Gedenkbuch

Mendel, Lothar Hans

Am 24. August 1935 kam in Hachenburg Hans Lothar Mendel zur Welt. Sein Vater war am 4. Mai 1898 in Neunkirchen an der Saar als Sohn des Handelsmanns David Mendel zur Welt gekommen. Seine Eltern hatten 1933 in Hachenburg geheiratet. Seine Mutter Irma war dort am 12. Dezember 1899 als Tochter von Moritz und Rosa Löb, geborene Weil, zur Welt gekommen. 

Hans Lothars Eltern lebten in Saarbrücken in der Richard-Wagnerstraße 72. Dort wohnte auch sein Großvater David Mendel und sein Onkel Herbert Mendel. Seine Mutter Irma Mendel war vermutlich nur zu seiner Geburt in ihren Heimatort zurückgekehrt.

Im November 1938 lebte der dreijährige Hans Lothar Mendel noch mit seinen Eltern in Saarbrücken. In der Richard-Wagner Straße 72 erlitten sie die Gewalt und die Übergriffe im Zuge der Pogromnacht. Sein Vater Eugen Mendel und sein 71-jähriger Großvater David Mendel wurden verhaftet und am 15. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau überführt. Am 20. November 1938 durfte sein Großvater das KZ Dachau wieder verlassen. Er kehrte nach Saarbrücken zurück und starb eine Woche später, am 27. November 1938, im Bürgerhospital in Saarbrücken.

Seine Mutter Irma Mendel zog vermutlich daraufhin mit dem dreijährigen Hans Lothar zum Großvater Moritz Löb nach Hachenburg. Sie wohnten dort in der Wilhelmstraße 8. Sein Vater Eugen Mendel war dagegen weiterhin Häftling im Konzentrationslager Dachau. Erst am 4. Mai 1939 wurde er wieder aus dem KZ Dachau entlassen. 

Im Mai 1939 sah der kleine Hans Lothar Mendel nach fast sechs Monaten wieder. Sicherlich war dies eine schlimme Erfahrung für die gesamte Familie. Von Hachenburg zog die Familie Mendel/Löb zunächst nach Köln und dann nach Düsseldorf. Hans Lothar Mendel bezog am 20. Oktober 1939 mit seinen Eltern eine Wohnung in der Rochusstraße 57.

Sein Vater Eugen Mendel plante mit ihnen zu seinen Geschwistern in die USA zu emigrieren. Ein Deposit für die Emigration hatten seine Geschwister bereits hinterlegt. Mit Kriegsausbruch und Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zerschlugen sich alle Fluchtpläne.

Am 2. Januar 1940 zog Hans Lothars Großvater Moritz Löb mit seiner unverheirateten Schwester Pauline (geboren am 31. Januar 1863 in Hachenburg) zu ihnen in die Rochusstraße 57. Dort wohnten sie gemeinsam fast zwei Jahre.

Am 10. November 1941 wurde der sechsjährige Hans Lothar Mendel zusammen mit seinen Eltern in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Am 18. Dezember 1941 zog sein Großvater Moritz Löb mit dessen Schwester in die Teutonenstraße 9 in Düsseldorf. Beide wurden aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb Moritz Löb am 1. September 1942. Pauline Löb verstarb am 2. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf