis dahin vermutlich keine Kenntnis von Trude gehabt zu haben schien, informierte sie daraufhin über ihre anschließende Deportation.

Die 18-jährige Trude Lipper wurde am 11. Dezember 1941 von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert, wo sie am 26. März 1942 verstarb. Auf der Deportationsliste wurde sie als „Mathel“ Lipper und ihr Beruf als „Lehrling“ aufgeführt. Den Vornamen „Mathel“ hatte sie vermutlich 1939 angenommen, als Juden zur Annahme von „typisch jüdischen“ Vornamen gezwungen wurden. Die meisten jüdischen Frauen nahmen den zusätzlichen Vornamen „Sara“ an. Man konnte aber aus einer Liste „typischer jüdischer“ Vornamen wählen und der Vorname „Mathel“ wurde dort als weiblicher Vorname geführt.

Ihr Pflegebruder Ferdinand Schlessinger wurde im Oktober 1942 wegen des Verdachts der „Rassenschande“ in Düsseldorf festgenommen und zunächst bis Dezember 1942 im Gefängnis Ulmer Höh‘ in Düsseldorf-Derendorf inhaftiert. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme hatte er bereits in Köln aus der Kasparstraße 35/37 gewohnt. Aus dem Gefängnis wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er am 13. Februar 1944 starb.

Trude Lippers Pflegevater Denny Schlessinger wurde am 1. März 1944 verhaftet und wurde zunächst für drei Monate im Gefängnis Barmen inhaftiert. Von hier wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und verstarb dort kurze Zeit nach der Ankunft.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.