Gedenkbuch

Culp, Johanna

geb. Simons

Johanna Simons wurde am 25. August 1879 in Bochum geboren. Ihr Vater hieß Jakob Simons. Johanna heiratete am 20. September 1908 in Düsseldorf den Lebensmittelkaufmann Jacob Culp. Ihr Ehemann Jacob Culp stammte aus den Niederlanden. Er war am 27. Januar 1879 in Lemmer in Friesland als Sohn von Baruch Bernhard und Mette, geborene De Jong, zur Welt gekommen.

Das Paar lebte seit 1908 in Düsseldorf. Am 7. Juli 1909 kam in Düsseldorf Holthausen ihre Tochter Martha Carola Culp zur Welt. Am 14. März 1912 wurde der Sohn Richard Culp in Düsseldorf geboren. 

Auch ihr Schwiegervater Baruch Bernhard Culp lebte zuletzt in Düsseldorf. Er feierte am 16. Januar 1914 seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in der Birkenstraße 79.  

Im Jahr 1917 hielt sich die Familie Culp einige Zeit in Amsterdam auf. Am 20. August 1920 verstarb ihr Schwiegervater Bernhard Baruch Culp. Zu diesem Zeitpunkt lebte auch ihre Schwägerin Henriette Culp (1877 in Lemmer) in Düsseldorf.

Die Familie wohnte in den 1920er Jahren in der Engerstraße 7. Das Haus gehörte ihr und ihrem Ehemann Jacob Culp, der als Handelsagent für Obst und Gemüse arbeitete.1930 versteigerten Johanna Culp und ihr Ehemann ihr Haus in der Engerstraße 7. Laut dem Düsseldorfer Adressbuch des Jahres 1933 wohnte die Familie bereits in der Lichtstraße 25. Am 9. Juni 1933 zog Johanna Culp mit ihrer Familie dann in die Gerresheimer Straße 180. Möglicherweise war dies eine erste Folge des Machtantritts der Nationalsozialisten.

Am 14. Juli 1938 meldete sie sich zusammen mit ihrem Ehemann Jacob Culp nach Amsterdam ab. Ihr Sohn Richard Culp folgte ihm am 1. August 1938. Die Familie Culp bezog ein Haus in Amsterdam in der Postjeskade 71 hs.

Am 14. Dezember 1938 heiratete ihr Sohn Richard Culp in Amsterdam Klara Levy. Ihre Schwiegertochter stammte aus Aachen, wo sie am 10. April 1910 zur Welt gekommen war. Sie hatte ab Oktober 1937 in Düsseldorf gelebt und als Schneiderin gearbeitet. Vermutlich hatte sie Richard während dieser Zeit kennengelernt.

Ihr Ehemann Jacob Culp verstarb am 22. Dezember 1940 in Amsterdam. Ihr Sohn Richard Culp lebte weiterhin mit seiner Frau im Haus Postjeskade 71. Dort lebten auch Johanna Culp und ihre Tochter Martha. 

Am 16. November 1941 kam in Amsterdam ihr Enkel Hans Jacob zur Welt. Die stolzen Eltern inserierten eine Geburtsanzeige im „Het joodsche weekblad“.

Am 26. März 1943 wurde ihr Sohn Richard Culp verhaftet und in das Konzentrationslager Vught gebracht. Johanna Culp wurde vermutlich ab gleichen Tag verhaftet und befand sich bereits einen Tag später im Durchgangslager Westerbork. Johanna Culp wurde am 6. April 1943 aus Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Ihr Sohn Richard Culp blieb zunächst im KZ Vught inhaftiert. Er wurde erst am 2. Juli 1943 von dort in das Durchgangslager Westerbork überführt. Am 3. Juli 1943 befanden sich auch seine hochschwangere Frau Klara und der kleine Hans Jacob in Westerbork. Am 23. August 1943 wurde im Lager Westerbork die Enkeltochter Marion geboren. Die Familie war der Baracke 61 zugeteilt worden.

Am 8. Februar 1944 wurden ihr Sohn Richard Culp, seine Frau Klara und das Baby Marion von Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport mit 1015 Menschen, 340 Männer, 454 Frauen und 221 Kinder, traf am 10. Februar in Auschwitz-Birkenau ein. Nach der Selektion wurden 142 Männer, die die Nummern 173509 bis 173650 erhielten, und 73 Frauen, die mit den Nummern 75216 bis 75288 gekennzeichnet wurden, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Unter ihnen war Richard Culp. Die übrigen 800 Menschen, darunter seine Frau und seine kleine Tochter wurden direkt nach der Ankunft ermordet. 

Der genaue Todesort ihres Sohnes Richard Culp ist nicht bekannt. Sein Tod wird am 30. Juni 1944 verzeichnet.

Ihr Enkel Hans Jacob war erst verspätet im Lager Westerbork eingeliefert worden. Holländische Nachbarn hatten den kleinen Jungen zunächst versteckt. Aus Westerbork wurde er über das Lager Bergen-Belsen schließlich nach Theresienstadt deportiert, wo er befreit wurde. Nach dem Krieg wurde er in Delft von dem Ehepaar Piet und Maria van den Broeke adoptiert. Er verstarb am 20. Mai 2009.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf