Gedenkbuch

Zürndorfer, Adolf

Adolf Zürndorfer wurde am 30. Juli 1874 in Jebenhausen im Kreis Göppingen als Sohn des Dorfschulmeisters Eduard Zürndorfer geboren und wuchs in Dettensee bei Horb auf. Er hatte zwei Brüder, Max und Hugo, und eine jüngere Schwester, Rosa. Als Adolf 13 Jahre alt war, schickte sein Vater ihn in die Buchdruckerlehre nach Rottweil. Vier Jahre später wurde Adolf Zürndorfer Korrespondent und Erster Buchhalter einer Seidenfirma in Straßburg. Er begann, Theaterkritiken zu schreiben und wurde Theaterkorrespondent der renommierten Frankfurter Zeitung.

1901 zog er mit seiner Frau Klara Weinheim (1880-1922) nach Düsseldorf, wo er in die Firma Ed. Linz AG eintrat und den Posten des Verlagsdirektors übernahm. Nachdem Klara nach 20-jähriger Ehe an Tuberkulose gestorben war, heiratete Adolf Zürndorfer 1924 zum zweiten Mal.

Die am 18. April 1901 in Pirmasens geborene Elisabeth (Else) Rheinheimer war das zweite Kind von Emanuel und Jenny Rheinheimer, geborene Weinheim. Sie hatte eine ältere Schwester, Erna (geboren 1899) und einen jüngeren Bruder, Walter (geboren 1906).

Adolf und Else Zürndorfer bekamen zwei Kinder: Hanna (Hannele) wurde am 5. Dezember 1925 in Düsseldorf geboren und Lotte folgte am 26. Juli 1929. Die Familie wohnte am Hermannplatz 12. Seit dem 31. März 1932 wohnte die Familie Zürndorfer dann im eigenen Haus Sonnbornstraße 59 im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim.

1933 verlor Adolf Zürndorfer wegen der nationalsozialistischen Machtübernahme seine Stellung, konnte aber in kleinem Rahmen noch für seine alte Firma arbeiten. Gleichzeitig baute er mit Gustav Lindemann das Archiv des Düsseldorfer Schauspielhauses, das heutige Dumont-Lindemann-Archiv, auf. Im April 1936 zog für ein halbes Jahr Adolfs Zürndorfers Schwester Rosa (1882) mit ihrem Ehemann Alfred Weinheim zu ihnen. Am 26. November 1936 meldeten sie sich dann nach London ab. Zu dieser Zeit arbeiteten Adolf und Else Zürndorfer noch nicht an der eigenen Emigration. Das sollte sich zwei Jahre später entscheidend ändern.

In der Pogromnacht vom 10. November 1938 wurde die Wohnung der Zürndorfers vollständig zerstört. Eine Ausreise war nach diesem furchtbaren Erlebnis nun das allerdringlichste. Es gelang, dass am 19. Mai 1939 die beiden Töchter mit einem Kindertransport nach Großbritannien ausreisen konnten.

Adolf und Else Zürndorfer trieben nun auch die eigene Emigration voran. Der Passantrag für ihre Auswanderung nach England wurde am 16. August 1939 bewilligt, aber der Kriegsausbruch verhinderte die Ausreise. 1940 mussten die Eltern von Else Zürndorfer, Emanuel und Jenny Rheinheimer, aus Pirmasens wegziehen und fanden im Haus Sonnbornstraße im Hochparterre Unterkunft. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das Haus jedoch schon einem „arischen“ Eigentümer. Eine Ausreise des Ehepaars Zürndorfer gelang nicht rechtzeitig, obwohl im Oktober 1941 alle nötigen Papiere vorlagen.

Am 27. Oktober 1941 wurde das Ehepaar vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf ins Ghetto Łódź/Litzmannstadt deportiert. Adolf Zürndorfer und seine Frau mussten im Ghetto mit weiteren Düsseldorfer Deportierten in das Zimmer 4 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Am 6. Februar 1942 wurde Adolf Zürndorfer in ein Greisenheim des Ghettos eingeliefert. Dort verstarb er am 25. April 1942. Am 7. Mai 1942 wurde Else Zürndorfer mit dem IV. Transport aus dem Ghetto von Łódź in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und am nächsten Tag ermordet.

 Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf