Gedenkbuch

Lichtigfeld, Sala Helene

geb. Weissberg (Weisberg)

Die gelernte Schneiderin Sala (Helene) Weissberg heiratete am 6. September 1931 in Düsseldorf den Rechtsanwalt Dr. Leo Lichtigfeld. Sie stammte wie er aus Galizien – Rohatyn war ein Nachbarort von Bursztyn. Hier war Sala Helene Weissberg am 28. Dezember 1894 als Tochter von Hermann und Regina Weissberg zur Welt gekommen. In einem Artikel über den Ort Rohatyn (heute zur Ukraine gehörend) und das jüdische Leben dort, heißt es: „Chaim Hirsch Weisberg beschäftigte sich mit dem Versand von Eiern nach Deutschland.“ Möglicherweise kam die Verbindung von Sala Helene Weissberg und Leo Lichtigfeld über die beruflichen Kontakte ihrer Väter zustande. Der Vater von Dr. Leo Lichtigfeld, Joshua Lichtigfeld (1860-1919) führte einen Eierhandel in Düsseldorf.

Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnte Sala Weissberg in Düsseldorf bereits in der Leopoldstraße 48, bei der Verlobung im Juni 1931 hatte sie noch in ihrem Geburtsort Rohatyn gelebt. Im Jahr 1933 zog das Ehepaar Lichtigfeld von der Königsallee 19 in eine Wohnung in der Königsallee 86, zwei Jahre später wohnten sie ihrer Schwiegermutter in der Schadowstraße 26.

Obwohl ihr Ehemann eigentlich bis zum 30. November 1938 als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Düsseldorf zugelassen war, musste er seine Kanzlei 1937 aufgeben und durfte nur noch eingeschränkt als „jüdischer Konsulent“ arbeiten.

Sala und Dr. Leo Lichtigfeld wurden am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Nach ihrer Deportation wurde ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmt, u.a. Versicherungen bei der „Victoria Lebensversicherungs AG“.

Im Ghetto musste das Ehepaar Lichtigfeld im Zimmer 6 der Düsseldorfer Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Am 4. und 7. Dezember 1941 konnte ihr Mann zwei Postkarten aus dem Ghetto an Bekannte in Düsseldorf schicken. Darin bat er um die Nachsendung von Post und um die Überweisung von 20 RM. Beide Postkarten kamen bei ihren Adressaten an. Als Absender war auf der Postkarte „Fischstr. 15/6“ durchgestrichen und „Alexanderhofstraße 46/21“ angegeben. Auf der am 4. Dezember 1941 aus dem Ghetto geschriebenen Postkarte an Dr. Orzegow in Düsseldorf war am Rand vermerkt: „R. Kreisler Weissberg, Rohatyn über Przchany [D…]“ – vielleicht handelte es sich um einen Verwandten von Sala Lichtigfeld aus ihrer Geburtsstadt.

Nach dem Tod ihres Ehemanns am 29. Juli 1942 lebte sie noch bis September 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź. Während der „Sperre“ Anfang September 1942 wurde sie aus dem Ghetto gebracht und am 11. September 1942 im Vernichtungslager Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf