Gedenkbuch

Lindner, Louis

Der Kaufmann Louis Lindner kam am 29. Mai 1850 als Sohn von Levi Lindner (1813-1901) und seiner Frau Debora (geboren 1819), geborene Hecht, in Hehlen zur Welt. Mit Levi oder Leni (geboren 1852) hatte er einen Bruder oder eine Schwester. Seine Großeltern väterlicherseits waren Jacob und Helene Lindner. Seine Großmutter Helene Lindner verstarb am 24. August 1851.

Louis Lindner heiratete am 11. August 1880 in Halle bei Hameln Ida Hallenstein. Seine Frau war am 7. Mai 1858 in Halle als Tochter vom Isaak und Johanne Hallenstein, geborene Elkan, zur Welt gekommen. Am 11. März 1893 wurde ihr Sohn Ernst in Halle geboren. Er blieb ihr einziges Kind.

Louis Lindner arbeitete in dieser Zeit als Geschäftsmann in Halle und später in Bodenwerder. In den 1920er Jahren lebte die Familie in Berlin. Sie wohnten dort auf der Grunewaldstraße 24. Sein Sohn Ernst heiratete am 13. Mai 1922 in Berlin Käthe Bertha Schlesinger. Der zu diesem Zeitpunkt 72-jährige Louis Lindner war einer der Trauzeugen. Im März 1923 wurde seine Enkeltochter Rose geboren.

Am 3. März 1931 verstarb Louis Lindners Frau Ida im Alter von 72 Jahren. Die Eheleute hatten bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin auf der Grunewaldstraße 24 gewohnt. Nach dem Tod seiner Frau zog Louis zu seinem Sohn Ernst nach Düsseldorf, der dort seit der Trennung von seiner ersten Frau wohnte. Die Scheidung von Ernst Lindner, der inzwischen mit der aus Düsseldorf stammenden Jenny Helas liiert war, und Käthe Bertha Lindner wurde am 19. Juni 1931 rechtskräftig.

Louis, Ernst und Jenny Lindner zogen am 3. Juli 1931 auf den Nikolaus Knopp Platz 2, wo sie für vier Jahre wohnten. Am 9. Juli 1932 fand die Eheschließung zwischen Ernst und Jenny statt.

Am 27. Juli 1935 zogen Louis Lindner, sein Sohn und seine Schwiegertochter in die erste Etage auf der Oberkasseler Straße 5. Von hier aus floh Ernst Lindner im März 1939 nach Belgien. Aus Belgien wurde er nach der deutschen Okkupation des Landes 1940 in das südwestfranzösische Internierungslager Saint Cyprien deportiert, wo er von Mai bis September 1940 interniert war. Anschließend kam Ernst Lindner nach Villeneuf sur mere, über den genauen Zeitraum liegen jedoch keine weiteren Informationen vor. Danach verliert sich seine Spur, sodass Ernst Lindner für tot erklärt wurde. Möglicherweise gehörte er zu den jüdischen Deutschen, die im August 1942 aus Südfrankreich in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt wurden, was jedoch aufgrund fehlender Dokumente nicht belegbar ist.

Nach der Flucht seines Sohnes zog Louis Linder auf die Oberkasseler Straße 7, während seine Schwiegertochter auf die Columbusstraße 21 zog. Am 31. August 1940 folgte der Umzug des inzwischen 90-jährigen Louis Lindners in das jüdische Altenheim auf der Grafenberger Allee 78. Louis Lindner sollte am 21. Juli 1942 von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert werden. Um der Deportation zu entgehen, schied er am 15. Juli 1942 im Alter von 92 Jahren freiwillig aus dem Leben.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.