Simons, Else
geb. LiebenthalAm 1. Januar 1899 kam Else Simons in Unsleben als Tochter von Adolf und Karoline Liebenthal, geborene Kohl, zur Welt. Die Familie ihres Vaters unterhielt eine Käserei in Unsleben. Else hatte sieben Geschwister.
Else Liebenthal heiratete am 15. August 1920 in Unsleben den Versicherungskaufmann Alfred Simons aus Düsseldorf und lebte mit ihm in Düsseldorf-Gerresheim. Ihr Mann war am 24. August 1893 in Düsseldorf geboren worden. Auch ihr Schwiegervater Nathan Simons arbeitete als Generalagent für die Nordstern Versicherungen.
Am 27. Mai 1921 wurde in Düsseldorf ihre Tochter Lieselotte (Lilo oder Lilly genannt) geboren.
Ihr Vater Adolf Liebenthal verstarb in Düsseldorf am 17. Januar 1923, möglicherweise anlässlich eines Besuchs in Düsseldorf. Der 61-Jährige wurde auf dem jüdischen Friedhof in Unsleben begraben. Ihre Mutter sollte 1938 über Havanna in die USA emigrieren.
1926 verzeichnete das Düsseldorfer Adressbuch ihren Mann Alfred Simons (Kaufmann) in der Gneisenaustraße 28 b und ihren Schwiegervater Nathan Simon unter der selben Adresse als „Direktor“ und Eigentümer des Hauses. Seit 1926 war ihr Mann Leiter der Bezirksdirektion Düsseldorf der Iduna-Germania Versicherungs AG. Im Jahr 1933 war ihr Mann Alfred als „Bezirksdirektor“ verzeichnet, Nathan Simons dagegen als Rentner.
Im Juli 1933 emigrierte sie mit ihrem Mann und der 12-jährigen Tochter Lieselotte nach Amsterdam. Sie wohnten dort zunächst in der Stadionkade 41 II und ab dem 27. August 1937 in der van Eeghenstraat 187.
Ihr Schwiegervater Nathan Simons blieb zunächst in Düsseldorf in seinem Haus in der Gneisenaustraße 28 b. Später emigrierte auch Nathan Simons mit seiner Frau zu ihnen in die Niederlande. Am 3. Juni 1937 verstarb ihre Schwiegermutter Frau Isabella Simons in Amsterdam.
Erst ab dem 14. Februar 1939 war ihr Schwiegervater offiziell als ihnen in der van Eeghenstraat 187 in Amsterdam wohnend von den niederländischen Behörden verzeichnet worden. Sie zogen alle zusammen am 30. Mai 1941 zur Rivierenlaan 8 III.
Am 29. Januar 1942 heiratete ihre Tochter Lieselotte Simons in Amsterdam Rolf Elsberg (geboren 1919 in München). Am 4. Februar 1943 zogen die beiden zu ihnen in die Wohnung. Als deutlich wurde, dass die deutschen Besatzer auch in den Niederlanden Deportationen jüdischer Bürgerinnen und Bürger planten, bereiteten sich Lieselotte und ihr Mann Rolf Elsberg auf ein Untertauchen vor. Mit falschen Papieren überlebten sie und gingen über Frankreich und Spanien nach Palästina/Israel, was sie 1944 erreichten.
Ihr 85-jähriger Schwiegervater Nathan Simons wurde in Amsterdam verhaftet und am 20. Juni 1943 im Lager Westerbork interniert. Am 24. August 1943 wurde er von dort in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 27. August 1943 ermordet.
Else Simons und ihr Mann Alfred Simons befanden sich seit Juni 1943 ebenfalls in Westerbork. Auf ihrer Karteikarte wurde vermerkt, dass sie der Baracke 62 zugeteilt war. Von Westerbork wurden sie am 15. Februar 1944 ins Lager Bergen-Belsen deportiert. Dort mussten sie am 10. April 1945 einen Deportationszug besteigen, der eigentlich ins Ghetto Theresienstadt fahren sollte. In dem Zug wurden etwa 2500 Menschen auf engsten Raum zusammengepfercht. Der Zug fuhr nur sehr langsam und hielt immer wieder auf freier Strecke. Über Soltau, Lüneburg, Wittenberge, Lübben erreichte er am 17. /18. April den Ort Schipkau bei Senftenberg. Die Deportierten erhielten keine Nahrung, Tote ließ die SS-Wachmannschaft bei den vielen Stopps des Zuges ausladen und an der Bahnstrecke begraben. Mittlerweile war zusätzlich in den Waggons Fleckfieber ausgebrochen.
Else Simons überlebte diese unmenschliche Situation nicht. Sie starb am 22. April 1945 in dem Zug bei Tröbitz (Falkenberg, Elster). Ihr Mann überlebte und wurde einen Tag später aus dem Zug, der an einer gesprengten Eisenbahnbrücke in Tröbitz an der Elster gestoppt worden war, von ukrainischen Soldaten der Roten Armee befreit. Er kehrte 1946 nach Amsterdam zurück.