Levison, Reinhold
Am 12. Juni 1906 wurde Reinhold Levison als Sohn des Arztes Dr. Carl Levison und dessen Frau Fanny Leubsdorf geboren. Er hatte zwei Geschwister: Robert (1903–1951 USA) und Paul Nathan (1902–1950 Bolivien). 1907 verstarb sein Vater Carl Levison im Alter von nur 32 Jahren. Seine Mutter wohnte in den folgenden Jahren im eigenen Haus Schwanenmarkt 3.
Reinhold Levison arbeitete als Kaufmann, Lehrer und Erzieher. Er wohnte in Düsseldorf im Haus Karltor 2. In der Pogromnacht im November 1938 wurde seine Wohnung zerstört, und Reinhold Levison wurde mit seinen Brüdern verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Am 17. November 1938 wurde sein Name mit der Häftlingsnummer 29465 in das Eingangsbuch des Konzentrationslagers Dachau eingetragen. Während sein Bruder Robert am schnellsten aus der „Schutzhaft“ entlassen wurde, mussten Reinhold und Paul Levison bis Ende Januar 1939 im Konzentrationslager Dachau bleiben. Ihre Entlassung erfolgte, nachdem ihre Mutter das Geld für ihre Ausreise aus Deutschland nachgewiesen hatte.
Reinhold Levison plante wie sein Bruder Robert aus Deutschland auszuwandern, aber diese Pläne scheiterten, vielleicht auch, weil er seine Mutter nicht alleine lassen wollte. Am 18. Januar 1940 heiratete er Hildegard Salomon, die er bereits seit 1934 kannte. Am 10. Juli 1940 wurde ihnen ein Sohn, Dan, geboren, aber das Kind verstarb am 1. Dezember desselben Jahres. Reinhold Levison und seine Frau lebten kurzfristig in Köln und dann in Schniebinchen in der Niederlausitz, wo Reinhold Levison als Erzieher in der jüdischen Ausbildungsstätte arbeitete.
Im August 1941 kamen sie wieder nach Düsseldorf zurück. Dort wohnten sie zusammen mit seiner Mutter Fanny Levison in deren Haus am Schwanenmarkt 3. Dieses Haus war zwischenzeitlich zu einem sogenannten „Judenhaus“ geworden.
Am 27. Oktober 1941 wurde Reinhold Levison mit seiner Frau und seiner Mutter von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie im Zimmer 11 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Am 2. März 1942 wurde im Ghetto ihre Tochter Chana geboren. Reinhold Levison gelang es, für sich, seine Frau und seine neugeborene Tochter die Deportation Anfang Mai 1942 abzuwenden. Als Begründung gab er im Antrag an, dass er sich seit dem 8. April 1942 im Krankenhaus des Ghettos in der Hanseatenstraße befinde und auch seine Frau von der Geburt noch geschwächt sei. Seine Mutter konnte er nicht vor der „Aussiedlung“ schützen. Sie wurde am 7. Mai 1942 ins Vernichtungslager Chełmno gebracht und ermordet.
Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte Mitte Mai 1942 konnte Reinhold Levison mit seiner Familie am 19. Mai 1942 innerhalb des Ghettos in ein Zimmer der Wohnung 2 in der Sperlinggasse 10 umziehen. Seine Tochter Chana verstarb am 21. Juni 1942 im Ghetto. Als offizielle Todesursache wurde „Lungenentzündung“ angegeben. Reinhold Levison überlebte seine Tochter nur um wenige Wochen. Er verstarb am 28. August 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź an Unterernährung.
Seine Frau Hildegard Levison wurde am 10. März 1944 mit einem Arbeitstransport aus dem Ghetto in ein Zwangsarbeitslager nach Tschenstochau gebracht, dessen Häftlinge für eines der größten Rüstungsunternehmen Deutschlands, der Hugo Schneider AG (HASAG) arbeiten mussten. Dort wurde sie am 17. Januar 1945 von der Roten Armee befreit.