Gedenkbuch

Grossmann, Fritz Friedrich

Fritz (eigentlich Friedrich) Grossmann wurde am 27. Juli 1888 als Sohn von Josef und Rosalie Grossmann, geborene Bernstein, in Düsseldorf geboren. Seine Schwester Helene, die in der Familie Leni genannt wurde, war am 16. März 1887 in Düsseldorf zur Welt gekommen. Die jüngere Schwester Rosa wurde am 26. Oktober 1894 in Düsseldorf geboren.

Von 1913 bis 1919 war Fritz Grossmann Soldat. Zunächst in der Ausbildung und dann kämpfend ab Kriegsbeginn 1914. Am 25. September 1919 kehrte er nach Düsseldorf zurück.

Seinen Vater Josef Grossmann gehörte das Haus Talstraße 3. Dort befand sich 1924 das „Gardinenhaus Grossmann, Spezialgeschäft für Gardinen“. Seine Eltern wohnten in der ersten Etage. Sein Vater Josef Grossmann starb am 13. Februar 1925 in Düsseldorf. Die beiden hatten ihren jüdischen Glauben aktiv gelebt und auch dies an Fritz und seine Geschwister weitergegeben.

Fritz Grossmann war mit Marta Ransohoff verheiratet. Seine Frau war am 27. Januar 1902 in Düsseldorf zur Welt gekommen. Seine Schwiegereltern Carl Ransohoff und Paula Alsberg führten in Düsseldorf das 1865 gegründete Bettengeschäft „Gebrüder Alsberg“. Fritz Grossmann wurde nach der Ehe mit Marta der Geschäftsführer der Düsseldorfer Filiale. Die Familie wohnte in Düsseldorf auf der Schadowstraße 26. Hier befand sich auch das Geschäft lange Jahre. Nach dem Tod der Schwiegereltern wurde Fritz Grossmann am 1. August 1924 alleiniger Inhaber des Düsseldorfer Geschäfts.

Fritz und Marta Grossmann wurden am 8. Mai 1926 zum ersten Mal Eltern: sie nannten ihren ersten Sohn Gerd. Am 21. Dezember 1927 kam der Sohn Werner zur Welt. Fritz Grossmann führte mit seiner Familie ein unbeschwertes Leben. Sein Sohn Gerd erinnerte sich in einem Interview mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf an seine Eltern: „Meine Mutter erzählte mir Geschichten, als ich klein war. Ich glaube, es wurde recht viel zu Hause gelacht, denn meine Mutter war sehr munter. Sie war sehr an Theater und Oper interessiert, aber mein Vater war nicht kulturell veranlagt. Er war eher der lustige Fritz, bei den Frauen beliebt und im Kegelklub, und meine Mutter war ganz anders. Sie malte und brachte uns auch basteln bei. Zum Erntedankfest gingen wir in den Wald und holten Blätter und dekorierten die Wohnung, und es gab eine große Feier. Weihnachten und Ostern waren bei uns sehr wichtig. Die jüdischen Feste kamen so in etwa dazu, durch die Großmutter und den Vater, aber wir gehörten zu den deutschen Juden, die die deutsche Kultur an erster Stelle genossen.“

Das Geschäft für Betten, Bettwaren, Dekorationen und Polstermöbel wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten boykottiert. Seine Frau Marta arbeitete in diesen Jahren mit im Geschäft. 1938 musste das Geschäft an die Firma Hönscheidt verkauft werden. Die Einnahmen waren stetig durch die Boykottmassnahmen zurückgegangen. Seit 1937 lebte die Familie Grossmann in einer kleineren Wohnung in der Wagnerstraße 40. Durch einen glücklichen Umstand wurden die Grossmanns in der Pogromnacht 1938 nicht überfallen, aber das Ereignis bekräftigte den Entschluss Deutschland zu verlassen.

Die Söhne Werner und Gerd konnten kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 mit dem letzten Düsseldorfer Kindertransport im Mai 1939 nach England geschickt werden. Die eigene Emigration wurde nun geplant.
Fritz Grossmann wurde am 3. Juli 1939 beim versuchten Grenzübertritt nach Belgien von der Gestapo Aachen festgenommen und in das KZ Dachau gebracht. Von dort wurde er am 27. September 1939 ins KZ Buchenwald überführt. Dort wurde sein Tod am 28. Februar 1940 in den Sterbebüchern des Lagers vermerkt.

Nach seiner Verhaftung war seine Frau Marta Grossmann zu seiner Mutter Rosalie Grossmann in die Talstraße 3 gezogen. Die beiden Frauen hatten sich verzweifelt um seine Freilassung bemüht. Sein Tod war für beide, Ehefrau und Mutter, ein Schock. Marta Grossmann wurde am 10. November 1941 mit der zweiten großen Düsseldorfer Deportation ins Ghetto Minsk deportiert. Sie hat nicht überlebt. Seine Mutter Rosalie Grossmann wurde am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 21. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf