Gedenkbuch

Hille, Mathilde

geb. Mayer

Am 18. Januar 1872 kam Mathilde Mayer in Köln als Tochter von Emanuel und Rosa Mayer, geborene Winterschweig, zur Welt. Ihr Vater stammte aus Köln und war Besitzer einer Steindruckerei, ihre Mutter war 1837 in Krefeld zur Welt gekommen. In Krefeld hatten ihre Eltern auch am 25. Juni 1867 geheiratet. Mathildes jüngere Schwester Klara wurde  am 28. Januar 1876 in Köln geboren. Ihre ältere Schwester Betty, 1870 in Köln geboren, verstarb als Mathilde 12 Jahre alt war.

Im Jahr 1904 heiratete ihre Schwester Klara den Niederländer Jacques de Leeuw und lebte danach mit ihm in Deventer. Zum Zeitpunkt der Hochzeit waren beide Eltern schon verstorben.

Mathilde Mayer lebte 1907 in Aachen in der Adresse Holzgraben 11. Sie heiratete am 26. Oktober 1907 den Witwer Willy (Wilhelm) Hille. Ihr Mann stammte aus Köthen, Anhalt, wo er 1866 zur Welt gekommen war. Seit dem 20. September 1907 lebte er in Düsseldorf in der Kirchfeldstraße 142. Mathilde Mayer hatte bei der Ankündigung der Hochzeit noch in Aachen gelebt. Bei der Trauung wurde dann ihre Adresse in Düsseldorf mit Hohe Straße 48 angegeben.

Für ihren Ehemann Willy Hille war es die dritte Ehe. Von seiner ersten Frau Margarethe Kohlmann hatte er sich nach siebenjähriger Ehe 1896 scheiden lassen. Mit ihr hatte er vier Kinder, wovon das letzte im Kleinkind-Alter 1896 verstarb. Möglicherweise war dies auch ein Grund für den Bruch der Ehe. Mit seiner zweiten Ehefrau Thoska Helene Köhler lebte er in Dresden. Die beiden hatten zwei gemeinsame Kinder. Vermutlich gab es Komplikationen bei der Geburt des zweiten Kindes. Beide, das Baby und seine Frau verstarben im Jahr 1901.

Im Mai 1918 zog Mathilde Hille mit ihrem Ehemann nach Kleve. Sie erwarben dort ein Grundstück an der Hagschen Straße. Durch den Umbau des bestehenden Gebäudes und den Anbau eines weiteren Wohnhauses entstand ein größerer Wohnkomplex. Im Jahr 1926 bezogen Mathilde und Willy Hille hier eine Wohnung. Die übrigen Wohnungen vermieteten sie.

Im Jahr 1938 zog Mathilde Hille mit ihrem Ehemann nach Düsseldorf. Sie wohnten in der ersten Etage des Hauses Duisburger Straße 45. Im Jahr 1940 zog sie mit ihrem Ehemann nach Wipperfürth. Am 8. Mai 1942 verstarb ihr Ehemann in Wipperfürth. Mathilde Meyer lebte zuletzt im Ursulinenkloster in Wipperfürth. Von dort musste sie nach Düsseldorf ziehen. Ab dem 23. Juni 1942 lebte Mathilde Hille in Düsseldorf im Haus Duisburger Straße 77. Am 14. Juli 1942 schrieb sie eine letzte, ergreifende Postkarte an ihre Freunde: „Meine Lieben! Eine Karte erhielt ich vorige Woche von der lieben Jakobine und danke dafür. Ich bin am Ende! Grauenhaftes habe ich seit dem Verlust meines l. Willy erduldet; innerhalb 2 Stunden musste ich das Kloster v. Wipperfürth verlassen; aber die Schwester Oberin hat ihre Strafe. 14 Tage später mussten die auch heraus. Nun kommt am Montag noch das Schlimmste; wir müssen weg nach Theresienstadt im Protektorat; furchtbar! Ich bin totkrank und war nicht in der Lage zu schreiben. Heute will ich Euch, meine letzten Grüsse und besten Wünsche für das fernere Leben senden; alles alles Gutef ür Euch lieben Drei und Eure Kinder. Lebt wohl und gedenkt meiner im Gebete. – Hoffentlich holt mich der l. Gott bald, damit ich mit meinem lieben Willy im Himmel vereint werden. Vielen Dank für alle Liebe und Freundschaft, Gott lohne Euch Alles.
Adieu, auf Wiedersehen im Jenseits, Eure tieftraurige Mathilde.“

Am 21. Juli 1942 wurde Mathilde Hille vom Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Auf der Deportationsliste wurde hinter ihrem Namen ein rotes Kreuz eingestempelt. Mathilde Hille verstarb am 28. September 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf