Gedenkbuch

Sostheim, Ruth

geb. Arnstein

Ruth Arnstein wurde am 18. November 1914 in Dortmund als einziges Kind der Eheleute Salomon und Lina Arnstein, geborene Wolf, geboren. Ihre Eltern hatten im Juni 1910 geheiratet. Zu diesem Zeitpunkt wohnten sie in Dortmund in der Burgholzstraße 7.

Ruth Arnstein absolvierte eine Ausbildung zur Modistin und arbeitete dann im Schneiderei- und Kunstgewerbe. 

Sie heiratete den 23 Jahre älteren Bürstenfabrikanten Walter Sostheim und lebte mit ihm zuletzt in Düsseldorf. Ihre Adresse war Gartenstraße 112. Das Haus gehörte dem Onkel ihres Ehemanns , Simon Sostheim (1868-1942). Mit im Haushalt wohnten auch ihre beiden unverheirateten Schwägerinnen.

Ruth Sostheim und ihr Ehemann Walter wurden am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Auch ihre Mutter Lina Küper, die nach dem Tod ihres Mannes ein weiteres Mal geheiratet hatte, befand sich im Ghetto. Sie war aus Köln bereits am 22. Oktober 1941 mit dem ersten Kölner Transport in das Ghetto deportiert worden. Sie wohnte im Ghetto in der Sulzfelderstraße 63/77. Ruth Sostheim war dagegen mit ihrem Mann in der „Düsseldorfer Kollektivunterkunft“ in der Fischstraße 15 im Zimmer 8 untergebracht worden. Über das „Düsseldorfer Kollektiv“ erhielt sie auch ihre Brotkarte mit der Nummer 168848. 

Am 20. Mai 1942 verließ sie mit ihrem Mann und dessen Schwestern die Kollektivunterkunft und zog mit insgesamt fünf Personen in ein Zimmer der Wohnung 3 im Haus Fischstraße 14a. Seit dem 21. Juni 1942 arbeitete Ruth Sostheim im Ghetto-Betrieb Nr. 30, der Hutabteilung. Ihre Arbeiternummer lautete 71340 und ihr Arbeitsausweis trug die Nr. 17645. In dem dazugehörigen Ghetto-Dokument wurde für sie eingetragen: „beschäftigt als: Kunstgewerblerin“. 

Ruth Sostheim lebte im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź trotz aller Widrigkeiten bis Sommer 1944. Am 19. Mai 1944 hatte sie noch zusammen mit ihrem Mann und der Schwägerin Erna Sostheim an die befreundete Familie Kremser in Düsseldorf eine Postkarte schicken können: „Mit Freude geben wir Euch heute wieder ein Lebenszeichen und erwarten mit Ungeduld Eure Nachrichten, dass Ihr gesund seid. Herzlichst Eure Erna, Ruth, Walter.“ 

Im August 1944, im Zuge der Auflösung des Ghettos, wurde sie nach Auschwitz gebracht und kam von dort in das Konzentrationslager Groß-Rosen. Am 6. März 1945 wurde sie von Groß-Rosen in das Außenlager Helmbrechts des Konzentrationslagers Flossenbürg gebracht. Dort erhielt sie die Häftlingsnummer 63955. Ruth Sostheim verstarb dort. Die Überlebende Erna Sostheim schrieb am 9. Februar 1946 aus Lippstadt an die befreundete Familie Kremser in Düsseldorf: „Ja, wo soll ich beginnen, Ihnen zu berichten. Meine Mitteilungen sind alle sehr ernst und sehr traurig. Ich bin ganz alleine von all meinen Lieben noch übrig geblieben, keiner lebt mehr, (…). Walter, Ruth und ich kamen 44 zusammen von Litzmannstadt nach Auschwitz. Der l. Walter wog damals noch 112 Pfd. und können Sie sich vorstellen, wie er gehungert hat, da war er für die schweren Arbeiten, die verlangt wurden, nicht mehr fähig. Glauben Sie mir, ich darf nicht denken, dann könnte ich alle umbringen. Das liebste, was ich auf der Welt hatte, haben sie mir genommen. Mein lieber Paul lebt auch nicht mehr. Er war doch z.Zt. im Lager Gurs und von dort hat man auch alle mit einem Ziel „unbekannt“ verschleppt und dies Ziel war wieder die Hölle von Auschwitz. Oh dieses Auschwitz! Wie grausig es dort war, das kann man garnicht in Worten ausdrücken. Der Prozess hat noch viel zu wenig darüber gesagt. Wie wir gelitten haben, von August bis Mitte November war ich dort, wir hatten ausser einem dünnen Sommerkleid wirklich auch aber garnichts anderes an, keine Schuhe, keine Strümpfe, kein Wäscheteil. Keine Haare auf dem Kopf und dabei mussten wir bei Wind und Wetter des Nachts um drei Uhr bis sechs Uhr Appell stehen. Wie wir gefroren und gehungert haben, das kann man nicht beschreiben, die arme Ruth, die leider nur 10 Tage mit mir dort zusammen war, hat ganz besonders unter dem Hunger so gelitten. Sie wurde krank, und wir wurden getrennt und wie ich jetzt durch eine Dame aus Bremen durch einen Brief erfahre, ist Ruth in einem anderen KZ. an Hunger gestorben. Man hat sie vor der Baracke tot aufgefunden.“

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf