Gedenkbuch

Berliner, Henriette

geb. Rosenbaum

Henriette Rosenbaum wurde am 13. Februar 1878  als Tochter von Joseph und Sara Rosenbaum, geborene Lebenstein, in Raesfeld geboren. Sie hatte sechs Geschwister, vier Schwestern namens Bertha (1868-1942), Regina (1871-1944), Emma (1876-1942) und Johanna (1880-1946) und zwei Brüder namens Nathan (1870-1942) und Emanuel Rosenbaum (1874-1940). Henriette war das zweitjüngste Kind. Die Familie lebte in Raesfeld. Das Elternhaus hatte die Adresse „In der Freiheit Nr. 15“. Am 4. November 1905 verstarb ihr Vater Joseph Rosenbaum im Alter von 72 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Raesfeld beigesetzt. 

Henriette Rosenbaum heiratete Louis Berliner.  Ihr Mann stammte aus Weener, wo er 1878 als Sohn von Moses und Hanna Berliner, geborene Leeuwarden, zur Welt gekommen war. Am 2. März 1907 wurde die erste gemeinsame Tochter Johanna in Düsseldorf geboren. Am 24. April 1910, drei Jahre später, kam die zweite Tochter Betty zur Welt. Die Familie lebte in der Birkenstraße 3.
Ihre 79-jährige Mutter Sara Rosenbaum verstarb am 29. August 1921 in Lembeck und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Raesfeld begraben.

Ihre Tochter Johanna verliebte sich in den Niederländer Jacobus Van den Rosière. Sie heiratete am 25. April 1934 und emigrierte mit ihm in die Niederlande.
Am 12. Dezember 1936 verstarb Henriette Mann Louis Berliner. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Düsseldorf beigesetzt.

Zwei Jahre später, am 24. Mai 1938 meldete sich Henriette Berliner gemeinsam mit ihrer Tochter Betty nach Amsterdam ab. Mutter und Tochter lebten in unterschiedlichen Häusern in Amsterdam. Im Oktober 1938 war ihre Tochter Betty zunächst in der Nieuwe Prinsengracht 20 II gemeldet, während Henriette in der Sarphatistraat 22 lebte. Am 21. September 1939 konnte ihre Tochter zu ihr ziehen.
In Amsterdam war Henriette Berliner zuletzt im Juli 1941 in der Sarphatistraat 84 II gemeldet. Dort lebte ihre Tochter Johanna van den Rosière.

Am 10. Mai 1940 wurde die Niederlande von den Deutschen besetzt. Das Leben für Menschen, die als Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, wurde mit dem Einmarsch der Deutschen zunehmend gefährlicher. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wurde sukzessive durch antijüdische Maßnahmen erschwert.
Die Ehe ihrer Tochter Johanna Berliner mit Jacobus Van den Rosière wurde am 26. Oktober 1942 aufgelöst. Danach musste Johanna vermutlich untertauchen. Auch Henriette Berliner und ihre zweite Tochter Betty tauchten unter.

Sogenannte „Kopfgeldjäger“, Männer der Hausratserfassungsstelle, durchsuchten Wohnungen und Häuser, um untergetauchte Jüdinnen und Juden ausfindig zu machen. Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ordnete diese Maßnahmen an. Fanden die Männer der „Kolonne Hennecke“ einen Juden oder eine Jüdin, erhielten sie eine zusätzliche Zahlung von 7,50 Gulden (entspricht heute circa 37,50 Euro). Denunziationen standen an der Tagesordnung. Vermutlich wurden auch Henriette und Betty Berliner von ihnen „aufgespürt“.

Am 16. Dezember wurden Henriette und ihre Tochter Betty im Durchgangslager Westerbork interniert. Dort wurden sie der Baracke 67 zugeteilt. Henriette Berliner und ihre Tochter Betty wurden einen Monat später, am 27. Januar 1944, ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie wurden nicht in das Lager aufgenommen, sondern nach der Ankunft in der Gaskammer des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet. 

Autorin: Maren Marohn, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.