Gedenkbuch

Sostheim, Grete (Margarete)

Grete (eigentlich Margarete) Sostheim wurde am 1. September 1888 in Lippstadt als Tochter des Ehepaars Samuel und Johanna Sostheim, geborene Grüneberg, geboren. Sie war das Älteste von insgesamt fünf Kindern:  Erna Sostheim (27.06.1894 Lippstadt – 21.01.1975), Walter Sostheim (13.11.1891 Lippstadt), Erich Sostheim (17.07.1896 Lippstadt) und Elfriede Sostheim (1890 – 1899).

Grete Sostheim absolvierte eine Ausbildung im Kunstgewerbe. Sie wohnte in ihrem Elternhaus in Lippstadt. Am 3. März 1919 verstarb ihre Mutter Johanna Sostheim in Lippstadt im Alter von 54 Jahren. Am 27. November 1920 verstarb auch ihr Vater Samuel Sostheim. Beide wurden in Lippstadt auf dem Jüdischen Friedhof begraben. Nach dem Tod seines Vaters übernahm ihr Bruder Walter Sostheim 1921 die elterliche Firma „E. Sostheim“ zusammen mit ihrem Onkel Max Sostheim (1862-1932). 1928 feierte die Firma 60-jähriges Bestehen. Die Familie Sostheim wohnte in der Wiedenbrücker Landstraße 14.

Grete Sostheim zog mit ihren Geschwistern nach der Pogromnacht 1938 und dem Zwangsverkauf der familieneigenen Bürstenfabrik nach Düsseldorf. Sie wohnten im Haus ihres Cousins Simon Sostheim in der Gartenstraße 112. Zusätzlich lebten auch Verwandte von ihr in der Fischerstraße 32: Ernst Sostheim und seine Familie. 

Grete Sostheim wurde am 27. Oktober 1941 zusammen mit ihren Geschwistern von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort wurde sie mit ihren Geschwistern dem Zimmer 8 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 zugewiesen. In diesem Zimmer mussten insgesamt 64 Personen aus dem „Düsseldorfer Transport“ leben. Über das „Düsseldorfer Kollektiv“ erhielt Grete Sostheim eine Brotkarte mit der Nummer 168843. Am 13. November 1941 konnte sie auch eine Arbeit im Ghetto finden. Ihre Arbeitskarte trug die Nummer 13843. 

Am 20. November 1941 schrieb der von Essen im Oktober 1938 nach Polen abgeschobene und mittlerweile im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź befindliche Max Swiatlowski an das Ehepaar Kremser in Düsseldorf. Darin grüßte er auch im Namen der Geschwister Sostheim: „Wir sind gesund, Walter, Frau und Schwestern auch“.

Anfang Mai 1942 konnte ihr Bruder Walter sie von der Deportation mit dem II. Transport in das Vernichtungslager Chełmno zurückstellen lassen. Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte konnten Grete Sostheim und ihre Geschwister in die Wohnung 3 in der Fischstraße 14a umziehen. Am 26. Juli und 2. August 1942 musste sie in das Krankenhaus des Ghettos eingeliefert werden. Grete Sostheim wurde im September 1942 aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź gebracht und im Vernichtungslager Chełmno ermordet. 

Ihre Schwester Erna Sostheim überlebte. Sie schrieb am 9. Februar 1946 aus Lippstadt an die befreundete Familie Kremser in Düsseldorf: „Ja, wo soll ich beginnen, Ihnen zu berichten. Meine Mitteilungen sind alle sehr ernst und sehr traurig. Ich bin ganz alleine von all meinen Lieben noch übrig geblieben, keiner lebt mehr, das gute Gretchen hat man von meiner Seite genommen und schon 1942 ins Gas geschickt. Walter, Ruth und ich kamen 44 zusammen von Litzmannstadt nach Auschwitz.“

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf