Gedenkbuch

Cohn, Charlotte

geb. Horn

Am 26. März 1880 kam Charlotte Horn in Düsseldorf zur Welt. Im Kreise ihrer Familie und im Freundeskreis wurde sie Lotte genannt. Ihre Eltern Moritz Horn und Eleonore Laura Altschüler hatten 1875 geheiratet. Charlotte hatte noch eine ältere Schwester, Mathilde. Sie war 1877 in Düsseldorf geboren worden und wurde im Familienkreis Tilly genannt. Ihr Bruder Hugo Horn kam am 2. Oktober 1878 in Düsseldorf zur Welt. Die jüngere Schwester Julie Horn wurde schließlich am 18. Oktober 1884 in Düsseldorf geboren.
Charlottes Vater Moritz Horn betrieb in Düsseldorf zunächst ein Geschäft in der Bergerstraße und später in der Poststraße 13.

Am 9. Januar 1903 heiratete Charlotte Horn in Düsseldorf den Kaufmann Philipp Cohn. Ihr Mann war am 1. März 1875 in Lautenberg in Westpreußen zur Welt gekommen. Am 27. September 1905 kam in Recklinghausen ihr Sohn Edgar Cohn zur Welt. Ihr Sohn absolvierte ein juristisches Studium und wurde Anwalt in Bochum. 1933 wurde ihm wegen seiner jüdischen Herkunft die Zulassung entzogen. Am 19. Juli 1934 emigrierte er mit seiner Ehefrau Anneliese in die Niederlande. 

Seit 1932 wohnte Charlotte Cohn zusammen mit ihrem Mann in Düsseldorf. Zugezogen waren sie aus Bonn. Sie wohnten in der Uhlandstraße 28. Im August 1933 feierte ihr Vater, der immer noch in der Poststraße 13 wohnte, seinen 85. Geburtstag. Knapp drei Jahre später, am 5. April 1936, verstarb ihr Vater in Düsseldorf. Ein Jahr später musste Charlotte Cohn den nächsten persönlichen Verlust erleiden. Am 31. Mai 1937 verstarb ihr 62-jähriger Mann Philipp Cohn in Düsseldorf.

Charlotte Cohn zog am 10. Januar 1939 von Düsseldorf in die Niederlande nach Nijmegen. Dort wohnte sie in der Timorstraat 16 in der Unterkunft ihres Sohnes Edgar Cohn. Am 27. Dezember 1939 zog sie nach Amsterdam in die Eendrachtstraat 19. Ihr Sohn blieb mit seiner Frau in Nijmegen. Die beiden wurden am 17. November 1942 bei einer großen Razzias in Nijmegen verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork gebracht.

Am 27. November 1942 zog Charlotte Cohn zur Majubastraat 3 I zur Untermiete bei Familie Kahn. Ab dem 25. März 1943 befand sich Charlotte Cohn ebenfalls im Judendurchgangslager Westerbork. Dort wurde sie der Barracke 85 zugewiesen. Dort traf sie auch wieder mit ihrem Sohn und dessen Frau zusammen, die seit ihrer Verhaftung dort interniert waren. Auf einer Liste von „Kriegswitwen, die für eine Abbeförderung nach Theresienstadt nicht in Frage kommen“ befindet sich der Namen und das Geburtsdatum sowie die letzte Amsterdamer Adresse von Charlotte Cohn.

Am 29. Juni 1943 wurde Charlotte Cohn aus dem Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach ihrer Ankunft am 2. Juli 1943 ermordet. Auch ihr Sohn Edgar Cohn und dessen Frau Anneliese überlebten nicht.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf