Lion, Martha
geb. KahnAm 28. Februar 1882 kam Martha Kahn als Tochter des Ehepaars Isaac und Rosa Kahn, geborene Levy, in Bad Kreuznach zur Welt. Sie hatte noch zwei ältere Brüder: Max (1879-1939) und Karl (1880-1942). Ihr Vater Isaac Kahn verstarb 1909.
Martha Kahn heiratete den Viehhändler Levi Lion. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnte er in Oberhausen in der Friedrichstraße 70. Ihre erste Tochter, Helene, wurde am 31. Oktober 1905 geboren. Am 30. November 1906 kam in Oberhausen die zweite Tochter Erna zur Welt. Es folgten die Söhne Max und Kurt. Ihr Mann war langjähriges Mitglied der Bürger Schützen Gesellschaft Oberhausen.
Im November 1914 brach in ihrem Betrieb die Maul- und Klauenseuche aus und ihr Betrieb wurde unter Quarantäne gestellt. Im Dezember des Jahres wurden die Bestimmungen aufgehoben. Martha Lion wohnte mit ihrem Ehemann in Oberhausen in der Ludendorffstraße 70. Am 30. April 1920 verstarb ihr Ehemann in Oberhausen im Alter von 61 Jahren.
Ihre Mutter Rosa Kahn verstarb 1921. Martha Lion führte die Firma nach dem Tod ihres Mannes als „Ww. Levi Lion“ weiter. Im Jahr 1923 holte sie sich einen weiteren Geschäftsführer in die Firma, die nun als „Lion & Bärens“ firmierte. Doch letztlich wurde das Geschäft aufgegeben. Am 14. November 1925 wurde ihr Grundstück in der Ludendorffstraße 70 versteigert.
In Oberhausen wohnte sie zuletzt mit ihren Kindern Helene und Kurt in der Buschhausener Straße 70. 1933 flüchtete ihr 16-jähriger Sohn Kurt zunächst nach Prag. Am 30. Dezember 1936 bestieg er im französischen Küstenort Le Havre das rettende Schiff, das ihn nach New York in die Vereinigten Staaten von Amerika brachte.
Ihre Tochter Helene Lion flüchtete im November 1934 in die Niederlande. Dort arbeitete sie als Dienstmädchen. Martha Lion selbst blieb in Deutschland. In Düsseldorf wohnte sie in der Altstadt in der Grabenstraße 2. Im August 1938 emigrierte ihre Tochter Erna mit ihrem Ehemann Siegfried Bauer nach Frankreich. Am 24. Mai 1939 zog Martha Lion in die Kurfürstenstraße 59.
Ihr Bruder Max Kahn meldete sich am 9. Juni 1939 mit seiner Frau Franziska offiziell aus Düsseldorf ab. Ihr Ziel war die Emigration nach Montevideo. Die beiden starben am 25. November 1939 ohne dass sie das rettende Exil erreicht hatten.
Nach Kriegsbeginn änderte sich vieles für Martha Lion in ihre Kinder im Ausland. Im Jahr 1940 wohnte ihre Tochter Helene Lion in Zwolle in den Niederlanden. Vermutlich hatte Martha Lion brieflich mit ihrer Tochter weiterhin Kontakt.
Ihre Tochter Erna wurde mit ihrem Ehemann Siegfried Bauer im Mai 1940 im südfranzösischen Internierungslager Gurs festgehalten. Ihr Mann kam von dort im September 1940 in das Straflager Tinghir in Marokko. Mit der deutschen Besetzung Frankreichs im Juni 1940 waren auch die französischen Kolonialgebiete in Nordafrika unter Verwaltung des kollaborierenden Vichy-Regimes geraten. Auch die dort lebende jüdische Bevölkerung wurde diskriminierenden Rassengesetzen unterworfen, einige in neu errichtete Arbeitslager gesperrt. Die Lebensumstände während des Krieges waren schwer, doch letztlich überlebten Erna und Siegfried Bauer.
Martha Lion lebte weiterhin in Düsseldorf. In ihrem Haus wohnten viele jüdische Familien. Am 10. November 1941 wurde Martha Lion mit dem zweiten Düsseldorfer Transport deportiert. In dem Deportationszug mit Ziel Minsk waren viele ihrer Nachbarn aus der Kurfürstenstraße 59. Martha Lion hat nicht überlebt.