Lazarus, Flora
geb. FaberAm 18. Mai 1877 kam in Karlsruhe Flora Wagner zur Welt. Ihre Eltern Salomon und Bonette Faber, geborene Maendle (Maendel), hatten noch fünf weitere Kinder: Jacob (1878-1946), Manfred (1879-1944), Johanna (1881-1941/42), Hermann (1883-1948) und Sidonie (geboren 1887). Floras Vater arbeitete als Kaufmann. Als Flora Faber 21 Jahre alt war, verstarb ihr Vater in Karlsruhe.
Am 20. März 1900 heiratete Flora Faber in Karlsruhe den Kaufmann Ludwig Lazarus. Ihre Brüder Hermann und Jacob Faber waren die Trauzeugen. Ihr Mann wohnte zu dieser Zeit bereits in Düsseldorf, war aber gebürtig aus Richrath im Kreis Solingen. Dort war er am 24. August 1871 zur Welt gekommen.
Flora Lazarus zog nach der Hochzeit zu ihrem Mann nach Düsseldorf. Zunächst wohnte das Paar in der Bahnstraße 74. Ihr Mann war Miteigentümer der Firma „A. van Moerbeeck & Cie.“ in der Schadowstraße 80, erste Etage, gegenüber der Tonhalle. Sie handelten mit Tuch- und Manufakturwaren. Später machte sich ihr Mann mit einer eigenen Firma selbstständig und verkaufte unter anderem Stepp- und Daunendecken.
Ihre Schwiegereltern Simon und Hermine Lazarus, geborene Löwenherz, lebten ebenfalls in Düsseldorf. Sie wohnten in der Rosenstraße 30. Ihnen gehörte die Immobilie Karlstraße 95. In dieses Haus zogen Flora Lazarus und ihr Mann am 18. August 1913. Auch ihr Bruder Manfred Faber zog nach seinem Studium in Karlsruhe zunächst zu ihnen nach Düsseldorf. 1914 zog er dann nach Köln und arbeitete dort als Architekt.
Als ihre Schwiegermutter Hermine Lazarus am 21. Oktober 1926 in Düsseldorf verstarb, erbte ihr Mann das Haus Karlstraße 95. Ihre Schwiegermutter wurde neben ihrem 1900 verstorbenen Ehemann auf dem alten jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben.
Auch Floras Schwester Sidonie lebte mit ihrem Mann Cornelius Bischof in Düsseldorf. Das Paar wohnte in der Pionierstraße 3. Ihre Schwester Johanna Schreiber, geborene Faber, lebte zusammen mit der Mutter Bonette Faber in Wiesbaden. Am 1. März 1932 verstarb dort Bonette Faber im Alter von 83 Jahren. Am 13. Oktober 1938 zog ihre Schwester Johanna Schreiber für einige Wochen zu ihnen nach Düsseldorf in die Karlstraße 95. Mitte Dezember 1938 meldete sie sich wieder nach Wiesbaden ab. Zu dieser Zeit befand sich ihr Mann in Haft. Ihm wurde zunächst versucht ein Verfahren wegen angeblicher Rassenschande anzuhängen. Dies gelang der Gestapo aber nicht. Trotzdem stand ihr Mann weiter im Fokus der Gestapo. 1939 wurde ihr Mann Ludwig Lazarus vom Sondergericht Düsseldorf wegen seiner Äußerung, dass das, was in der Zeitung stände, „alles Lug und Trug“ sei, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Kurz nach der Entlassung verstarb ihr Mann Ludwig Lazarus am 19. August 1939.
Ab dem 28. März 1940 zog ihre Schwester Johanna Schreiber endgültig zu ihr nach Düsseldorf. Die beiden Schwestern mussten in ihrem Haus weitere Untermieter aufnehmen. Am 10. November 1941 wurde ihre Schwester Johanna mit dem zweiten großen Deportationstransport aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in das Ghetto von Minsk deportiert. Auf der Deportationsliste wird ihr Beruf mit Sängerin angegeben. Sie hat nicht überlebt.
Flora Lazarus konnte zunächst weiter in Düsseldorf bleiben. Ihr Name erscheint knapp ein halbes Jahr später auf der Düsseldorfer Deportationsliste vom 15. Juni 1942. Am Montag, den 15. Juni 1942 wurde Flora Lazarus mit Ziel Izbica deportiert. Für diesen Transport waren eigentlich keine jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Düsseldorf vorgesehen, da diese bereits mit dem Transport vom 22. April 1942 deportiert worden waren. Dennoch wurden 12 jüdische Bürgerinnen und Bürgern aus Düsseldorf, darunter Flora Lazarus, zusammen mit 13 Personen aus Mönchengladbach und zwei aus Grevenbroich am Vortag der Deportation zunächst in Düsseldorf im Haus der Jüdischen Gemeinde in der Bilker Straße 25 „konzentriert“. Dann wurden sie zum Düsseldorfer Hauptbahnhof gebracht, wo der Zug von Koblenz kommend planmässig gegen 5 Uhr morgens eintreffen sollte. Tatsächlich traf der Zug mit 225 Minuten Verspätung am Düsseldorfer Hauptbahnhof ein, dass bedeutet, dass Flora Lazarus und die Gruppe der zur Deportation vorgesehenen Personen mehrere Stunden für „normale“ Bahnreisende sichtbar gewesen sein müssen.
Der nächste Halt des Zuges war dann Duisburg Hbf. Dort mussten jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Krefeld, Geldern, Kempen und Wesel zusteigen. Sie waren zuvor im Haus der Jüdischen Gemeinde Duisburg in der Junkernstraße 2 „konzentriert“ worden. Im Essener Hauptbahnhof stiegen weitere Personen ein, dann fuhr dieser Deportationstransport ins Ghetto Izbica. In einem Fernschreiben der Gestapo vom 16. Juni 1942 heißt es: „Am 15. Juni 1942 10.15 (3 Stunden 15 Minuten Verspätung) hat Transportzug DA Nr. 22 Koblenz – Izbica den Abgangsbahnhof Essen Hbf in Richtung Izbica mit insgesamt 1003 Juden verlassen.“ Von dieser Deportation ist kein Überlebender bekannt. Vermutlich wurde der gesamte Transport kurz nach der Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet.