Gedenkbuch

Reinsberg, Albert

Albert Reinsberg wurde am 4. Mai 1879 als ältestes Kind des Pferdehändlers Susmann Reinsberg  in Niedermarsberg geboren. Er wuchs mit insgesamt neun Geschwistern auf. Sein Bruder Robert kam 1880 zur Welt. Ihm folgten Lehmann (1882-1971), Paula (1884-1884), und Ida (geboren 1886).
Seine Mutter Henriette Elsbach starb 1889 in Niedermarsberg, als Albert zehn Jahre alt war. Sein Vater heiratete 1891 Minna Halle. Mit ihr bekam er noch vier weitere Kinder: Johanna (1891-1937), Carl (1893-1953), Helena (1896-1919), Hermann (1898-1962) und Julius (1901-1971).

Albert Reinsberg absolvierte im Hotel seines Onkels Robert Reinsberg (1848) in Ostende in Belgien eine kaufmännische Lehre. Als sein Onkel 1903 in Brüssel auf dem Boulevard du jardin botanique in der Nähe des Gare du Nord ein streng rituelles Hotelrestaurant eröffnete, ging Albert Reinsberg mit ihm nach Brüssel. Sein Onkel bezog das koschere Fleisch aus Antwerpen. Möglicherweise ergaben sich aus dieser Konstellation auch sehr günstige Kontakte für Albert Reinsberg, der in Brüssel mit dem Handel von Pelzen begann.

1910 heiratete Albert Reinsberg Martha Herrmanns. Seine Frau war am 4. Januar 1890 in Oberhausen als Tochter der Eheleute Isidor und Helene Hermanns, geborene Rosenthal, zur Welt gekommen. 

Albert Reinsberg lebte mit seiner Frau in Brüssel. Er arbeitete als Pelzhändler. Die Tochter Ilse kam am 2. Juni 1911 in Brüssel zur Welt. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte Albert Reinsberg mit seiner Familie 1914 nach Deutschland zurück. Als zweites Kind kam am 22. November 1914 in Düsseldorf Karl Heinz zur Welt. Am 22. Oktober 1917 bekamen sie noch den Sohn Ernst.

1915 begründete Albert Reinsberg zusammen mit seinem Bruder Hermann Reinsberg in Düsseldorf einen Großhandel für Pelzwaren in der Kreuzstraße 39 und das Pelzhaus Reinsberg. Zunächst befand sich das Geschäft im Haus Königsallee 84, ab 1930 dann in der Schadowstraße 39.

1932 heiratete seine Tochter Ilse den Zahnarzt Dr. Ernst Guttmann. Ein Jahr später emigrierten die beiden nach Palästina.

Sein Sohn Karl Heinz absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und danach ab 1936 eine Kürschner-Lehre in Brüssel. Albert Reinsberg und seine Frau wohnten weiterhin in Düsseldorf in der Schillerstraße 14.

Kurz vor seinem 58. Geburtstag wurde Albert Reinsberg in seiner Wohnung verhaftet. Der Vorwurf der Gestapo war ein Devisenvergehen. Die Gestapo Düsseldorf schrieb im Nachgang: „Der Jude Albert Reinsberg, geb. am 4.5.79 in Marsberg, Pelzhändler, wh. in Düsseldorf, Schillerstraße 14, der sich wegen Devisenvergehen seit dem 2.5.37 in U-Haft befand, hat sich am 7.5.37 im hiesigen Gefängnis in selbstmörderischer Absicht bei der Vorführung vom 3. Stockwerk in das Erdgeschoß gestürzt. Er starb am gleichen Tage.“ Albert Reinsberg wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben.

Nach dem tragischen Tod seines Vaters beschloß sein Sohn Karl Heinz Reinsberg in Brüssel zu bleiben. Auch dessen Freundin Ursula zog dorthin. In Brüssel wohnte auch sein Halbbruder Hermann Reinsberg (1898-1962).
Auch die nun verwitwete Martha Reinsberg (1890-1980) zog von Düsseldorf nach Brüssel. Ihre Eltern Isidor und Helene Herrmanns holte sie ebenfalls nach Brüssel. Als die Deutschen Belgien im Mai 1940 überfielen, wurden sein Sohn Karl Heinz Reinsberg und sein Bruder Hermann Reinsberg verhaftet und ab Oktober 1940 in das Internierungslager Saint Cyprien gebracht. 

Sein jüngerer Sohn Ernst befand sich seit 1936 in Schottland. Sein Sohn Karl Heinz Reinsberg und dessen Frau Ursula wurden am 17. August 1942 mit dem 20. Deportationszug von Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie haben beide nicht überlebt.

Seine Frau Martha Reinsberg überlebte die Verfolgungszeit. Sie kehrte später nach Düsseldorf zurück und starb am 31. Juli 1980.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf