Gedenkbuch

Löwenstein, Rosa

geb. Weyl

Rosa Weyl kam am 25. August 1877 als Tochter des Kaufmanns Samuel Weyl (geboren 1842) und seiner Frau Bertha, geborene Isaac (geboren 1850), in Bocholt zur Welt. Sie hatte mit Ernst (1873-1942), Julius (1874-1942), Karl (1876-1938), Otto (1878-1932), Willy (1880-1933) und Anna (1888-1930) sechs Geschwister. Rosas Eltern hatten sich im Januar 1872 verlobt und anschließend geheiratet. 

Rosas Vater Samuel Weyl war gemeinsam mit seinen Brüdern Inhaber einer Textil-Fabrik, die zunächst Weyl & Cohen hieß und 1879 in Weyl & Sohn umbenannt wurde. Der Sitz der Firma war in Bocholt, später wurde eine Zweigstelle in (Wuppertal) Elberfeld gegründet. 1888 wurden Rosas Vater Samuel Weyl und ihr Onkel Abraham Weyl zu einer Geldstrafe von je 100 Mark verurteilt, weil sie die jugendlichen Arbeiter in ihrer Fabrik mehr als zehn Stunden arbeiten ließen.

Im April 1899 gaben die 21-jährige Rosa Weyl und der 1868 in Iserlohn geborene Bankier Josef Isaak Löwenstein ihre Verlobung bekannt. Josef Löwenstein scheint vor der Heirat mit Rosa für einige Jahre in Amerika gelebt zu haben, bis er von dort aus nach Deutschland zurückkehrte. Die Eheleute wohnten zunächst in Iserlohn. Hier kamen ihre drei Kinder Hans Josef (geboren 1900), Fritz Josef (geboren 1901) und Ruth (geboren 1905) zur Welt. Aus einer Zeitungsanzeige von Mai 1901, in der die Eheleute nach einer Haushaltshilfe suchten, geht hervor, dass sie zu dieser Zeit auf der Wermingserstraße 41 gewohnt hatten. Ein Jahr später wohnte die Familie bereits auf dem Westerthor 4. Rosas Mann Josef Löwenstein war zunächst mit seinem Bruder Moritz Inhaber der Bank Wallach & Immanuel, welche 1905 vom Barmer Bankverein übernommen wurde. Josef und Moritz Löwenstein übernahmen im Anschluss an die Übernahme die Leitung einer neu eröffneten Filiale der Barmer Bank in Iserlohn. Zudem war Josef Löwenstein Mitglied im Kaufmännischen Verein.

Es folgte ein weiterer Umzug in Iserlohn. 1907 wohnten Rosa Löwenstein und ihre Familie auf dem Westerthor 10. Im selben Jahr wurde ihr Mann Josef zum Direktor der Duisburger Filiale des Barmer Bankvereins ernannt.

Im Dezember 1915 verstarb Rosas Vater im Alter von 73 Jahren in Haltern. Die Fabrik ihres verstorbenen Vaters wurde nun von ihren Brüdern und ihre Mutter verwaltet. Ihre Mutter starb 1925 im Alter von 75 Jahren in Olfen, Coesfeld.

Rosa Löwenstein und ihre Familie zogen nach Düsseldorf. Hier wohnte auch Rosas älterer Bruder Julius Weyl, der als Kinderarzt arbeitete. Er wohnte mit seiner Familie auf der Schadowstraße 56/58. Im Juli 1938 zog Dr. Julius Weyl nach Paris.

Auch Rosas Bruder Carl Weyl wohnte in Düsseldorf. Ihm gehörte das Haus auf der Lindemannstraße 35, wo auch noch andere jüdische Familien lebten. Während des Novemberpogroms 1938 wurde das Haus überfallen und Carl Weyl so schwer misshandelt, dass dieser im Dezember 1938 seinen Verletzungen erlag. 

Eine Rosa Löwenstein war 1932 die Vorsitzende der Schwesternvereinigung der Düsseldorf-Loge, gegründet 1921 auf der Grafenberger Allee 78. Der Verein kümmerte sich um die Unterhaltung des Tagesheimes für vorschulpflichtige Kinder, des Kinderhortes für Schulkinder, der Heimabende für schulentlassene berufstätige Mädchen. Ob dies die 1877 geborene Rosa Löwenstein war, lässt sich leider nicht klären.

Rosas Ehemann Josef Löwenstein verstarb am 13. März 1936 im Alter von 68 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof begraben. Zu dieser Zeit hatten die Eheleute auf der Prinz-Georg-Straße 54 gewohnt. Nach dem Tod ihres Mannes zog die verwitwete Rosa Löwenstein auf die Prinz-Georg-Straße 79. Am 16. Juni 1936 folgte der der Umzug nach Berlin-Wilmersdorf. Hier lebte sie ab dem 22. Juni 1936 in der Duisburgerstraße 9 bei Verwandten. Am 20. April 1937 zog sie zur Düsseldorfer Straße 47 und wohnte dort zur Untermiete bei Familie Gans. Am 1. Juli 1939 zog sie in das Haus Kurfürstendamm 160. Dort hatte sie ein Zimmer bei der Familie Engel gemietet.

Rosa Löwenstein wurde am 19. Januar 1942 von Berlin aus in das Ghetto Riga deportiert. Aus dem Ghetto sind keine Dokumente überliefert, die Auskunft über ihren weiteren Weg geben. Sie hat nicht überlebt.

Rosas Bruder Dr. Julius Weyl wurde im September 1942 in Paris festgenommen und über das Durchgangslager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er kurze Zeit ermordet wurde. Ihr Bruder Ernst Weyl wurde am 31. Juli 1942 von Münster über Bielefeld in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 23. September 1942 folgte die Deportation in das Vernichtungslager Treblinka, wo er ermordet wurde. Rosas Brüder Otto und Willy Weyl sowie ihre Schwester Anna Cosmann, geborene Weyl, waren bereits in den 1930er Jahren verstorben. Rosas Sohn Hans Löwenstein überlebte den Holocaust und starb 1982 in den USA. Der weitere Weg ihrer beiden Kinder Fritz und Ruth Löwenstein ist unbekannt.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.