Gedenkbuch

Mendel, Irma

geb. Löb

Irma Mendel kam in Hachenburg am 12. Dezember 1899 als Tochter von Moritz und Rosa Löb, geborene Weil, zur Welt. Ihr Vater Moritz Löb arbeitete als Schuhhändler in Hachenburg. Er war im Ort bekannt als Pferdeliebhaber. Außerdem war Moritz Löb aktives Mitglied im Turn- und Gesangverein.

Ihre beiden unverheirateten Tanten Pauline  und Selma Löb wohnten in Hachenburg zusammen in der Hintergasse. Ihre Tante Pauline arbeitete als Näherin. Die Tante Selma Löb verstarb am 28. September 1932 in Hachenburg. Auf ihrem Grabstein steht die Widmung: „Hier ruht in Gott unsere liebe Schwester und Tante Fräulein Selma Löb“.

1933 heiratete Irma Löb in Hachenburg den Kaufmann Eugen Mendel. Ihr Mann war am 4. Mai 1898 in Neunkirchen an der Saar zur Welt gekommen. Sein Vater war der Handelsmann David Mendel, der 1867 in Müstert, Piesport im Kreis Bernkastel Wittlich zur Welt gekommen war. Seine Mutter Lina Mendel, geborene Davis aus Altenkirchen, verstarb, als Eugen acht Jahre alt war. Eugen hatte noch drei Geschwister: die 1902 geborene Tilly, den 1904 zur Welt gekommenen Kurt Walter sowie den 1905 geborenen Herbert.

Irma Mendel zog nach der Hochzeit zu ihrem Mann nach Saarbrücken. Das Ehepaar wohnte im Haus der Familie Mendel in der Richard-Wagnerstraße 72. Dort wohnte auch ihr Schwiegervater David Mendel und ihr Schwager Herbert Mendel. 

Vermutlich zur Geburt ihres ersten Kindes zog Irma zu ihrer Familie nach Hachenburg. Am 24. August 1935 kam dort ihr Sohn Hans Lothar Mendel zur Welt. Das Ehepaar wohnte aber weiterhin in Saarbrücken.

Im November 1938 befand sich Irma Mendel noch mit ihrer Familie in Saarbrücken. In der Richard-Wagner Straße 72 erlitten sie die Gewalt und die Übergriffe im Zuge der Pogromnacht. Ihr Mann Eugen Mendel und ihr 71-jähriger Schwiegervater wurden verhaftet und am 15. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau überführt. Am 20. November 1938 durfte ihr Schwiegervater das KZ Dachau wieder verlassen. Er kehrte nach Saarbrücken zurück und starb eine Woche später, am 27. November 1938, im Bürgerhospital in Saarbrücken.

Irma Mendel zog vermutlich daraufhin mit ihrem dreijährigen Sohn zu ihrem Vater Moritz Löb nach Hachenburg. Die Adresse dort war Wilhelmstraße 8. 

Ihr Mann Eugen Mendel war weiterhin Häftling im Konzentrationslager Dachau. Er trug die Häftlingsnummer 26869. Als Beruf wurde im Haftbuch „Vertreter“ eingetragen. Am 4. Mai 1939 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen.  Am 17. Mai 1939 war auch ihr Mann Eugen in Hachenburg offiziell gemeldet. Von dort erfolgte der Umzug zunächst nach Köln. 

Dann zogen sie nach Düsseldorf. Irma Mendel bezog am 20. Oktober 1939 mit ihrem Mann und vierjährigen Sohn eine Wohnung in der Rochusstraße 57.

Ihr Mann Eugen plante mit ihnen zu seinen Geschwistern in die USA zu emigrieren. Ein Deposit für die Emigration hatten seine Geschwister bereits hinterlegt. Mit Kriegsausbruch und Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zerschlugen sich alle Fluchtpläne.

Am 2. Januar 1940 zog ihr Vater Moritz Löb mit seiner unverheirateten Schwester Pauline (geboren am 31. Januar 1863 in Hachenburg) zu ihnen in die Rochusstraße 57. Dort wohnten sie gemeinsam fast zwei Jahre.

Am 10. November 1941 wurde Irma Mendel zusammen mit ihrem Mann und dem sechsjährigen Hans Lothar in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Am 18. Dezember 1941 zog ihr Vater Moritz Löb mit seiner Schwester in die Teutonenstraße 9 in Düsseldorf. Beide wurden aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb Moritz Löb am 1. September 1942. Pauline Löb verstarb am 2. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf