Gedenkbuch

Herrmanns, Isidor

Am 9. November 1860 wurde Isidor Herrmanns in Styrum bei Mülheim an der Ruhr geboren. Er heiratete 1888 Helene Rosenthal. Seine Frau war am 15. Juni 1862 in Nümbrecht zur Welt gekommen. Im Kontext der Eheschließung wurde folgendes festgehalten und im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf (Nr. 19, 1888) veröffentlicht: „Der Kaufmann Isidor Herrmanns aus Oberhausen und die gewerbslose Helene Rosenthal aus Offenbach haben durch notariellen Akt d.d. Frankfurt am Main den 16. Januar 1888 für ihre mit dem Wohnsitze zu Oberhausen einzugehende Ehe bestimmt, daß der sämtliche Hausrath, welchen die Helene Rosenthal in die Ehe einbringt, insbesondere sämtliches Mobiliar, Weißzeug und Weißgerät, sowie die zu ihrem persönlichen Gebrauch dienenden Kleidungsstücke, Schmucksachen u. a. m. von der Gütergemeinschaft ausgeschlossen und ihr alleiniges Eigentum sein und bleiben sollen.“ 

Am 4. Januar 1890 kam in Oberhausen ihre Tochter Martha zur Welt. Sie heiratete 1910 den Pelzhändler Albert Reinsberg (1879-1937) und lebte mit ihm zunächst in Brüssel und ab 1914 in Düsseldorf. Die beiden bekamen drei Kinder: Ilse (geboren 1911), Karl Heinz (geboren 1914) und Ernst (geboren 1917).

In Oberhausen betrieb Isidor Herrmanns eine Schuhwarenhandlung in der Friedrich-Karl-Straße 28. Um 1930 zog er mit seiner Frau Helene nach Düsseldorf. Er arbeitete weiterhin als Kaufmann und sein Geschäft in Oberhausen blieb bestehen. Es wurde aber nun vom Geschäftsführer Alex Rosenbaum geleitet. 

1931 wohnten das Ehepaar Herrmanns in Düsseldorf in der Steinstraße 71 und 1933 dann in der Steinstraße 88.

Am 4. Mai 1937 wurde ihr Schwiegersohn Albert Reinsberg in seinem Haus von der Gestapo verhaftet. Vorgeworfen wurden ihm angebliche Devisenvergehen. Am 7. Mai 1937 kam Albert Reinsberg im Düsseldorfer Gefängnis „Ulmer Höh“ ums Leben. Für die gesamte Familie war dies ein Schock. 

Ihr Enkel Karl Heinz Reinsberg, der sich anlässlich einer Kürschnerlehre in Belgien aufhielt, beschloß in Brüssel zu bleiben. Auch ihre nun verwitwete Tochter Martha Reinsberg zog aus Düsseldorf nach Brüssel. Isidor und Helene Herrmanns, die mittlerweile in der Kreuzstraße 39 wohnten, folgten ihr am 19. August 1938.

Sie wohnten in Brüssel zunächst in der Rue M Léscaut 107. Nachdem die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 auch Belgien besetzt hatte, kam das Land unter eine deutsche Militärverwaltung. Diese begann schnell mit Maßnahmen und Gesetzen und Verordnungen gegen die jüdische Bevölkerung.

Ab November 1941 waren Isidor Herrmanns und seine Frau in der Rue du Zodiaque 23 gemeldet. Im Juni 1941 schrieb ihr Enkel Karl Heinz Reinsberg aus dem Internierungslager Les Milles an seinen Bruder Ernst in Schottland: „Du brauchst Dir über Mutter und die Grosseltern keine Sorgen zu machen. Es fehlt ihnen an nichts. Haben G´´tt [Gott] sei Dank genug zu essen und im Moment nur die Sorgen, dass wir alle gesund bleiben und gesund wieder zusammen kommen werden. Sie werden absolut nicht belästigt und haben nicht zu klagen.“

Leider änderte sich dies und ab dem 29. August 1941 wurde Juden in Belgien eine Ausgangssperre auferlegt. Generell durften jüdische Bürgerinnen und Bürger nur noch in den großen Städten Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Charleroi leben.

Am 10. November 1941 sandten Isidor und Helene Herrmanns einen Rote Kreuz Brief an ihren Enkel Ernst Reinsberg in Schottland: „Gute Wünsche für Dich und alle! Wir sind gesund Opa Oma“.

Ab dem 27. Mai 1942 waren Isidor und Helene Herrmanns, wie alle jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner, gezwungen einen gelben Stern an ihrer Kleidung zu befestigen. 

Am 10. Oktober 1942 wurde Isidor Herrmanns zusammen mit seiner Frau mit dem XIII. Transport aus dem Lager Mechelen (Malines) in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort nach der Ankunft ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf