Gedenkbuch

Rothschild, Luise (Lilli)

geb. Heller

Luise, genannt Lilli,  Heller kam am 9. April 1866 als Tochter des Kaufmanns Siegmund Heller und seiner Frau Margaretha (Malke) Heller, geborene Kaftal, in Hamburg zur Welt. Sie hatte mit Florentine (geboren 1862) und Paula, genannt Pauline, (geboren 1864) zwei ältere Schwestern. Es folgte die jüngere Schwester Victorine (geboren 1870). Lillis Vater Siegmund war Kaufmann, ihre Mutter stammte ursprünglich aus Warschau. 1860 kamen die Eheleute nach Hamburg. 

Am 30. August 1883 heiratete die 17-jährige Lilli Heller den in Düsseldorf geborenen Kaufmann Ludwig (Louis) Arthur Rothschild (geboren 1849). Die Ehe wurde in ihrer Geburtsstadt Hamburg geschlossen. Lillis ältere Schwester Florentine heiratete den Bruder ihres Mannes Maximilian Rothschild. Während Lillis Eltern sowie ihre Schwestern weiterhin in Hamburg lebten, wohnten Lilli und ihr Mann Louis Arthur Rothschild in Düsseldorf, wo dieser ein Modewarengeschäft auf der Königsstraße 2 führte. Später befand sich das Geschäft auf dem Hindenburgwall 24 (heute Heinrich-Heine-Allee). Ein Jahr nach der Hochzeit kam am 7. Juli 1884 die einzige Tochter der Eheleute, Margarethe, zur Welt. 

Lillis Vater Siegmund Heller und ihr Schwager Maximilian Rothschild führten in Hamburg gemeinsam ein Maklergeschäft. Ihre Schwester Pauline blieb unverheiratet. 1915 verstarb Lillis Rothschilds Vater in Hamburg, der zu dieser Zeit bereits verwitwet war. Das Todesdatum ihrer Mutter Margaretha ist unbekannt.

Lillis Tochter Margarethe arbeitete als Haushaltungslehrerin und wohnte mit ihrem Mann ebenfalls in Düsseldorf.
Mindestens seit 1926 wohnten Lilli Rothschild und ihr Mann im Untergeschoss auf dem Golzheimer Platz 3. Es folgte ein Umzug in die erste Etage der Boltenerstraße 14, wo die Eheleute mindestens von 1929 bis 1932 wohnten. Es folgte ein weiterer Umzug, nun in das Untergeschoss der Brehmstraße 78 im Düsseldorfer Zooviertel. Im Adressbruch der Stadt Düsseldorf für das Jahr 1934 wird hier neben den Eheleuten Rothschild auch der Familienname Katzenstein aufgeführt. Lilli und Louis Arthur Rothschild wohnten hier mit ihrer Tochter Margarethe Katzenstein, geborene Rothschild. Noch im selben Jahr, am 27. Dezember 1934, verstarb Lillis Mann Louis Arthur Rothschild mit 85 Jahren.

Am 30. Mai 1938 zog Lilli Rothschild zusammen mit ihrer Tochter in eine Wohnung in der Kaiserswerther Straße 70. Im Haus wohnten mehrere jüdische Familien. Aus den Erinnerungen von Joseph und Marie Adler, geborene Salomon, ist bekannt, dass zunächst in der Nacht des 9. November 1938 nichts im Haus passierte. Doch im Laufe des 10. Novembers 1938 kamen Warnungen, dass die Überfälle auf Wohnungen jüdischer Familien weitergingen. Joseph Adler erinnerte sich: „Mitleiderregend war das Bild, wie kurz nach uns die von mir gewarnten anderen jüdischen Mitbewohner, jeder das Haus in einer anderen Richtung, das Haus verließen, um bei Freunden, Bekannten Unterschlupf zu finden.“ Vermutlich waren Lilli Rothschild und ihre Tochter unter den Flüchtenden. Die Wohnungen wurden jedoch später aufgebrochen und alles zerstört.

Ihrer Tochter Margarethe Katzenstein gelang am 15. Mai 1939 die Emigration nach Großbritannien. Lilli Rothschild blieb nach der Emigration ihrer Tochter allein in Düsseldorf zurück. Am 5. August 1941 zog sie in die Harleßstraße 8. Die mit ihr im Haus wohnende ledige Betty Samuel (geboren 1885 in Köln) zog am gleichen Tag in die Harleßstraße 8. Vielleicht kümmerte sich die 56-Jährige um die 75-jährige Lilli Rothschild nach der Emigration der Tochter. Am 21. Januar 1942 zog die verwitwete Lilli Rothschild schließlich zur Untermiete in die Grimmstraße 36.

Am 21. Juli 1942 wurde Lilli Rothschild von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier verstarb sie am 10. September 1942 an einer akuten Darmentzündung. Aus der Todesfallanzeige geht hervor, dass sie zwei Kinder gehabt haben soll. Aus der Wiedergutmachungsakte ihrer Tochter Margarethe Katzenstein, die den Holocaust überlebt hat, geht jedoch hervor, dass sie das einzige Kind von Lilli und Louis Arthur Rothschild war. 

Lillis Rothschilds ältere Schwester Florentine wurde am 24. März 1943 von Hamburg aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 6. Juli 1944 verstarb. Ihre Nichte Margot Rothschild war bereits am 6. Dezember 1941 von Hamburg nach Riga-Jungfernhof deportiert worden. Auch sie hat den Holocaust nicht überlebt. 

Lillis Schwester Pauline wurde am 15. Juli 1942 von Hamburg in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 4. August 1942 verstarb. Über ihre jüngere Schwester Victorine liegen keine weiteren Informationen vor.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.