Gedenkbuch

Preller, Hedwig

geb. Waller

Die am 8. Mai 1882 in Düsseldorf geborene Hedwig Waller war das jüngste Kind der Eheleute Arnold und Sara Waller, geborene Fuchs. Ihre Eltern hatten 1867 in Düsseldorf geheiratet. Hedwig hatte sechs Geschwister: Hermann (geboren 1868), Markus (geboren 1869), Bernhard (1872), Rosalie (geboren 1874), Clara (1878-1952) und Siegfried Waller (geboren 1881). Ihr Bruder Bernhard Waller lebte in den 1930er Jahren ebenfalls in Düsseldorf. Ihr Vater Arnold Waller (1841 Ratingen – 1905 Düsseldorf) arbeitete als Pferdehändler in Düsseldorf. Ihre Mutter verstarb am 5. Dezember 1903.

Hedwig Waller war seit 1914 mit dem Tierarzt Wilhelm Preller verheiratet. Zusammen hatten sie ein Kind, das aber frühzeitig verstarb. Hedwig Preller lebte 1940 in der Düsseldorfer Ehrenstraße 62 und später in Düsseldorf-Oberkassel, bei der Familie Dreifuß, in der Wildenbruchstraße 75. Hedwig Preller war evangelisch getauft, wurde aber von den Nationalsozialisten aus rassistischen Gründen verfolgt. Sie musste wegen einer im Dezember 1940 aktenkundigen „vertraulichen Anzeige“ bei der Gestapo Wohnungsdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Der Gestapobeamte Pütz schrieb in einem Vermerk am 19. Dezember 1940: „Bei der vorgenommenen Nachprüfung ergab sich, dass die Preller im Besitz einer jüdischen Kennkarte war. Sie ist tatsächlich rassemäßig Jüdin. Eltern und Großeltern waren Juden. Frau Preller war bis Mai des Jahres mit einem deutschblütigen Tierarzt, Dr. Wilhelm Preller, wohnhaft in Hannover, Göbenstr. 16, verheiratet. Dadurch lebte sie in privilegierter Mischehe. Im Mai des Jahres ist die Ehe ohne Klärung der Schuldfrage geschieden worden.“

Bei den Wohnungsdurchsuchungen wurde ihre Kleiderkarte durch das Wirtschaftsamt eingezogen, und auch ihre zusätzlichen Fettkarten, die sie aufgrund ihrer Zuckerkrankheit erhalten hatte, wurden eingezogen. Die übrigen Lebensmittelkarten wurden mit einem „J“ für Jüdin gestempelt. Auch ein Rundfunkgerät wurde in ihrer Wohnung gefunden und beschlagnahmt. Einige der bei ihr beschlagnahmten Lebensmittel und Putzmittel (Seifenpulver, Kernseife, Stärke, Bohnerwachs) wurden am 6. Februar 1941 von der Lebensmittelgroßhandelsgesellschaft „EDEKA“ abgeholt.

Nach der Scheidung von ihrem Ehemann am 30. Mai 1940 in Celle lebte sie vom Unterhalt ihres Mannes, der sie mit 180 RM im Monat unterstützte. In der von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögenserklärung schätzte sie ihr Gesamtvermögen auf 900 RM.

Hedwig Preller wurde am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort wurde sie mit weiteren Deportierten in das Zimmer 1 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 eingewiesen, später lebte sie in der Fischstraße 15, Wohnung 3. Auch im Ghetto bekam sie zunächst weiterhin den Unterhalt ihres Mannes ausgezahlt. Diese Zahlungen wurden aber spätestens im März/April 1942 eingestellt. Am 25. Dezember 1941 notierte die Kollektivleitung den Eingang von 29 Mark für sie. Davon musste sie zwei Drittel an das „Düsseldorfer Kollektiv“ abtreten. Hedwig Preller wurde am 10. Mai 1942 mit dem VII. Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź nach Chełmno gebracht und am nächsten Tag ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf