Gedenkbuch

Culp, Richard

Am 14. März 1912 wurde Richard Culp in Düsseldorf geboren. Sein Vater Jacob Culp stammte aus den Niederlanden. Er war am 27. Januar 1879 in Lemmer in Friesland als Sohn von Baruch Bernhard und Mette, geborene De Jong, zur Welt gekommen. Richards Mutter Johanna stammte aus Deutschland. Sie war als Johanna Simons am 25. August 1879 in Bochum geboren worden. Die Eltern hatten am 20. September 1908 in Düsseldorf geheiratet und lebten seit dem gleichen Jahr in Düsseldorf. Am 7. Juli 1909 war in Holthausen seine Schwester Martha Carola Culp zur Welt gekommen.

Die Familie wohnte 1926 in der Engerstraße 7. Das Haus gehörte seinen Eltern. Sein Vater Jacob Culp arbeitete als Handelsagent für Obst und Gemüse. Auch Richards Großvater Baruch Bernhard Culp lebte zuletzt in Düsseldorf. Er feierte am 16. Januar 1914 seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in der Birkenstraße 79.  

Im Jahr 1917 hielt sich die Familie Culp einige Zeit in Amsterdam auf. Am 20. August 1920 verstarb Richards Großvater Bernhard Baruch Culp. Zu diesem Zeitpunkt lebte auch Richards Tante Henriette Culp (1877 in Lemmer) in Düsseldorf.

Laut dem Düsseldorfer Adressbuch des Jahres 1933 wohnte die Familie bereits in der Lichtstraße 25. Am 9. Juni 1933 zog Richard Culp mit seinen Eltern dann in die Gerresheimer Straße 180. Möglicherweise war dies eine erste Folge des Machtantritts der Nationalsozialisten.
Am 14. Juli 1938 meldete sich sein Vater Jacob Culp nach Amsterdam ab. Richard Culp folgte ihm am 1. August 1938. Die Familie Culp bezog ein Haus in Amsterdam in der Postjeskade 71.

In den Niederlanden wurde Richards Culps Beruf mit Buchhalter angegeben. Am 14. Dezember 1938 heiratete Richard Culp in Amsterdam Klara Levy. Seine Frau stammte aus Aachen, wo sie am 10. April 1910 zur Welt gekommen war. Sie hatte ab Oktober 1937 in Düsseldorf gelebt und als Schneiderin gearbeitet. Vermutlich hatten sich die beiden auch während dieser Zeit kennengelernt.

Sein Vater Jacob Culp verstarb am 22. Dezember 1940 in Amsterdam. Richard Culp lebte weiterhin mit seiner Frau im Haus Postjeskade 71. Dort lebten auch seine Mutter und seine Schwester Martha. Am 16. November 1941 kam in Amsterdam sein Sohn Hans Jacob zur Welt. Die stolzen Eltern inserierten eine Geburtsanzeige im „Het joodsche weekblad“.

Am 26. März 1943 wurde Richard Culp verhaftet und in das Konzentrationslager Vught gebracht. Seine Mutter wurde vermutlich ab gleichen Tag verhaftet und befand sich bereits einen Tag später im Durchgangslager Westerbork. Johanna Culp wurde am 6. April 1943 aus Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Richard Culp blieb zunächst im KZ Vught inhaftiert. Er wurde erst am 2. Juli 1943 in das Durchgangslager Westerbork überführt. Am 3. Juli 1943 befanden sich auch seine hochschwangere Frau Klara und der kleine Sohn Hans Jacob in Westerbork. Am 23. August 1943 wurde im Lager Westerbork seine Tochter Marion geboren. Die Familie war der Baracke 61 zugeteilt worden.

Am 8. Februar 1944 wurden Richard Culp, seine Frau Klara und das Baby Marion von Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport mit 1015 Menschen, 340 Männer, 454 Frauen und 221 Kinder, traf am 10. Februar in Auschwitz-Birkenau ein. Nach der Selektion wurden 142 Männer, die die Nummern 173509 bis 173650 erhielten, und 73 Frauen, die mit den Nummern 75216 bis 75288 verzeichnet wurden, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Unter ihnen war Richard Culp. Die übrigen 800 Menschen, darunter seine Frau und seine kleine Tochter wurden direkt nach der Ankunft ermordet. Der genaue Todesort von Richard Culp ist nicht bekannt. Sein Tod wird am 30. Juni 1944 verzeichnet.

Sein Sohn Hans Jacob war erst verspätet im Lager Westerbork eingeliefert worden. Holländische Nachbarn hatten den kleinen Jungen zunächst versteckt. Aus Westerbork wurde er über das Lager Bergen-Belsen schließlich in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er befreit wurde. Nach dem Krieg wurde er in Delft von dem Ehepaar Piet und Maria van den Broeke adoptiert. Er verstarb am 20. Mai 2009.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf