Gedenkbuch

Berliner, Betty

Betty Berliner kam am 24. April 1910 in Düsseldorf als Tochter von Louis Lazarus Berliner und Henriette Berliner, geborene Rosenbaum, auf die Welt. Ihre Schwester Johanna Berliner wurde am 2. März 1907 geboren und war drei Jahre älter als Betty. Die Familie lebte in der Birkenstraße 3 in Düsseldorf. Ihr Vater war als Anstreicher tätig und verdiente damit den Lebensunterhalt für die Familie. Die Familie Berliner war freundschaftlich mit der ebenfalls jüdischen Familie Feiler in Düsseldorf verbunden.

Ihre Schwester Johanna heiratete Jacobus van den Rosière am 25. April 1934.  Kurze Zeit später, am 1. Juni 1934, emigrierte ihre Schwester Johanna van den Rosière in die Niederlande und lebte dort in Amsterdam mit ihrem Ehemann in der Sarphatistraat 84. 

Am 12. Dezember 1936 verstarb ihr Vater Louis Berliner und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Düsseldorf beigesetzt. Betty Berliner lebte nun alleine mit ihrer Mutter in der Birkenstraße 3. In Düsseldorf arbeitete sie als Verkäuferin.

Im Sommer 1938 meldeten sich Betty und ihre Mutter ab, verließen Deutschland und zogen in die Niederlande. Sie lebten nun in Amsterdam. Betty Berliner arbeitete dort als Dienstmädchen. Am 5. Oktober 1938 zog Betty Berliner in die Nieuwe Prinsengracht 20 II. Ihre Mutter Henriette Berliner war währenddessen bereits in der Sarphatistraat 22 bv gemeldet. Betty Berliner lebte sechs Monate in der Nieuwe Prinsengracht 20 II und musste am 3. März 1939 in die Banstraat 46 umziehen. Sie konnte erst ein Jahr nach ihrer Ankunft in den Niederlanden, am 22. September 1939, zu ihrer Mutter Henriette in die Sarphatistraat 22 ziehen. 

Am 10. Mai 1940 wurde die Niederlande von den Deutschen besetzt. Das Leben für Menschen, die als Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, wurde mit dem Einmarsch der Deutschen zunehmend gefährlicher. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wurde sukzessive durch antijüdische Maßnahmen erschwert. Ab dem 10. Januar 1941 waren Juden und Jüdinnen in den Niederlanden verpflichtet, sich in das Bevölkerungsregister eintragen zu lassen. Die Registrierung mussten sie selbst bezahlen. Die Gebühr betrug einen Gulden pro Person. Im Juli 1941 zog Betty gemeinsam mit ihrer Mutter Henriette ein paar Häuser weiter in die Sarphatistraat 84 II um. Dort lebte ihre Schwester Johanna van den Rosière.

Betty Berliner wurde vermutlich am 21. August 1941 unter der Nummer „PB 7261“ registriert. Sie war zuletzt in der Muiderschans 84 II gemeldet.

Am 3. Mai 1942 mussten alle Jüdinnen und Juden einen „Judenstern“ sichtbar auf ihrer Kleidung anbringen und in der Öffentlichkeit tragen. Die Ehe ihrer Schwester Johanna Berliner mit Jacobus Van den Rosière wurde am 26. Oktober 1942 aufgelöst. Danach musste Johanna vermutlich untertauchen. Auch Betty Berliner und ihre Mutter entschlossen sich unterzutauchen.

Sogenannte „Kopfgeldjäger“, Männer der Hausratserfassungsstelle, durchsuchten Wohnungen und Häuser, um untergetauchte Jüdinnen und Juden ausfindig zu machen. Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ordnete diese Maßnahmen an. Fanden die Männer der „Kolonne Hennecke“ einen Juden oder eine Jüdin, erhielten sie eine zusätzliche Zahlung von 7,50 Gulden (entspricht heute circa 37,50 Euro). Denunziationen standen an der Tagesordnung. Vermutlich wurde auch Betty Berliner von ihnen „aufgespürt“.

Ab dem 16. Dezember 1943 wurden Betty Berliner und ihre Mutter im Durchgangslager Westerbork interniert. Sie wurden der Baracke 67 zugeteilt und waren etwa einen Monat dort. Am 25. Januar 1944 wurden Betty Berliner und ihre Mutter gemeinsam mit weiteren 948 Juden und Jüdinnen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie wurde nicht in das Lager aufgenommen, sondern nach der Ankunft in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet. Betty Berliner wurde nur 33 Jahre alt.

Ihre Schwester Johanna van den Rosière überlebte die Verfolgungszeit in den Niederlanden und wanderte am 10. Mai 1954 in die USA aus.

Autorin: Maren Marohn, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.