Gedenkbuch

Spier, Waldemar

Waldemar Spier wurde als Sohn des Fotografen Siegfried Spier und dessen Ehefrau Johanna, geborene Kupfer, am 16. Oktober 1889 in Düsseldorf geboren. Er besuchte bis Herbst 1903 das Königliche Gymnasium. 1903 zog er mit seinen Eltern nach Würzburg. Sein Vater wurde dort Teilhaber eines Fotoateliers. Nachdem Waldemar seine Schulzeit abgeschlossen hatte, begann er im Wintersemester 1906/07 ein Studium der Zahnheilkunde an der Julius-Maximilian-Universität in Würzburg, welches er 1909 mit dem zahnärztlichen Staatsexamen abschloss.

Im Ersten Weltkrieg leistete er Kriegsdienst als Feldzahnarzt und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf 1919 eröffnete er 1920 eine Zahnarztpraxis in der Kölner Straße 248. Ein Jahr später wurde er an der Universität Würzburg zum Doktor der Zahnmedizin promoviert. Ein knappes Jahr nachdem sein Vater in Würzburg 1927 verstorben war, zog seine Mutter Johanna Spier im Mai 1928 zu ihm nach Düsseldorf.

Waldemar Spier war Mitglied des Sportvereins Fortuna Düsseldorf und wurde 1931 in den „Spielausschuss Fußball“ gewählt. Ab 1933 finden sich keine Spuren mehr über ihn in den Vereinsunterlagen. Im Sinne der nationalsozialistischen Rassengesetze lebte Dr. Spier mit seiner Ehefrau Gertrud, geborene Armenat, in einer sogenannten Mischehe.Die beiden hatten am 28. Juni 1934 in Düsseldorf geheiratet.

Seine Mutter Johanna Spier verstarb am 12. Oktober 1938 in Düsseldorf. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Einen Monat später wurde seine Praxis und Wohnung in Zuge der Pogromnacht überfallen, Waldemar Spier am 10. November 1938 ins Polizeigefängnis überführt. Von dort kam er am 16. November 1938 auf „Transport” ins Konzentrationslager Dachau. Dort musste Dr. Spier bis zum 7. Dezember 1938 bleiben. In der Zwischenzeit war seine Ehefrau am 13. Dezember 1938 in die Rochusstraße 75 umgezogen. Am 18. Dezember 1942 zog das Ehepaarin die Bilker Straße 25. Knapp ein Jahr später zogen sie nach Oberkassel in die Teutonenstraße 9.

Zunächst durch seine Ehefrau vor der Deportation geschützt, wurden Dr. Spier und seine Frau am 2. März 1944 verhaftet und ins Gerichtsgefängnis Düsseldorf-Derendorf gebracht. Die Gestapo beschuldigte die beiden, von der Flucht des letzten Vorsitzenden der Jüdische Gemeinde Düsseldorf, Rudolf Braunschweig, gewußt zu haben. Gertrud Spier kam nach fünf Wochen Haft wieder frei, ihr Mann wurde aus der Haftanstalt am 11. September 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Als Sterbedatum wurde Gertrud Spier nach Kriegsende der 2. März 1945 mitgeteilt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf