Gedenkbuch

Goldschmidt, Adolf

Adolf Goldschmidt kam am 29. September 1851 in Lemförde zur Welt. Seine Eltern waren Samuel und Johanne Goldschmidt, geborene Cohn. Sein Vater Samuel stammte aus Lemförde, wo er 1813 zur Welt gekommen war.
Zusammen mit seinem älteren Bruder Isidor Goldschmidt (1846-1919) gründete Adolf Goldschmidt 1911 eine Getreide Großhandelsfirma („Isidor Goldschmidt“). Sein Enkel Werner erinnerte sich später (1996) in einem Interview: „Und mein Großvater war in den Vereinigten Staaten 1906 in Galveston, New York und dann in Winnipeg, Canada. Der ist da beruflich gewesen, um zu sehen, wie die Getreide nach Europa herüber geschickt werden können. Und da hat er dann, er war so etwa der Mittelmann zwischen den großen, großen Händlern und den Verkäufern. Das Büro war zuerst in einer Straße nah vom Bahnhof.“

1914 war die Hauptniederlassung der Firma in Dortmund, am 18. April 1914 wurde eine Zweigniederlassung in Düsseldorf ins Handelsregister des Amtsgericht Düsseldorf eingetragen. Inhaber waren zu diesem Zeitpunkt: sein Bruder Isidor Goldschmidt, Dortmund, der Kaufmann Josef Weiss, Dortmund und er selbst. 1926 erfolgte die komplette Verlegung der Firma ins rheinische Düsseldorf. Sein Bruder Isidor Goldschmidt war am 19. August 1919 in Dortmund verstorben.

Verheiratet war Adolf Goldschmidt mit Henriette (Henny) Meyer. Die beiden hatten drei Kinder: Margarethe (geboren 1882), Siegfried (geboren 1883) und Erna, die 1884 in Dortmund zur Welt gekommen war. Die Familie wohnte Brehmplatz 2.
Sein Sohn Siegfried Goldschmidt arbeitete für seine Firma seit 1914 als Prokurist. 1924 gründete sein Sohn eine eigenen Firma („Siegfried Goldschmidt, Lebens- und Futtermittel“, die am 16. Februar 1924 unter der Nummer A 4740 im Düsseldorfer Handelsregister eintragen wurde. Die Firmenadresse war Harkortstraße 2/4. Dort waren auch Adolf Goldschmidts Büroräume.

1920 erlitten Adolf Goldschmidt und seine Frau Henriette einen großen Verlust. Ihre Tochter Erna starb am 10. Juli 1920 in Düsseldorf und wurde nur 35 Jahre alt. Neun Jahre später, am 24. Februar 1929, verstarb auch seine Frau Henriette in Düsseldorf im Alter von 66 Jahren. Sie wurde auf dem alten jüdischen Friedhof begraben.

Durch die nationalsozialistische Verfolgungspolitik geriet auch die Firma von Adolf Goldschmidt unter Druck. Der Witwer Adolf Goldschmidt wohnte zusammen mit der Familie seines Sohnes Siegfried zuletzt in der Grafenberger Allee 398. Sein Enkel Werner emigrierte im Mai 1938 in die USA.

Adolf Goldschmidt emigrierte am 29. Dezember 1938 aus Düsseldorf in die Niederlande. Er zog zu seiner Tochter Margarethe. Sie war mit dem Niederländer Josef van den Bergh verheiratet und wohnte seit vielen Jahren mit ihrem Mann und den zwei Töchtern in Dordrecht im Haus Singel 135. Adolf Goldschmidt zog zu ihnen.

Am 10. November 1942 erfolgte eine große Razzia der deutschen Behörden gegen die jüdische Bevölkerung. In Dordrecht wurden 29 Juden auf der Straße und aus ihren Unterkünften heraus verhaftet. Im Haus Singel 229 hielten sich mehrere jüdische ältere Menschen versteckt. Unter ihnen war auch der 91-jährige Adolf Goldschmidt. Er war erst am 1. September 1942 in das Haus gekommen. Nach der Verhaftung wurde er in das sogenannte Durchgangslager Westerbork gebracht.

Am 6. Dezember 1942 starb Adolf Goldschmidt im Lager Westerbork . Seine Tochter, die sich ebenfalls im Lager Westerbork befunden hatte, war kurz zuvor mit ihrer Familie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Adolf Goldschmidt wurde am 9. Dezember 1942 auf dem jüdischen Friedhof in Assen in den Niederlanden begraben.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf