Lippmann, Inge
Am 14. März 1926 wurde Inge Lippmann in Düsseldorf geboren. Ihre Eltern, der Kaufmann Alwin Lippmann und Rosel Cahn, hatten am 2. Dezember 1921 geheiratet. Ihre Mutter stammte aus Weitmar bei Bochum, wo sie am 30. Oktober 1901 zur Welt gekommen war. Inges Vater war am 21. Januar 1892 in Düsseldorf geboren worden.
Inge hatte noch eine ältere Schwester namens Hannelore, die am 12. Oktober 1922 in Düsseldorf zur Welt gekommen war. Die Familie wohnte in der Steinstraße 66. Inges Vater Alwin Lippmann arbeitete als Kaufmann. Er war seit 1919 Mitinhaber der Metallverarbeitungsfirma Vogelsang in Düsseldorf. 1924 gründeten ihre Eltern die Offene Handelsgesellschaft A. Lippmann & Co., Grundstücksmakler, mit Sitz in Düsseldorf auf der Kreuzstraße 69.
Ihre Schwester Hannelore konnte noch das Auguste-Victoria-Lyzeum besuchen. Inge wurde in die jüdische Volksschule eingeschult. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Alltag der Familie immer schwieriger. Ihr Vater engagierte sich stark in der Jüdischen Gemeinde und im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten. Er war auch Vorsitzender der Sportabteilung „SCHILD“ des RJF in Düsseldorf. Ob Inge oder ihre Schwester im Schild aktiv Sport betrieben, wissen wir leider nicht.
Am 11. August 1938 zog Inge Lippmann mit ihrer Familie von der Charlottenstraße 36 in die Grafenberger Allee 88. Dort erlitten sie vermutlich die Überfälle auf jüdische Wohnungen während des Novemberpogroms 1938. Am 13. Dezember 1938 zog Inge Lippmann mit ihrer Familie nach Werne. Dort wohnen sie zunächst in der Bonenstraße 20. Am 6. Februar 1939 zogen sie in die Steinstraße 33. Ihre Schwester Hannelore Lippmann meldete sich von dort als „Haustochter“ am 18. September 1939 wieder nach Düsseldorf in die Harleßstraße 8 ab. Dort wohnte mittlerweile ihre Großmutter Helene Cahn, geborene Gumpert (28. Juli 1869 Werne an der Lippe – 21. September 1942 Treblinka).
Am 12. Januar 1940 zog Inge mit ihren Eltern von Werne nach Dortmund. Dort wohnten sie im Westenhellweg 91/93. Später war ihre Adresse Königswall 46. Am 27. April 1942 wurden Inge Lippmann und ihre Eltern und ihre Schwester Hannelore von der Gestapo aus der Wohnung geholt. Am nächsten Tag wurden sie in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund gebracht. Am 30. April 1940 wurde die vier mit weiteren Dortmunder Juden in das Ghetto Zamość deportiert.
Im Ghetto von Zamość wurde ihr Vater Alwin Lippmann zum Kommandeur des jüdischen Ordnungsdienstes bestimmt, den er neu organisierte. Ihr Vater wurde von dem polnischen Judenratsvorsitzenden Mendel Garfinkiel als ungewöhnlich dynamische und kraftvolle Persönlichkeit geschildert. Er habe es verhindert, dass in den Ordnungsdienst Spitzel der Gestapo eingeschleust wurden. Die deutsche Verwaltung habe großen Respekt vor ihm gehabt. Einmal sei es ihm gelungen, alleine nach Lublin zu fahren und mit einem ganzen Eisenbahnwaggon voller Lebensmittel zurückzukommen.
Nach der Auflösung des Ghettos am 16. Oktober 1942 wurden alle Juden aus Zamość in das 21 Kilometer entfernte Dorf Izbica getrieben und von dort in die Vernichtungslager nach Bełżec oder Sobibór deportiert. Darunter waren vermutlich auch Inge Lippmann, ihre Mutter und ihre Schwester. Ihr Vater Alwin Lippmann konnte flüchten. Er wurde nach dem 24. August 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.