Gedenkbuch

Goldschmidt, Else

geb. Carsch

Am 29. Januar 1879 kam Else Carsch als Tochter des Kaufmanns Gustav Carsch (1860-1895) und dessen Frau Susanne, geborene Albersheim, in Mülheim an der Ruhr zur Welt. Sie hatte zwei Schwestern, Alice und Hedwig, und zwei Brüder, Paul und Walter Carsch.

Ihr Vater Gustav Carsch gründete in den 1880er Jahren in Frankfurt am Main die Kaufhauskette „Gustav Carsch & Co“. Anfang der 1930er Jahre gab es Carsch-Kaufhäuser in Frankfurt am Main, Hanau, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Oberhausen. Mit seinem Tod 1895 ging die Leitung des Unternehmens auf seinen ältesten Sohn Paul Carsch (1876–1951) über, der auch das Düsseldorfer Haus führte.

Else Carsch hatte am 11. April 1902 in Frankfurt am Main den aus Frankfurt stammenden Stephan Goldschmidt geheiratet und war mit ihm 1911 nach Düsseldorf gezogen. Die Ehe blieb kinderlos. Zunächst wohnten sie in der Königstraße 5.  Am 24. Mai 1920 zog das Ehepaar in die Schadowstraße 56/58. Seit 1932 wohnten sie getrennt.

Else Goldschmidt lebte seit dem 23. September 1938 im Haus ihres Neffen Dr. Richard Michels in der Bismarckstraße 21. Dort befand sich auch seine große Arztpraxis. SA-Leute aus Wuppertal zerstörten in der Pogromnacht 1938 die Wohnung, die sich über zwei Etagen erstreckte.

Auch ihr ehemaliger Ehemann Stephan Goldschmidt, der seit Februar 1935 in einer jüdischen Pension in der Steinstraße 60, wohnte, wurde ein Opfer der Überfälle. Der Düsseldorfer Rabbiner Max Eschelbacher berichtete über die Pogromnacht in Düsseldorf: „Noch zwei andere Tote hat die Nacht des zehnten Novembers gefordert, Stephan Goldschmidt und Lewkowitz, beide in den Siebzigern. Ob auch sie erschlagen worden sind oder ob sie durch den Schrecken einen Herzschlag bekommen haben, konnte ich nicht erfahren.“  Stephan Goldschmidt starb am 17. November 1938 im St. Josephskrankenhaus in Düsseldorf.

Unter dem Eindruck dieser Ereignisse vergiftete sich Else Goldschmidt mit Gas. Sie starb am 30. Dezember 1938. Dr. Richard Michels (1873-1965) emigrierte am 3. April 1939 aus Düsseldorf nach London.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf