Henochsberg, Robert Josef
Robert Josef Henochsberg wurde am 10. August 1906 in Mainz als erster Sohn von Raphael Joseph (genannt Richard) Henochsberg und dessen Ehefrau Anna Hartmann geboren. 1907 zog die Familie nach Düsseldorf. Sein Bruder Rudolf, genannt Rudi, Henochsberg kam am 24. Oktober 1912 in Düsseldorf zur Welt. Sein Vater arbeitete als Textilvertreter. Seit 1930 wohnte die Familie Henochsberg im Haus Industriestraße 41.
Robert Henochsberg arbeitete als Polsterer. Sein Bruder Rudi Henochsberg ging Ende des Jahres 1935 nach Barcelona, um im Spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen. Er wurde später (1943) verhaftet und überlebte mehrere Konzentrationslager, darunter das Lager Auschwitz.
Für die Nationalsozialisten galt Robert Henochsberg als „Mischling 1. Grades“, da seine Mutter keine Jüdin war. 1935 war er mit der nichtjüdischen Anneliese Küper befreundet. Aus der Beziehung wurde am 6. Januar 1936 ein Kind geboren, für das Robert Henochsberg später Unterhalt bezahlte.
Im Jahr 1939 wurde die Gestapo auf ihn aufmerksam. Am 11. Juli 1939 wurde er, zusammen mit seinem Vater, festgenommen, weil sie im Verdacht standen, bei der „Verschiebung von Juden“ ins Ausland behilflich gewesen zu sein. Robert Henochsberg erhielt eine einmonatige Haftstrafe.
In Düsseldorf musste Robert Henochsberg seit September 1940 im geschlossenen Arbeitseinsatz mit anderen männlichen Juden Zwangsarbeit leisten. Mit dem Lohn unterstützte er auch seine Eltern. Ein Vermerk in seiner Gestapoakte vom 2. Dezember 1940 belegt, dass er mit zehn anderen Arbeitern zwei Wochen unentschuldigt auf der Baustelle für das Freibad Stoffeln gefehlt habe. Am 8. Dezember 1940 bat Robert Henochsberg, wie ebenfalls in der Gestapoakte vermerkt wurde, um Urlaub ab dem 17. Dezember bis Jahresende 1940. Grund sei seine geplante Ziviltrauung in Brilon sowie die religiöse Hochzeit am 20. Dezember 1940 in Mainz. Der Urlaub wurde ihm gewährt. Am 18. Dezember 1940 heiratete er in Brilon Elly Goldschmidt. Nach der Hochzeit zog sie zu ihrem Ehemann nach Düsseldorf.
Seine Frau Elisabeth, genannt Elly, Goldschmidt war am 8. Dezember 1910 in Brilon zur Welt gekommen. Sie war die Tochter von Israel und Auguste Goldschmidt, geborene Stamm. Elly hatte noch fünf Geschwister.
Am 21. Mai 1941 ließ die Gestapo den Pass von Robert Henochsberg sperren, dadurch war eine legale Ausreise aus Deutschland nicht mehr möglich. Am 28. Juli 1941 verstarb Elly Henochsberg Mutter in Brilon. Am 4. November 1941 wurde Robert Henochsberg in Düsseldorf mitgeteilt, dass er für den Transport nach Minsk vorgesehen sei. Am 10. November 1941 wurden Elly und Robert Henochsberg vom Güterbahnhof Derendorf ins Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.
In einem Interview, dass heute im Archiv der Wiener Library liegt, schilderte 1957 die evangelische Rot-Kreuz-Schwester Erika Bachler ihre Erlebnisse im Kriegslazarett in Minsk. Dabei erwähnte sie ausführlicher ihre Begegnung mit Robert Henochsberg. „Wie auf jedem Gebiete herrschte am Minsker Krankenhaus auch ein großer Mangel an Schreibkräften. Aber dieses Problem verursachte keinerlei Schwierigkeiten, gab es doch im Ghetto genügend qualifizierte, gebildete deutsche Juden, mit denen solche Posten leicht zu füllen waren. (…) Besonderen Anteil nahm ich an (…), und einem jungen Architekten Henochsberg, einem Halbjuden aus Düsseldorf, der uns Schwestern half, unsere Zimmer ganz reizend herzurichten. (…) Als ich nachhause in den Urlaub fuhr, trat ich von Deutschland aus mit den Angehörigen von Herrn Henochsberg in Verbindung, die dann später an meine Adresse in Minsk ihm regelmäßig 100 gr. Päckchen mit Nahrungsmitteln sandten, was für mich höchst gefährlich war und auch bald bemerkt wurde. (…) Eines Tages wurde das Gerücht verbreitet, alle deutsch-jüdischen Kräfte müssten in das Ghetto zurück. Ihre Aufregung war unbeschreiblich groß. Ich riet Herrn Henochsberg, der sich bei mir ausweinte, dringend, doch zu versuchen, zu den Partisanen zu entkommen. (…) Was aus Herrn Henochsberg und den übrigen Juden, die bei uns arbeiteten, geworden ist, habe ich leider nicht ermitteln können. (…) Nach dem Zusammenbruch erhielt ich einen verzweifelten Brief von der Familie Henochsberg aus Düsseldorf mit der Nachricht, dass sie nie mehr etwas von ihrem Sohn wieder gehört hätten.“