Gedenkbuch

Amram, Sophie

geb. Weiler

Am 28. Dezember 1870 kam in Scherfede im Kreis Warburg Sophie Amram als Tochter des Ehepaars Abraham und Amalie Weiler, geborene Ransohoff, zur Welt. 1894 wohnte sie noch bei ihren Eltern in Kassel in der Hohenzollernstraße 60. Am 6. Juli 1894 heiratete sie in Kassel den Kaufmann und Vertreter Moritz Amram. Ihr Mann war am 22. Februar 1862 in Echte im Kreis Osterode am Harz zur Welt gekommen. Seine Eltern, Hary Herz Amram (1822-1888) und Lisette Amram, geborene Strasburger (1838-1921), hatten sieben weitere Kinder.

Nach der Hochzeit zog sie zu ihm nach Düsseldorf, wo ihr Mann Moritz Amram seit 1892 lebte. Er arbeitete als Versicherungskaufmann. Im Jahr 1900 war er im Düsseldorfer Adressbuch als Generalvertreter für die Union Assekuranz Sozietät Lebensversicherung in Berlin verzeichnet. Ein Jahr später war er auch Generalvertreter für die Gladbacher Feuerversicherungsgesellschaft. Als seine Geschäftsadresse wurde bereits zu dieser Zeit das Haus Charlottenstraße 59 angegeben.

1895 wurde in Düsseldorf die Tochter Luise geboren. Am 2. Dezember 1896 folgte der Sohn Kurt. Die Familie wohnte weiterhin im Haus Charlottenstraße 59. 1924 war ihr Mann im Vorstand der Düsseldorfer Synagogengemeinde.  Ihre Tochter Luise verlobte sich am 28. Mai 1922 mit Paul Benario aus Bückeburg. Nach der Heirat 1923 zog sie mit ihrem Mann in die Schweiz.

Ihr Mann Moritz Amram war lange Jahre im Vorstand im Verein zur Förderung des Handwerks unter den Juden. 1930 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt, wie die Zeitung des Central-Vereins in ihrer Ausgabe vom 2. Mai 1930 berichtete. In der Ausgabe der Gemeindezeitung für den Synagogenbezirk Düsseldorf vom 27. Februar 1932 wurde sein 70. Geburtstag mit einem Artikel gewürdigt. Zusätzlich wurde ein Gemälde von ihm abgebildet, das der Düsseldorfer Maler Max Westfeld geschaffen hatte.

Im Juni 1934 zog ihr Mann zunächst in die Schweiz. Sophie Amram folgte ihm im Dezember 1936. Ihr Sohn Kurt emigrierte im Februar 1938 nach Den Haag. Da Sophie Amram und ihr Mann kein bleibendes Aufenthaltsrecht in der Schweiz erhielten, zogen zu ihm und lebten zunächst in Den Haag. Weil sie Deutschland verlassen hatten, wurden sie von den Nationalsozialisten im Juli 1939 ausgebürgert. Nun hatte das Ehepaar den Status „Staatenlos“, was eine Weiteremigration aus den Niederlanden kaum möglich machte.

Im Mai 1940 wohnte Sophie Amram dann mit ihrem Mann in Arnhem in der Johan de Wittlaan 27. Sie hielten weiterhin Kontakt mit Freunden und Bekannten in Düsseldorf. So schrieb Emil Löwenstein, Schillerstraße 25 in Düsseldorf, am 15. Dezember 1939 an seine Kinder: „Bald wird Vera dort sein & kann ich mir denken, daß Ihr Euch freuen werdet, sie ist aber auch ein lieber Kerl & hier waren die ganze Herren und Damenwelt von ihr entzückt, ebenso wie ich von Amram’s höre, auch in Holland.“ Emil Löwenstein schrieb am 23. September 1940 an seine Tochter im Ausland: „Amrams und Felsenthals wohnen jetzt in Arnheim.“

1942 war Sophie Amram mit ihrem Mann in der Lw. de Landastraße 68 gemeldet. Beide wurden im Zuge der Judenverfolgung am 11. Dezember 1942 verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Dort wurden sie in der Baracke 69 interniert. Aus dem Lager Westerbork wurden sie am 23. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und nach der Ankunft ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf