Gedenkbuch

Sostheim, Ida

geb. Sostheim

Ida Sostheim kam am 8. Juni 1860 in Lippstadt zur Welt. Ihre Eltern, der Kaufmann Emanuel Sostheim und seine Frau Mina, geborene Lilienfeld, hatten fünf weitere Kinder: Simon (1868-1942), Max (1862-1932), Samuel (1858-1920), Louis (1859-1902) und Lina Sostheim (1865-1955).

Am 23. Juni 1884 heiratete Ida Sostheim den Kaufmann und Manufakturwarenhändler Salli Selig Sostheim. Ihr Mann stammte aus Borgenteich, wo er am 13. Februar 1836 zur Welt gekommen war. Er lebte seit den 1880er-Jahren in Neuss und hatte im Februar 1884 das Geschäft des Elberfelder Kaufmanns Hermann Steinberg übernommen. Salli Sostheim führte das Handelsgeschäft zunächst als „Hermann Steinberg Nachf.“ in Neuss weiter.

Am 26. Juli 1885 kam ihr Sohn Paul in Neuss zur Welt. Am 3. November 1888 folgte der Sohn Friedrich, der in der Familie Fritz genannt wurde. Am 14. Januar 1890 kam Ernst Sostheim in Neuss am Rhein zur Welt. 

1893 gründete ihr Ehemann zusammen mit Hermann Schöndorff (Düsseldorf) die Firma „Schöndorff & Co.“ mit Sitz in Düsseldorf. Hermann Schöndorff hatte im gleichen Jahr Idas Schwester Lina Sostheim (1865-1955) geheiratet.

Am 8. April 1895 verstarb Ida Sostheims Vater Emanuel Sostheim unerwartet in Lippstadt im Alter von 71 Jahren. Am 14. Mai 1895 schied ihr Mann aus der geschäftlichen Kooperation mit Hermann Schöndorff aus, da dieser die Firma mit seinem Bruder Albert Schöndorff als „Gebr. Schöndorff“ in Düsseldorf weiterführen wollte.

Ihr Mann war aktiv in der Neusser Synagogengemeinde. Ihr jüngster Sohn wohnte bis 1907 bei ihnen im Elternhaus in der Breite Straße 20. Am 8. Januar 1907 verstarb ihr Ehemann Salli Sostheim in Neuss. 

Am 5. März 1907 zog ihr Sohn Ernst Sostheim von Neuss nach Düsseldorf in die Mintropstraße 2. Hier arbeitete er als Kaufmann. Ungefähr seit 1917 lebte er in der Fischerstraße 32, wo auch Ida Sostheim wohnte.
Am 7. Dezember 1909 verstarb ihre Mutter Mina Sostheim in Lippstadt im Alter von 87 Jahren.

In den 1930er Jahren wohnte Ida Sostheim im Haushalt ihres jüngsten Sohnes Ernst Sostheim in der Fischerstraße 32. In Düsseldorf lebte auch ihr Sohn Fritz Sostheim (1888-1978) mit seiner Ehefrau Dorothea und der 1920 geborenen Tochter Ruth. Sie wohnten in der Brehmstraße 26. Fritz Sostheim arbeitete als Prokurist für die Firma Gebr. Schöndorff in Düsseldorf. Nachdem die Firma Ende 1933 „arisiert“ worden war, und Fritz Sostheim gleichzeitig als Jude entlassen worden war, zog er mit seiner Familie nach Hamburg.

Ruth Sostheim schrieb später in einem Brief an die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, dass sie sich mit ihrem Cousin Gary (Gert Sostheim) immer wehmütig an ihre früh verwitwete Großmutter Ida Sostheim erinnerte: „Wie z.B. unsere Großmutter immer den Daumen im Suppenteller hatte, wenn sie aus der Terrine die Suppe schöpfte und uns die Teller reichte, oder, was sie für lange schwarze Kleider trug, mit schwarzen Schnürstiefeln, während ich, die ich nur gerade so alt bin, wie unsere Oma Ida war, als ich Düsseldorf verließ, bunte Kleider trage…“.

Idas ältester Sohn Paul Sostheim (1885-1942) lebte in Mannheim. Im Juni 1938 hatte er sich von seiner Frau Ella Goldenberg scheiden lassen. Paul Sostheim wurde im August 1939 wegen angeblicher Rassenschande verhaftet und verurteilt. Am 30. Oktober 1939 konnte er nach Belgien emigrieren. 

Ida Sostheim und die Familie ihres Sohnes Ernst Sostheim blieben in Düsseldorf. Nur ihren Enkel Gert (später Gary) hatten sie mit einem Kindertransport 1939 nach Großbritannien retten können.
Mitte Oktober 1941 erhielt ihr Sohn Ernst in Düsseldorf die Benachrichtigung, dass er mit seiner Frau und dem Sohn Heinz für den ersten Deportationstransport aus Düsseldorf vorgesehen sei.

Daraufhin zog Ida Sostheim am 25. Oktober 1941 in das Haus Bilker Straße 25. Die Immobilie gehörte der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Zwei Tage später wurde ihr Sohn Ernst Sostheim mit seiner Frau und dem fünfzehnjährigen Heinz vom Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf in das Ghetto Litzmannstadt deportiert.

Am 27. März 1942 zog Ida Sostheim von der Bilkerstraße 25 in ein Zimmer im Altenheim der Jüdischen Gemeinde in die Grafenberger Allee 78. Am 21. Juli 1942 wurde sie vom Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort wurde sie in das Gebäude Q 609 einquartiert. Ida Sostheim verstarb dort am 17. November 1942. Sie wurde 82 Jahre alt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf