Gedenkbuch

Back, Berta

geb. Goldberg

Berta Back war am 29. April 1885 in Hildesheim als Tochter von Salomon und Meta Goldberg, geborene Wollheim, zur Welt gekommen. Sie hatte noch zwei Brüder. Einer ihrer Brüder, der Rechtsanwalt Dr. Goldberg, lebte im elterlichen Haus in Hildesheim, Hoher Weg 19. Im Jahr 1935 besuchte Berta Back ihren Bruder für einige Zeit.

Am 23. Juni 1907 heiratete Berta Goldberg den in Düsseldorf lebenden Kaufmann Max Back. Ihr Mann stammte aus Pasewalk in Vorpommern. Dort war er am 20. Dezember 1874 als Sohn von Jeremias und Marie Back, geborene Machol, zur Welt gekommen. 

Das Ehepaar Back wohnte viele Jahre in Düsseldorf. Beide Töchter, Ursula (geboren 1909) und Gerda (geboren 1911), wurden auch in Düsseldorf geboren. Hier führte ihr Mann Max Back ab 1901 die Buchdruckerei „Haas & Wittke“ in der Bandelstraße 14. Privat wohnte die Familie in der Remscheider Straße 6/II. Ab dem 1. Oktober 1935 bezogen sie eine Wohnung in der Venloer Straße. Einige Zeit waren sie in der Gustav-Poensgen-Straße 53 gemeldet.

1933 wurde ihr Mann gezwungen, seine Druckerei zu „versteigern“, und die Familie musste von ihren Rücklagen, der Unterstützung Angehöriger und der Arbeit der Tochter Ursula als Stenotypistin leben. Ihr Bruder Erich Goldberg besaß eine Bekleidungsfirma und versorgte die Familie mit kostenloser Bekleidung. Die Familie war trotz aller Unterstützung gezwungen, Teile ihrer Möbel für den Lebensunterhalt zu verkaufen. Ein Nachbar und NSDAP-Parteigenosse informierte die NSDAP-Ortsgruppe Friedrichstadt-Ost im Oktober 1935 darüber, dass die jüdische Familie Back „Umgang mit Wehrmachtsangehörigen“ pflege. Die Gestapo legte daraufhin eine Personenakte an. Eine Postkontrolle wurde am 4. Juli 1935 angeordnet und am 17. August 1935 wieder aufgehoben. Zu einer Anklage kam es aber nicht, da sich herausstellte, dass sie nur der alter Lehrling August Malmann, der von 1923 bis 1933 in Max Backs Druckerei tätig war, besucht hatte. Zu dieser Zeit war ihr Mann bereits arbeitslos.

Am 10. November 1938 wurde die Wohnung der Familie überfallen. Einer der Täter entwendete bei der Zerstörungsaktion ihren Schmuck und wurde wegen des Diebstahls – nicht wegen der Zerstörung der Wohnung – am 27. Januar 1939 vor dem Schöffengericht Düsseldorf zu zwei Monaten Gefängnishaft verurteilt.

Im Mai 1940 schlug die Reichsbahndirektion Wuppertal der Düsseldorfer Gestapo vor, eine „Arbeitspflicht“ gegen ihren Mann zu verhängen, da er noch Mietschulden bei ihnen habe. Max Back stand nun im Fokus der Gestapoüberwachung. Ein am 31. Dezember 1940 an die Israelitische Fürsorge in Basel geschickter Brief wurde abgefangen und Max Back am 27. Januar 1941 von der Gestapo wegen „Verstoßes gegen die Verordnung über das Nachrichtenwesen“ verwarnt. Beide Töchter befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon im sicheren Ausland.

Aus ihrer Vermögenserklärung, die sie im Oktober 1941 ausfüllen musste, geht hervor, dass Berta Back auf dem Papier sehr vermögend war. Das Vermögen stammte aus einer Erbschaft. Neben Wertpapieren in Höhe von 14.000 RM, einem Hypothekenguthaben in Höhe von 25.000 RM, das sie ihrem Bruder auf sein Haus im Hohen Weg 19 gewährt hatte, besaß sie noch ein Konto bei der Deutschen Bank mit 2.693 RM. Ihr Gesamtvermögen lag kurz vor der Deportation bei 23.509 RM. Doch sämtliche Werte unterlagen Sperrvermerken, die nach der Pogromnacht 1938 „jüdischem Vermögen“ auferlegt worden waren. Das bedeutete in der Praxis, dass sich Berta Back zwar in einer sehr soliden finanziellen Situation befand, aber nicht frei über die Gelder verfügen konnte. Die gesamte Summe wurde im Zuge ihrer Deportation von den nationalsozialistischen Behörden eingezogen.

Am 27. Oktober 1941 wurde Berta Back mit ihrem Mann in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort wurden sie in die Kollektivunterkunft Fischstraße 15, Zimmer 9, eingeteilt. Am 8. Mai 1942 konnte ihr Mann die drohende „Aussiedlung“ mit dem V. Transport unter Hinweis auf „Arzt-Angelegenheiten“ verhindern. 

Am 10. Juli 1942 zog ihr 68-jähriger Mann in das Greisenheim II in der Gnesener Straße 26. Zwei Tage später, am 12. Juli 1942, verstarb er dort. Als offizielle Todesursache wurde „Herzschwäche“ angegeben.

Nach dem Tod ihres Mannes musste Berta Back alleine um ihr Überleben kämpfen. Sie arbeitete seit dem 1. November 1942 als Stickerin in der Handstickerei des Ghettos. Der Betrieb lag in der Fischstraße 21, also dort, wo sie mit dem „Düsseldorfer Kollektiv“ zunächst untergebracht war. Ihr erhalten gebliebener Arbeitsausweis wurde am 15. Dezember 1943 ausgestellt. Am 18. September 1943 zog sie nur einige Häuser weiter in die Fischstraße 18, Wohnung 3. 

Am 1. Juli 1944 versuchte Berta Back ihre „Aussiedlung“ aus dem Ghetto zu verhindern. Dazu legte sie ein ärztliches Attest vor und schrieb an das „Zwischen-Ressort“: „Bin 59 Jahre und durch ein längeres Herzleiden so geschwächt, dass ich eine physische Arbeit nicht leisten könnte und den Strapazen des Transports keinesfalls gewachsen wäre. Ich bitte darum ergebenst um Befreiung.“ Ihr Antrag wurde abgewiesen. Berta Back musste sich am 11. Juli 1944 im Zentralgefängnis des Ghettos einfinden. Sie wurde am 12. Juli 1944 mit einem Transport aus dem Ghetto von Łódź „ausgesiedelt“ und im Vernichtungslager Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf