Gedenkbuch

Wertheimer, Felix

Am 9. April 1886 wurde Felix Wertheimer im badischen Hardheim geboren. Seine Eltern waren Emanuel und Ida Lengfelder. Felix Wertheimer hatte zwei leibliche Brüder: Naphtali (1883-1901) und Julius (geboren 1887). Dann verstarb seine Mutter und sein Vater heiratete Jana Bachmann. Mit ihr hatte sein Vater sieben weitere Kinder: Anselm (geboren 1893), Willy (geboren 1897) und Isaak (geboren 1898) sowie Ida (geboren 1890), Berta (geboren 1892), Dina (geboren 1896) und Helene (geboren 1894).

Sein Vater Emanuel Wertheimer war von 1854 bis 1924 Lehrer der Jüdischen Gemeinde Hardheim. Seine Stiefmutter Jana Wertheimer verstarb 1901. Sein Vater heiratete dann in dritter Ehe Nany Wolf aus Sulzbürg in der Oberpfalz, die Felix und seinen Geschwistern eine liebevolle Mutter wurde.

Felix Wertheimer studierte am staatlichen Lehrerseminar in Karlsruhe. 1908 wohnte er bereits in Malsch, und arbeitete dort als staatlich geprüfter Volksschullehrer in Gemmingen. Dann arbeitete er als Lehrer im Hilfsverein der Deutschen Juden zur Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur in Bukarest. Danach unternahm er eine Reise durch den vorderen Orient. Er besuchte dabei auch Ägypten und Palästina. 1906 nahm er eine Stelle als Professor in Paris an. 1914, bei Ausbruch des Krieges, flüchtete er nach Deutschland und nahm in Düsseldorf eine Stelle  als Religionslehrer und Kantor der orthodoxen jüdischen Gemeinde an der Poststraße an. Er wohnte in Düsseldorf in der Graf-Adolf-Straße 102. Zu dieser Zeit unterrichtete er auch das Fach Französisch am Realgymnasium am Fürstenwall. Sein Bruder Willi, später William, schrieb 1970 über ihn: „Er trug einen typischen französischen Bart mit Stolz, auch beim Militär und in Düsseldorf war er bekannt als Muhamed der Fünfte… Muhamed der 4. war bekanntlich Herrscher der Türkei Sultan und unser Bundesgenosse im Weltkrieg 1914/1918.“ Und er ergänzte: „auch seine christlichen Schüler am Fürstenwall Realgymnasium nannten ihn so.

Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde Felix Wertheimer als Soldat einberufen. Auch seine Brüder kämpften für ihr deutsches Vaterland. Das „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“ meldete am 8. Februar 1918: „Hardheim. Felix Wertheimer, Sohn des Lehrers Emanuel Wertheimer, erhielt wegen Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse.“ Auch sein Bruder Anselm Wertheimer wurde mehrfach ausgezeichnet. Er fiel in Frankreich an der Somme am 31. März 1918.

Nach dem Krieg kehrte Felix Wertheimer nach Düsseldorf zurück. In Köln am Lehrerseminar bei Rabbiner Emanuel Carlebach schrieb Felix Wertheimer seine Doktorarbeit.
1926 verstarb sein Vater in Hardheim. Bei der großen Beerdigung sprachen viele wichtige Vertreter des badischen Judentums, wie die Zeitschrift „Der Israelit“ in seiner Ausgabe vom 21. Oktober 1926 ausführlich berichtete: (…) „Von überall her waren Freunde, Verwandte und Kollegen geeilt. Viele Hunderte bildeten den Trauerzug. Zu beiden Seiten des Leichenwagens trugen Schüler vom Hause bis zum Friedhof das, was dem Heimgegangenen im Leben am liebsten war, seine Lieblingsbücher.“ Zu Ende des Artikels hieß es: „Und als zum Schlusse ein Sohn des Verewigten, Herr Dr. Felix Wertheimer – Düsseldorf in einer ergreifenden Trauerrede in rührender Weise im Namen der engeren Familie Abschied von dem treuen und großen Vater Abschied nahm, da blieb kein Auge tränenleer.“ Am 22. August 1928 verstarb auch seine Mutter Nany Wertheimer.

In Düsseldorf war Dr. phil. Felix Wertheimer Schriftführer im 1929 gegründeten „Verein der Badener in Düsseldorf“. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Deutschen Friedensgesellschaft. Dr. Felix Wertheimer war zusätzlich Schriftführer im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten in Düsseldorf. Sein Bruder William Wertheimer beschrieb ihn folgendermassen: „Er war ein großer Patriot, aber dennoch ein Pazifist nach dem Kriege, was zu seiner Inhaftierung 1933 führte.“

Dr. Felix Wertheimer war eng befreundet mit Julius Mogendorff und dessen Familie. Ihn hatte er während seines Studiums in Köln beim Lehrerseminar bei Emanuel Carlebach kennengelernt. Er bereitete den Sohn Hans Mogendorff für seine Bar-Mizwa vor. Doch an dem eigentlichen Festakt konnte er nicht mehr teilnehmen, da er 1933 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau überführt worden war. Nach seiner Freilassung aus dem KZ wohnte er einige Monate bei Mogendorffs in der Zietenstraße 8, bevor er am 15. Oktober 1935 in die Niederlande emigrierte. Von Mai 1940 bis Mitte 1943 wohnte Dr. Felix Wertheimer in der Blauwstraat 13 in Gouda. 

Sein Bruder Isak Wertheimer wohnte im Februar 1941 mit seiner Frau Ruth und den zwei Kindern in Amsterdam in der Nieuwe Prinsengracht 114. Zuletzt war auch Dr. Felix Wertheimer unter der Adresse seines Bruders in Amsterdam registriert.

Am 27. Mai 1943 wurde Dr. Felix Wertheimer verhaftet und in das sogenannte Judendurchgangslager Westerbork gebracht. Dort musste er in der Barracke 61 leben. Am 29. Juni 1943 wurde Dr. Felix Wertheimer aus Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und am 2. Juli 1943 dort ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf