Gedenkbuch

Mainzer, Ludwig

Ludwig Mainzer wurde am 20. Januar 1910 in Witten im Haus Kirchstraße 85 geboren. 1911 zogen seine Eltern Leo und Ella Mainzer, geborene Wolf, mit ihm nach Düsseldorf. Am 19. Oktober 1912 kam sein Bruder Walter in Düsseldorf zur Welt. Seine Schwester Ruth wurde am 19. Dezember 1918 in Düsseldorf geboren.

Ludwigs Vater arbeitete in einer Druckerei als Schriftsetzer. Auch Ludwig ergriff diesen Beruf. Er arbeitete für die Druckerei „Perlstein“ in Düsseldorf in der Marienstraße 12, in der u.a. die Gemeindezeitung für den Synagogenbezirk Düsseldorf produziert wurde.
Am 23. August 1935 verstarb sein Vater in Düsseldorf und wurde auf dem alten jüdischen Friedhof in der Mansfeldstraße im Stadtteil Gerresheim begraben.

In der Pogromnacht 1938 verlor Ludwig Mainzer seinen Arbeitsplatz, da die Druckerei Perlstein von den Nationalsozialisten wegen seines jüdischen Inhabers Richard Perlstein zerstört wurde. Ein Kollege dort war Erich Eckstein, der sich später im Exil an Ludwig Mainzer als einen stillen, zurückhaltenden und fleißigen Kollegen erinnerte, der an einer schweren Sprachbehinderung litt. Erich Eckstein erinnerte sich in seinem nach dem Krieg verfassten Lebensbericht an den Anblick der Druckerei am Morgen des 10. Novembers 1938: „Als ich aber in der Marienstraße ankam, wurde ich sogleich gewahr, daß es mit meiner Tätigkeit bei Perlsteins endgültig vorbei war. Der halbe Betrieb lag auf der Straße; es war ein heilloses Durcheinander. Nonpareil war in den Setzkästen mit Antiqua vermischt, die Linotype-Maschine, auf die Herr Mainzer so stolz gewesen war, lag im Rinnstein und eine Matrize daneben.“ 

Ludwig Mainzer musste in der Folgezeit Zwangsarbeit im Rahmen des „Jüdischen Arbeitseinsatzes“ leisten. Im August 1939 wurde ihnen die Wohnung gekündigt, und er musste mit seiner Mutter und seinem Bruder in das Haus Kölner Tor 32 einziehen. Das Haus hatte seit 1882 seinen Großeltern Lehmann Wolf und Elise Wolf, geborene Moser, gehört. Seine Großmutter war am 30. März 1939 verstorben. Sie war fast einhundert Jahre alt geworden.

Ludwig Mainzer heiratete am 10. Januar 1941 in Bielefeld Anna (Anny) Spiegel. Das Ehepaar wurde am 27. Oktober 1941 zusammen mit Ludwig Mainzers Mutter und seinen Geschwistern von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie in das Zimmer 8 der Kollektivunterkunft in der Fischstraße 15 einziehen. Ludwig Mainzer wurde vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für eine Arbeit als Schreiner vorgeschlagen. Im Dezember 1941/Januar 1942 erhielt er eine Zahlung/Postanweisung über 9,60 Mark. Davon führte er zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab. Am 15. Dezember 1941 schrieb er zusammen mit seiner Frau eine Postkarte an seine Schwiegermutter Lina Spiegel in Bielefeld: „Geld erhalten, weiter Geldsendung erwünscht“. Am 8. Januar 1942 erhielt das Paar eine Postanweisung über 19,30 Mark. Ludwig Mainzer verstarb am 3. April 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź. Er wurde am 7. April 1942 im Grab Nr. 63 I, Reihe 1, Quartier G VII, beerdigt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf