Gedenkbuch

Blankenstein, Else

Else Blankenstein kam am 20. Februar 1893 als Tochter von Arthur Blankenstein (1856-1901) und seiner Frau Laura Blankenstein (1856-1942), geborene Cohen, in Krefeld zur Welt. Sie hatte mit Ernst (1891-1982) einen älteren Bruder. Es folgten die jüngeren Geschwister Leni (geboren 1895) und Max (geboren 1898). Ein Jahr nach Max Geburt verstarb Elses Vater Arthur Blankenstein im Alter von 45 Jahren in Krefeld. Ihre Mutter Laura musste Else und ihre drei Geschwister allein großziehen.

Die Familie zog nach Düsseldorf, wo die unverheiratete Else Blankenstein mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Geschwistern Leni und Max seit mindestens 1924 in einem Einfamilienhaus auf der Mozartstraße 19 wohnten.

Im November 1921 trat ihre Mutter aus dem Judentum aus. Else und ihre Geschwister waren alle evangelisch getauft. Ihr älterer Bruder Ernst war mit der nichtjüdischen Magdalena Pecher verheiratet und wohnte ebenfalls in Düsseldorf, wo 1923 Elses Neffe Rudolf geboren wurde. Ernst Blankenstein arbeitete als Syndikus beim Bergischen Kraftfutterwerk. Während der NS-Zeit hatte er als einziger der Familie den Status „in Mischehe lebend“, dies führte zu Differenzen zwischen den Geschwistern.

Else Blankenstein unterstützte ihre Mutter über viele Jahre hinweg im Alltag und griff ihr vor allem bei geschäftlichen Dingen unter die Arme. Ihr eigener Gesundheitszustand verschlechtere sich jedoch, da sie an einem Gehirntumor erkrankte. Elses Schwägerin Magdalena Blankenstein, geborene Pecher, schrieb 1950 in einem Brief zu Elses Gesundheitszustand: „Wegen ihrer Erkrankung hatte sie für die politischen Dinge, wie sie sich in der Nazizeit namentlich den Juden gegenüber entwickelten, nicht mehr den erforderlichen Weitblick. Sie brachte es fertig … das Einfamilienhaus Mozartstraße 19 in ein Etagenhaus umbauen zu lassen. Die Folge hiervon war, daß meine Schwiegermutter mit ihren Töchtern in eine Etagenwohnung nach der Brehmstraße 35 zog.“ Ob der Umbau tatsächlich auf Elses Gesundheitszustand oder doch eher auf wirtschaftliche Überlegungen zurückzuführen war, kann nicht beurteilt werden. Doch der Mieterlös aus dem Haus Mozartstraße 19 war sicherlich eine wichtige finanzielle Einnahmequelle für Else und ihre Mutter in den 1930er Jahren.

Elses Geschwister Leni und Max Blankenstein, die mit in die Brehmstraße 35 umgezogen waren, wurden am 10. November 1941 von Düsseldorf aus in das Ghetto Minsk deportiert. Aus Magdalena Blankensteins Brief geht weiter hervor, dass Else und ihre Mutter auf Anordnung der Gestapo noch zwei weitere Male umziehen mussten. Zuletzt wohnten sie auf der Sternstraße 14, die auch auf der Deportationsliste vom 21. Juli 1942 als letzte Adresse vermerkt wurde. Elses älterer Bruder Ernst, der ja mit Magdalena weiterhin in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ lebte, war von den verschärften Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung zunächst nicht betroffen.
Wenige Monate nach der Deportation der Geschwister Leni und Max wurden auch Else Blankenstein und ihre Mutter über ihre bevorstehende Deportation informiert. Am 21. Juli 1942 wurde die 49-jährige Else Blankenstein gemeinsam mit ihrer 86-jährigen Mutter Laura von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Laura Blankenstein zehn Tage später am 31. Juli 1942 verstarb. Else Blankenstein wurde am 23. Januar 1943 aus dem Ghetto Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Der ältere Bruder Ernst Blankenstein wurde am 17. September 1944 im sogenannten „Mischehentransport“ von Düsseldorf aus in das Arbeitslager Vorwohle bei Lenne deportiert, eigentlich ein Arbeitslager für Zwangsarbeiter. Von hier wurde er Anfang 1945 weiter in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Ernst Blankenstein befreit wurde. Er verstarb am 21. Dezember 1982 im Alter von 91 Jahren in Düsseldorf.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf