Gedenkbuch

Löhnberg, Lucy

geb. Cohen

Am 24. Oktober 1885 wurde Lucy Cohen in Düsseldorf geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Moritz Cohen und Emilie Michaelis. Ihre Mutter stammte aus Luegde, ihr Vater war Düsseldorfer. Lucy hatte noch eine ältere Schwester namens Bertha, die am 31. Januar 1881 in Düsseldorf zur Welt gekommen war. Zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie in der Grabenstraße 17. Ihr Vater unterhielt im gleichen Haus ein „Herren-Wäsche-Geschäft“. Am 28. Februar 1884 war ihr Bruder Paul Simon Cohen geboren worden. Am 14. März 1887 kam ihr jüngerer Bruder Franz zur Welt.
Später befand sich das elterliche Geschäft für Herrenwäsche und Herrenmodeartikel in der Grabenstraße 15. 1896 wohnte die Familie privat in der Blumenstraße 28. Dort wohnte auch Oskar Manes mit seiner Familie. Möglicherweise lernte Lucy Cohen so ihren späteren Ehemann Walter Löhnberg kennen, dessen Mutter eine geborene Manes aus Düsseldorf war.

Im April 1909 verlobte sich Lucy Cohen in Düsseldorf mit Walter Löhnberg. Die Hochzeit fand am 11. Juli 1909 statt. Ihr Mann war am 1. März 1879 in Duisburg zur Welt gekommen. Er arbeitete als Kaufmann. Am 9. Januar 1907 war die Speditionsfirma Hugo Daniels in das Düsseldorfer Handelsregister eintragen worden und Walter Löhnberg, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Düsseldorf wohnte, hatte für die Firma Prokura erhalten.

Am 18. Mai 1910 wurde ihr Sohn Fritz Moritz in Düsseldorf geboren. Am 6. Januar 1914 folgte der zweite Sohn, Klaus. Am 30. Juli 1919 kam ihre Tochter Marianne in Düsseldorf zur Welt. Die Familie wohnte in der Sybelstraße 11. Das Haus gehörte ihren Eltern.
1925 hatte die Firma Hugo Daniels GmbH & Co. seinen Sitz in der Kaistraße 22. Ihre Geschäftsfelder waren Spedition, Schifffahrt und Lagerung. Inhaber waren im Jahr 1925: ihr Ehemann Walter Löhnberg, Gustav Daniels und Julius Thalheimer. 

Am 4. September 1928 verstarb durch einen Schlaganfall ihre Mutter Emilie Cohen, geborene Michaelis. Sie hatte mit ihnen in der Sybelstraße 11 gelebt. Vermutlich veränderte sich die finanzielle Situation ihrer Familie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. 

Am 1. August 1938 zog Lucy Löhnberg mit ihrem Ehemann in die Grunerstraße 44. Dort wurden sie im Zuge des Novemberpogroms 1938 überfallen und die Wohnung von den Nazischlägern restlos zerstört. Zwei Monate zuvor war ihr Mann Walter bereits einige Wochen in Rotterdam gewesen. Vermutlich versuchte er, eine Emigration der Familie in die Wege zu leiten. Gemeldet war er im Rotterdamer Stadtteil Hillegersberg in der Hoyledesingel 39. Nach den Erfahrungen des Pogroms in Düsseldorf flüchtete er am 13. Dezember 1938 nach Rotterdam. Lucy Löhnberg und ihre Tochter folgten ihm erst am 1. Juli 1939. Am 6. Mai 1939 hatte ihr 25-jähriger Sohn Klaus mit der SS Veendam die Fahrt von Rotterdam nach Amerika beginnen können.

Im Dezember 1939 war ihr Ehemann Walter Löhnberg in Abwesenheit zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er verdächtigt wurde über ein Speditionsschiff, Devisen und andere Wertgegenstände von Deutschland in die Niederlande schmuggeln zu wollen.

Am 5. Juni 1940 konnte ihre Tochter Marianne von Rotterdam nach London emigrieren. Ab dem 5. Oktober 1940 wohnte Lucy Löhnberg mit ihrem Mann in De Bilt in der Sweelincklaan 91. Mitte 1942 wurde damit begonnen, jüdische Einwohner des Ortes De Bilt zu zwingen, nach Amsterdam zu ziehen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde am 29. August 1942 auch die Wohnung von Walter und Lucy Löhnberg in De Bilt von zwei Mitarbeitern der Hausrat-Erfassungsstelle der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ aufgesucht. Die Abteilung sollte das Eigentum der jüdischen Bevölkerung registrieren und nach der Deportation verwalten und verkaufen. Nach der Inventar-Erfassung musste das Ehepaar Löhnberg De Bilt verlassen und nach Amsterdam ziehen. Ab dem 23. September 1942 wohnten sie zur Untermiete bei Erwteman in der Roerstraat 3 II. In Amsterdam waren die Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden massiv. Möglicherweise wurde Lucy Löhnberg und ihr Mann umgehend aufgefordert sich ins Lager Westerbork zu begeben, oder sie gerieten in eine Razzia.

Auf der Karte von Lucy Löhnberg im Register des Amsterdamer „Judenrats“ wurde vermerkt, dass sich Lucy und Walter Löhnberg bereits seit dem 24. September 1942 im Durchgangslager Westerbork befunden haben. Am 29. Oktober 1942 scheint ihr Mann zum ersten Mal von einer Deportation bedroht gewesen zu sein. Doch er wurde „Auf 14 Tage zurückgestellt“, wie auf einem Dokument des „Registratie-Buero Lager Westerbork“ vermerkt wurde. Am 13. November 1942 befanden sich beide dann in der Baracke 56 im Lager Westerbork.

Am 4. Mai 1943 wurde Lucy Löhnberg mit ihrem Ehemann mit einem Transport aus dem Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft am 7. Mai 1943 ermordet.

Ihr Sohn Klaus Löhnberg, der mittlerweile Soldat der US Army war, stellte am 17. Juni 1945 einen Nachforschungsantrag an das Displaced Persons Branch. Das Dokument befindet sich heute in den Arolsen Archives.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf