Gedenkbuch

Bonn, Walter

Am 5. Juni 1912 kam Walter Bonn in Kaldenkirchen am Niederrhein zur Welt. Seine Eltern Alex und Emmy Bonn, geborene Leyens, bekamen am 30. Juli 1921 noch ein weiteres Kind: Walters neun Jahre jüngerer Bruder Hans Günther. Seine Mutter Emmy stammte aus Schwanenberg, wo sie am 11. August 1888 zur Welt gekommen war. Sein Vater war 1885 in Bracht als Sohn von Isaak und Henriette Bonn, geborene Cappel, zur Welt gekommen.

Die Familie Bonn wohnte in Kaldenkirchen. Sein Vater Alex Bonn hatte 1911 die Firma „J. Bonn, Manufaktur- und Kurzwarengeschäft“ mit Sitz in Kaldenkirchen ins Handelsregister eintragen lassen. Inhaber neben Alex Bonn waren noch sein Vater Isaak Bonn und sein Onkel Max Bonn. Im Dezember 1919 wurde sein Vater alleiniger Inhaber des Geschäfts und seine Mutter erhielt Prokura.

Am 9. Mai 1930 zog Walter Bonn, damals noch kaufmännischer Lehrling, nach Düsseldorf. Er wohnte bei der Familie seiner Tante Frieda Jordan, geborene Leyens, in der Hüttenstraße 144. Er lernte nun bei seinem Onkel Max Jordan, der eine Firma in der Metallbranche leitete.

Während seiner Abwesenheit beging sein Vater Alex Bonn am 20. Juni 1930 in Kaldenkirchen Suizid. Vermutlich hatte der Tod seines Vaters mit den Problemen der elterlichen Firma im Zuge der Weltwirtschaftskrise zu tun. In der Ausgabe der Dortmunder Zeitung vom 20. Juli 1930 gab es eine Meldung „Zur Zahlungseinstellung der Firma Alex Bonn (Konfektion), Kaldenkirchen“. Im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf wurde in der Ausgabe Nr. 38 im Jahr 1930 vermeldet, dass am 12. September 1930 das Konkursverfahren eröffnet sei. Am 14. Februar 1931 vermeldete das Amtsgericht Krefeld die Aufhebung des Verfahrens nachdem die Erben einen Zwangsvergleich am 27. Januar 1931 angenommen hatten.

Am 31. Oktober 1935 zog Walter Bonn wieder nach Kaldenkirchen in sein Elternhaus in der Hochstraße 22. Walter Bonn emigrierte von dort in die Niederlande. 1937 wohnte er zusammen mit seiner Mutter Emmy Bonn und seinem Bruder Hans in Venlo in der Nieuwstraat 27. In der Zeitschrift „Nieuwe Venlosche Courant“ vpm 16. Januar 1937 wurde ein Handelsregistereintrag vermeldet: „Doss. 3309. „De Moderne Stoffeering“, Venlo, Nieuwstraat 27. Wijziging handelsnaam: W. Bonn“.

Später unterhielt Walter Bonn in Venlo eine Metallwarenfabrik in der Broekstraat 134-138. Im September 1940 suchte er über Anzeigen der Zeitschrift „Nieuwe Venlosche Courant“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Im September 1940 schrieb seine Tante Frieda Jordan aus Düsseldorf an ihre Tochter Inge im Ausland: „Von Tante Emmy haben wir laufend Nachricht, es geht ihnen gut.“ Außerdem schrieb sie: „Hast Du Walter noch vor Deiner Reise zur Verlobung gratuliert? Sonst mußt Du das gelegentlich nachholen, augenblicklich haben sie Besuch von der Braut.“ Und am 23. September 1940 schrieb sie: „Von Tante Emmy hatten wir auch diese Woche Brief und ein Päckchen. Es geht ihnen allen gut, und sie haben viel Arbeit in ihrem Betrieb. Walter ist glücklicher Bräutigam.“

Am 1. Mai 1941 schrieb Frieda Jordan: „Von Tante Emmy und den Jungens haben wir ziemlich regelmäßig Nachricht, die Jungens sind immer stark beschäftigt und schreiben meistens nur einen Gruß, Walter hatte Ostern Besuch von seiner Braut, sie sind jetzt gerade schon 1 Jahr verlobt.“

Am 11. April 1942 heiratete Walter Bonn in Venlo die Niederländerin Hermine „Mimi“ Hertz. Seine Frau stammte aus Rotterdam, wo sie am 3. Dezember 1918 zur Welt gekommen war. Am 23. September 1942 wurde Walter Bonn in Venlo verhaftet. Er wurde zunächst in das Arbeitslager Ochten gebracht. Seine Frau folgte ihm „freiwillig“ am 2. Oktober 1942 in das Arbeitslager.

Am 5. Oktober 1942 wurde Walter Bonn mit seiner Frau in das Judendurchgangslager Westerbork eingeliefert. Dort war er zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter. Auf seiner Karte wurde Baracke 63 notiert. Fast ein Jahr verbrachten Walter Bonn im „Judendurchgangslager“ Westerbork. Seine Mutter Emmy Bonn wurde aus dem Lager am 25. Mai 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft am 28. Mai 1943 ermordet.

Am 14. September 1943 mussten auch Walter Bonn und seine Frau Mimi auf einen Transport. Er führte in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Bei der Selektion nach der Ankunft in Auschwitz wurde Walter Bonn als Häftling ins Lager aufgenommen und erhielt die Häftlingsnummer 150622. Auch seine Frau Mimi Bonn wurde ins Lager aufgenommen. Sie kam in den Block 10, einen Frauenblock im Männerlager. 

Der 31-jährige Walter Bonn musste als KZ-Häftling Zwangsarbeit leisten. Am 30. Januar 1944 wurde er als Häftling im Außenlager Monowitz registriert. Mehrfach muss der kranke Walter Bonn in die Krankenbaracke des Lagers Monowitz. Zuletzt am 20. April 1944. Sein Name steht auf einer Liste von kranken Häftlingen, die am 21. April 1944 wieder in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt wurden. Walter Bonns Tod wurde am 21. April 1944 in den Totenbüchern von Auschwitz eingetragen. Das Todesdatum seiner Frau Mimi Bonn ist der 30. Juni 1944. Sie starb nach einer Typhusinfektion.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf