Gedenkbuch

Levison, Melanie

geb. Wolff

Melanie Wolff wurde am 16. Mai 1876 in Böchingen geboren. Der Ort liegt im Kreis Südliche Weinstraße in Rheinland Pfalz. Ihre Vorfahren im Ort namens Wolff waren Metzger und Viehhändler. Ihre Eltern waren Jonathan Wolff und Eleonora Wolff, geborene Kahn.

Melanie Wolff heiratete am 10. Dezember 1901 in Böchingen den Bäcker und Konditor Salomon (Sally/Salli) Levison und zog zu ihm nach Mönchengladbach an den Niederrhein. Die Familie wohnte dort in der Bahnhofstraße 48. Melanie Levison bekam vier Kinder: Max, geboren am 11. September 1902 in Mönchengladbach, Nelly folgte am 5. Dezember 1903, Norbert am 2. Januar 1905 und schließlich am 13. Dezember 1908 kam Jakob Levison zur Welt. Das letzte Kind wurde nicht in Mönchengladbach geboren, sondern in Düsseldorf, wohin die Familie verzogen war. 

Da ihr Mann Salomon Levison am 21. Januar 1872 als holländischer Staatsbürger in Eindhoven zur Welt gekommen war, besaßen auch Melanie und die vier Kinder die niederländische Staatsbürgerschaft. Ende der 1920er Jahre wurden ihre Söhne daher auch in den Niederlanden gemustert und in das Militärregister aufgenommen.

Zunächst wohnte die Familie Levison in der Hohestraße 39, wo sie und ihr Mann eine Konditorei und ein Lebensmittelgeschäft (auch als Kolonialwaren bezeichnet) betrieben. Am 8. Oktober 1935 zogen sie in die Hüttenstraße 25. Auch dort unterhielten sie ein Lebensmittelgeschäft. Der Umzug war möglicherweise eine Folge der Diskriminierungen seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Am 11. Juli 1936 verstarb ihr Sohn Max Levison in Düsseldorf. Er wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Am 14. Juli 1937 emigrierte ihre Tochter Nelly Levison nach Amsterdam. Im Jahr 1938 beschlossen auch die restlichen Mitglieder der Familie Levison das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen. Da die Levisons niederländische Staatsbürger waren, die Sprache beherrschten und auch Kontakte und wirtschaftliche Beziehungen dort hatten, war dies als Fluchtland natürlich die naheliegende Option. 

Da die verwitwete Schwester ihres Mannes, Elisabeth Henriette Levison (1874 Eindhoven – 1943 Auschwitz), in Zutphen lebte, wo sie bis 1935 mit ihrem Mann Izak Levison (1875 Zutphen -1935) eine Bäckerei betrieben hatte, fiel die Wahl auf diese kleine Stadt in der Provinz Gelderland. Am 20. Dezember 1938 meldete sich das Ehepaar Levison zusammen mit ihrem Sohn Jakob nach Zutphen in die Niederlande offiziell ab. Dort wohnten sie zunächst in der Bornhovestraat 15. 

Ihr Sohn Norbert Levison lebte zwischenzeitlich in Ratingen, wo 1936 seine Tochter Ursel geboren wurde. Am 28. April 1938 war er von Ratingen nach Düsseldorf wieder in sein Elternhaus in der Hüttenstraße 25 gezogen. Am 3. August 1938 meldete er sich von dort nach Amsterdam ab. Seit dem 15. September 1938 wohnte er mit seiner Frau Erna, geborene Kahn (1905 Pirmasens -1943 Auschwitz), und der zweijährigen Tochter Ursel (1936 Ratingen -1943 Auschwitz) in Amsterdam in der Agamemnonstraat 10. Dort wohnte auch Martha Lode. Auch sie war aus Deutschland geflüchtet. Geboren worden war sie am 1. August 1910 in Duisburg.

Am 20. Mai 1942 heiratete sie ihren Sohn Jakob Levison in Amsterdam. Zusammen zogen sie am gleichen Tag in die Amstellaan 29 III. Zuvor hatte Jakob Levison ab dem 30. Januar 1942 in Amsterdam in der de Lairessestraat 147 gewohnt.

Am 2. November 1942 verstarb in Zutphen ihr siebzigjähriger Mann Sally Levison. Melanie Levison zog aus Zutphen am 12. Februar 1943 zusammen mit der Tochter Nelly in die Cillierstraat 11 nach Amsterdam. Im Mai 1943 wurden die beiden im Durchgangslager Westerbork interniert. Für Melanie Levison ist belegt, dass sie sich in Baracke 63 befunden hat. Am 11. Juni 1943 wurden beide in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf