Gedenkbuch

Brodt, Heinrich

Heinrich Brodt stammte aus Boskowitz in Mähren, wo er am 22. September 1874 geboren worden war. Hier lernte er auch Karoline (Lina) Stefanski kennen. Sie heirateten und zogen nach Zwittau, wo am 9. September 1901 ihr erster Sohn Adolf geboren wurde. 

Am 9. März 1914, als der zweite Sohn Walter geboren wurde, lebten sie bereits in Düsseldorf. Die Familie wohnte in der Flurstraße 14. Heinrich Brodt kämpfte zum Zeitpunkt der Geburt seines zweiten Sohnes Walter als Soldat im Ersten Weltkrieg. Vermutlich wurde er verwundet, da er später im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź als Invalide bezeichnet wurde. Von Beruf war Heinrich Brodt Installateur. Ab 1914 wohnte er mit seiner Familie im Haus Lessingstraße 25. Dort zog später auch sein Sohn Adolf mit seiner Ehefrau Malvine, geborene Jellinek, ein. Sie wohnten in der zweiten Etage, Heinrich Brodt mit seiner Frau in der ersten Etage. Am 25. Mai 1933 wurde Heinrich Brodts Enkelin Ilse Else geboren. 

Während der Pogromnacht 1938 wurde Heinrich Brodt festgenommen und bis zum 11. November 1938 im Polizeigefängnis Düsseldorf festgehalten. Auch seine Söhne Adolf und Walter wurden verhaftet. Sie wurden am 16. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert. 

Am 27. Oktober 1941 wurde Heinrich Brodt mit seiner ganzen Familie von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort wurden sie mit 88 weiteren Deportierten in das Zimmer 11 der „Düsseldorfer“ Kollektivunterkunft Fischstraße 15 eingewiesen. Im Ghetto musste Heinrich Brodt sein Düsseldorfer Arbeitsbuch (Nr. 169/295987) abgeben. Er erhielt zunächst auch im Ghetto sein monatliches Ruhegehalt der Landesversicherungsanstalt der Rheinprovinz über 49 Mark. Diese Zahlungen wurden spätestens im März/April 1942 eingestellt. 

Heinrich Brodt sollte mit seiner Frau und seinem Sohn Adolf am 12. Mai 1942 aus dem Ghetto „ausgesiedelt“ werden, aber mit einem Schreiben des „Düsseldorfer Kollektivs“ an die „Aussiedlungskommission des Amtes für Eingesiedelte“ gelang ihre Rückstellung. Am 18. Mai 1942 zog er in zwei Zimmer der Wohnung 41 in der Fischstraße 9. Seine Brotkartennummer 168157 ist überliefert. Am 18. Juni 1942 verstarb seine Ehefrau Karoline im Ghetto.

Am 25./26. November 1942 wurde Heinrich Brodt probeweise beim Ordnungsdienst des Ghettos aufgenommen und am 15. Januar 1943 endgültig als Ordnungsmann eingestellt. Anfang Juli 1944 wurde er in das Zentralgefängnis des Ghettos gebracht. Am 7. Juli 1944 wurde er mit dem Transport Nr. 126 aus dem Ghetto „ausgesiedelt“ und im Vernichtungslager Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf